Die Galle

Artikel aktualisiert am 15. Mai 2019

Die Galle ist ein Exkret der Leber und wird von Leberzellen (Hepatozyten) über die Gallenwege in den Zwölffingerdarm (Duodenum) ausgeschieden. Dort helfen die in der Gallenflüssigkeit befindlichen Gallensäuren bei der Fettverdauung. Über die Galle werden viele Stoffwechselendprodukte ausgeschieden, so Bilirubin und speziell auch Medikamente und deren Abbauprodukte.


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Bildung und Ausscheidung

Die Gallenflüssigkeit wird von den Leberzellen (Hepatozyten, Leberparenchymzellen) und den duktulären Zellen der Gallenwege gebildet. Landläufig wird die „Galle“ manchmal fälschlicherweise mit der Gallenblase gleichgesetzt („Ich habe keine Galle mehr“ für „Ich habe keine Gallenblase mehr“).

Die Gallenflüssigkeit gelangt über die intrahepatischen Gallenwege (Cholangiolen und Cholangien) in den Gallengang (Ductus hepatocholedochus) und schließlich durch die Duodenalpapille (Papilla Vateri) in den Zwölffingerdarm (Duodenum). Der Schließmuskel des Ausführgangs an der Papille (Sphincter Oddi) reguliert den Gallenfluss in den Darm je nach Bedarf. Wird Galle im Darm zur Verdauung benötigt, so öffnet er sich. Wenn sie dagegen im Darm nicht benötigt wird, bleibt ddie Papille kontrahiert. In dieser Phase der Nüchternheit wird jedoch weiterhin Galle von der Leber gebildet, die dann in der Gallenblase zwischengespeichert wird. Zu den Mahlzeiten kommt es – bedingt durch die hormonartige Mittlersubstanz Cholecystokinin – zur Öffnung des Gallengangsverschlusses und zudem auch zu einer Gallenblasenkontraktion. Damit steht auf einen Schlag genügend Galleflüssigkeit für die Verdauung zur Verfügung.

Nach einer Gallenblasenentfernung (Cholecystektomie) gibt es keine Gallereserve für Verdauungsphasen mehr. Die Galle fließt ständig in den Dünndarm. Eine besondere Verstärkung des Galleflusses auf Anforderung durch das Hormon Cholecystokinin, das eine Entleerung der Gallenblase bewirkt, kann nicht mehr zustande kommen. Dies kann bei fettreichen und größeren Mahlzeiten zu Beschwerden führen. Um sie zu vermeiden, empfiehlt es sich, eher kleine und verteilte Mahlzeiten zu sich zu nehmen und Fett zu reduzieren.

Gallensalzabhängiger Gallenfluss

Die von den Leberzellen gebildete Galle enthält als wesentlichen Bestandteil Gallensalze (Salze der Gallensäuren). Ihre Ausscheidung in die Gallenkapillaren bewirkt eine Mitnahme von Lösungswasser und führt damit zu einem Gallenfluss. Dies kann durch Gabe von Gallensalzen (z. B. UDCA) gesteigert werden (choleretische Wirkung von UDCA). Dies wird vei einigen Krankheiten therapeutisch ausgenutzt, so bei der primär cholestatischen Cholangitis (PBC).

Gallensalzunabhängiger Gallefluss

Nicht nur Gallensäuren bewirken einen Gallefluss. Auch andere in die Gallenkapillaren aktiv ausgeschiedenen Moleküle nehmen ihr Lösungswasser mit und erhöhen den Gallefluss. Zu ihnen gehören vor allem Bikarbonat und Glutathion. Eine Erhöhung der Bikarbonatsekretion steigert den Gallenfluss deutlich. Sie wird durch Sekretin erhöht und durch Somatostatin gehemmt.

Während der gallensäure-abhängige Gallebluss nur durch die Leberzellen (Hepatozyten) bewirkt wird, kommt der gallensalzunabhängige Gallefluß zum Teil durch die Leberzellen (Hepatozyten) und zum Teil auch durch die Zellen des Gallenwegssystems zustande.

Funktionen der Galle

  • Die Galle enthält Gallensäuren und Lecithin, die Mizellen (kleinste Fetttröpfchen) formen, in denen sich Cholesterin löst, welches für sich genommen völlig unlöslich ist. Über die Galle wird also Cholesterin ausgeschieden.
  • Über die Galle werden höher molekulare Stoffwechselprodukte, wie Bilirubin (das der Galle die grünliche Farbe verleiht), und Fremdstoffe, so auch viele Medikamente und ihre Abbauprodukte, ausgeschieden.
  • Das mit der Galle in den Darm sezernierte Immunglobulin A (IgA) hat eine Schutzfunktion für die Schleimhaut des Darmkanals.

Stau von Galle: Cholestase

Folge eines gestörten Abflusses der Galle ist ein „Stillstand der Galle“ (Cholestase). Alle gallepflichtigen Verbindungen stauen sich in den Körper zurück. Ein sichtbares Zeichen ist die Gelbsucht (Ikterus). Man unterscheidet

  • einen Gallestau (obstruktive Cholestase) durch ein Hindernis in den ableitenden Gallenwegen (obstruktive Cholestase), der zu einer Gelbsucht (einem Verschlussikterus) führt; sie kann beispielsweise durch einen Gallenstein oder einen Tumor bedingt sein,
  • eine Bildungsstörung der Galle durch die Leberzellen (nicht obstruktive Cholestase); sie kann beispielsweise durch eine eine Hepatitis, einen toxischen Leberschaden oder eine dekompensierte Leberzirrhose bedingt sein.

Verweise

Patienteninfos

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).