Normale Funktionen der Leber
Die Leber ist das größte solide Organ des Menschen und erfüllt wesentliche Funktionen für Stoffwechsel, Entgiftung und Bildung körpereigener Verbindungen. Die Funktionen der Leber sind damit sehr vielfältig; sie werden bei Krankheiten des Organs getrennt und systematisch untersucht.
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Inhaltsverzeichnis
Überblick
Im Einzelnen handelt es sich bei den Leberfunktionen (a) um den auf- und abbauenden Stoffwechsel (Metabolisierung) von Fetten, Eiweißen (Proteinen) und Kohlenhydraten, (b) um die Entfernung und Entgiftung toxischer Substanzen aus dem Blutkreislauf, die anschließend über die Galle in den Darm ausgeschieden werden oder über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden werden können, und (c) m die Bildung von Galle, die für die Verdauung erforderlich ist und mit der Giftstoffe abtransportiert werden.
Folgende Funktionen der Leber sind damit differenzierbar und getrennt untersuchbar:
- Zentrales Stoffwechselorgan:
- Stoffwechselprozesse im Eiweiß-, Fett- und Kohlenhydrathaushalt des Körpers,
- Energiebereitstellung (durch Abbau von Glykogen) und Energiespeicherung (durch Aufbau von Glykogen),
- Bildung von Blutbestandteilen, wie von Albumin und von Transportproteinen für Hormone, Fette, Fremdstoffe (z. B. Medikamente) etc.,
- Stoffwechselprozesse im Eiweiß-, Fett- und Kohlenhydrathaushalt des Körpers,
- Zentrales Entgiftungsorgan:
- Aufnahme von Giftstoffen und von Infektionserregern aus dem Blut,
- Ausscheidung von höhermolekularen Giftstoffen mit der Galle
- Löslichmachung niedermolekularer Substanzen, damit sie mit den Nieren ausgeschieden werden können,
- Produktion von Galle für die Fettverdauung und -resorption im Darm.
Stoffwechselfunktionen
Die Funktion der Leber als Stoffwechselorgan umfasst eine Vielzahl von Leistungen, die für den übrigen Körper entscheidend sind. Dazu gehören:
- die Verarbeitung der vom Darm aufgenommenen Nahrungsstoffe (Aminosäuren, Zucker, Fettsäuren etc.) zu körpereigenen Substanzen, die von anderen Organen weiter verwendet werden,
- die Bildung von Gerinnungsfaktoren, die dafür sorgen, dass sich das Blutgefäßsystem bei Verletzung abdichtet,
- die Bildung von Albumin, welches dafür sorgt,
- dass Blutflüssigkeit nicht ins Gewebe übertritt, sondern in der Blutbahn bleibt, und
- dass schlecht lösliche Substanzen im Blut (in Bindung an Albumin) transportiert werden können, was beispielsweise für einige Hormone, Fette und auch Medikamente eine erforderlich ist,
- die Bildung von Energiereserven (Glykogen, Fette), die im Bedarfsfall rasch nutzbar gemacht werden können,
- Speicherung lebenswichtiger Substanzen (Vitamine, z. B. A oder B12),
- die Aktivierung und Deaktivierung von Hormonen (z. B. von Geschlechts- und Nebennierenhormonen oder dem D-Hormon),
- die Bildung und Bereitstellung von Kreatin für die Muskulatur.
Entgiftungsfunktion
Die Entgiftungsfunktion beinhaltet das Herausfiltern von Schadstoffen, Bakterien und bakteriellen Giften aus dem Darm. Sie betrifft den Abbau von toxischen Substanzen inklusive von Alkohol, Umweltgiften und Medikamenten (siehe unter Medikamentenstoffwechsel und Toxischer Leberschaden). Durch einen Stoffwechselprozess werden primär wasserunlösliche Verbindungen wasserlöslich und damit für die Nieren ausscheidungsfähig gemacht. Große, von den Nieren nicht filtrierbare Moleküle werden von der Leber selbst über die Galle ausgeschieden.
Gallebildung
Die Bildung von Galle ist für die Verdauung von Fetten notwendig. Die Galle hat die Fähigkeit, Fette in feinste Tröpfchen zu zerteilen und damit für die Verdauungsenzyme aus Darm und Bauchspeicheldrüse angreifbar zu machen; sie ist ein biologischer Emulgator. Sie fördert zudem die Aufnahme der bei der Fettverdauung entstehenden Spaltprodukte und der fettlöslichen Vitamine (dies sind die Vitamine A, D, E und K) durch die Darmwand.
Funktionsreserve
Um die verschiedenen Aufgaben erfüllen zu können, muss die Leber eine hohe Kapazität für ihre Funktionen besitzen und sehr gut durchblutet sein. Die Kapazität ist für Spitzenleistungen ausgelegt, wie sie nach großen Mahlzeiten und bei körperlicher Anstrengung erforderlich werden, und übertrifft den Ruhebedarf derart, dass (ohne Belastungsspitzen) auf etwa die Hälfte des Organs verzichtet werden kann, so beispielsweise wenn eine operative Resektion (z. B. bei einem Lebertumor) notwendig sein sollte.
Funktionsstörungen bei Leberkrankheiten
Wenn die Leber erkrankt ist, kann es zu erheblichen Funktionsstörungen kommen, die sich auf den gesamten Körper auswirken. Beispiele:
- Eine Störung der Gallebildung oder die Behinderung des Galleflusses in den Darm, wie sie bei einer Cholestase vorliegt, hat komplexe Auswirkungen auf den Körper. Es kann zu einer Gelbsucht mit Ansammlung toxischer Produkte im Körper und zu einer Verdauungsstörung , insbesondere bei der Fettverdauung, kommen.
- Eine Störung der Stoffwechselfunktion kann zu einer unzureichenden Bildung von Gerinnungsfaktoren und damit zu einer Blutungsneigung führen (Beispiele: dekompensierte Leberzirrhose oder akute Leberdystrophie).
- Eine unzureichende Entgiftungsfunktion von Medikamenten hat Auswirkungen auf ihre Konzentration und Wirkdauer. Medikamente, die in der Leber entgiftet werden, müssen bei einer ausgeprägten Funktionsstörung geringer dosiert oder abgesetzt werden (Beispiel: dekompensierte Leberzirrhose). Siehe auch hier.
Störungen der Leberfunktion
Zu den krankheitsbedingten Störungen der Leberfunktion siehe hier.
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Verweise
Fachinfos
Patienteninfos
Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).