Allgemeines


Die Magenschleimhautentzündung (med.: Gastritis) ist ein relativ häufiger Befund bei einer Spiegelung (Gastroskopie) des Magens. In manchen Fällen ist sie nur gering ausgeprägt, selbstheilend und nicht behandlungsbedürftig. Sie bekommt jedoch einen Krankheitswert, wenn sie anhaltend subjektive Beschwerden (Symptome) bereitet. Schleichende Verläufe entziehen sich oft jahrelang ihrer Erkennung.

Typen

Magenschleimhautentzündung im Bereich des Magenausgangs. Die Spiegelung (Gastroskopie) wurde wegen akuter, erheblicher Magenbeschwerden durchgeführt. Die bei der Untersuchung genommene Gewebeprobe (Biopsie) lässt erkennen, ob der Magenkeim Helicobacter pylori die Ursache ist.

Es werden verschiedene Typen einer Magenschleimhautentzündung unterschieden: die Typen A, B und C.

Typ-A-Gastritis

Der Typ A tritt relativ selten auf, verursacht keine, oder nur diskrete Magenbeschwerden und ist von vorneherein langwierig (chronisch). Er wird oft durch Zufall erkannt, wenn aus einem anderen Grund eine Magenspiegelung vorgenommen und in diesem Rahmen eine Gewebeprobe (Biopsie) für eine Untersuchung unter dem Mikroskop (Histologie) vorgenommen wird. Man findet dann im oberen Magenanteil eine stark verdünnte Schleimhaut (Atrophie). Von Bedeutung ist die Typ-A-Gastritis wegen ihrer Langzeitauswirkung. Sie ist Ursache eines Mangels an Vitamin B12 und damit einer besonderen Art einer Blutarmut (Anämie). Diese ist gekennzeichnet durch zu wenige, aber ungewöhnlicherweise deutlich zu große rote Blutkörperchen (makrozytäre Anämie). Liegt eine solche Blutanomalie vor, wird zur Suche ihrer Ursache meist eine Magenspiegelung empfohlen. Die Typ-A-Gastritis kann nicht geheilt werden; sie ist durch eine Fehlfunktion des eigenen Immunsystems bedingt (Autoimmunkrankheit). Aber sie sollte Anlass sein, nach anderen Autoimmunkrankheiten zu fahnden. Denn autoimmune Schilddrüsenkrankheiten und die Zuckerkrankheit Jugendlicher (Typ-1-Diabetes), die ebenfalls durch solch ein fehlgeleitetes Immunsystem bedingt sind, finden sich gelegentlich gleichzeitig und sollten durch eine gesonderte Diagnostik gesucht werden. Die Typ-A-Gastritis bedeutet ein etwas erhöhtes Risiko für Magenkrebs.

Typ-A-Gastritis

Typ-B-Gastritis

Der Typ B ist die häufigste Form einer Magenschleimhautentzündung. Er wird durch den Magenkeim Helicobacter pylori hervorgerufen. Oft beginnt die Entzündung akut mit Magenbeschwerden und einer subjektiv empfundenen Übelkeit. Zu den schwerwiegenden Folgen gehört das Magengeschwür (Magenulkus). Manchmal verschwinden die Beschwerden in kurzer Zeit, und die Phase wird als „Magenverstimmung“ abgetan. Unbehandelt geht die Entzündung in einen chronischen (langwierigen) Verlauf über, der oft ohne besondere Beschwerden einhergeht. Die Typ-B-Gastritis ist von besonderer Bedeutung, weil sie mit einem erhöhten Risiko eines Magentumors (Magenkarzinom und Magenlymphom) einhergeht. Eine Erkennung dieses Entzündungstyps erfolgt durch Magenspiegelung und Nachweis der Magenkeime. Wenn eine Helicobacter-Infektion nachgewiesen wird, sollte eine Behandlung zu ihrer Entfernung (Eradikation) erfolgen.

Hp-Gastritis (Magenschleimhautentzündung durch den Magenkeim Helicobacter pylori)

Typ-C-Gastritis

Der Typ C ist ebenfalls eine relativ häufige Form einer Magenschleimhautentzündung und verursacht, wenn sie ausgeprägter ist, oft Magenbeschwerden. Dieser Typ entsteht durch chemische und thermische Einflüsse. Zu den Stoffen, welche die Magenschleimhaut reizen können, gehören auch eine Reihe von Medikamenten. Am bekanntesten dafür sind Aspirin und Rheuma- und Fiebermittel (Antirheumatika, Antiphlogistika). Die Behandlung besteht in einem Medikamentenwechsel. Ist das nicht gewünscht, so können Magenschutzpräparate eingesetzt werden. Die meisten von ihnen sind gegen eine übermäßige Säureproduktion des Magens gerichtet (Antazida, Protonenpumpenhemmer).

Ein weiterer Grund für diesen Typ einer Gastritis ist Galle, die aus dem Dünndarm in den Magen zurückgeflossen ist (galliger Reflux). Die Inhaltsstoffe der Galle sind zwar für die Dünndarmschleimhaut gut verträglich, reizen aber die Magenschleimhaut erheblich. Die Behandlung besteht in Medikamenten, welche die Magen- und Darmbewegungen in Vorwärtsrichtung normalisieren (Prokinetika, wie Domperidon oder Metoclopramid) und in der Verabreichung von UDCA (Urso), das die Galle „umstimmt“ (weniger aggressiv macht).

Sonderformen sind selten und werden häufig erst im histologischen Bild erkannt.

Diagnostik

Die Diagnostik bei Verdacht auf eine Magenschleimhautentzündung basiert auf eine Spiegelung des Magens (Gastroskopie) mit Entnahme von Gewebeproben (Biopsie). Gewebeproben ermöglichen die Unterscheidung der verschiedenen Gastritis-Typen, was erforderlich ist, da sie unterschiedlich behandelt werden müssen. Zur Diagnostik gehört die eingehende Besichtigung der Schleimhaut bezüglich auffälliger krebsverdächtiger Bezirke.

Magenkarzinom
Gastritis: Diagnostik

Behandlung

Die Behandlung richtet sich nach dem Typ und der Ausprägung der Magenschleimhautentzündung (siehe jeweils dort).

  • Die Typ-A-Gastritis lässt sich nicht heilen, nur der Vitamin-B12-Mangel ausgleichen.
  • Für die Behandlung der Typ-B-Gastritis und der Typ-C-Gastritis spielen Säureblocker und Prokinetika (Mittel, welche die Magenentleerung verbessern) die Hauptrolle.
  • Die Typ-B-Gastritis (durch den Magenkeim Helicobacter pylori ausgelöst) bedarf einer Behandlung mit einem „Cocktail“ an Medikamenten, um die Keime zu entfernen (Eradikation). Da sie oft bereits gegen die Medikamente resistent sind, ist dafür oft eine spezielle Austestung auf wirksame Antibiotika (Antibiogramm) erforderlich (siehe hier).
  • Die Typ-C-Gastritis reagiert häufig auf Prokinetika (vorwärtstreibende Medikamente) und Urso gut (siehe hier).

Bei jeder chronisch verlaufenden Entzündung kann auf Dauer das Krebsrisiko etwas steigen, sodass sie überwacht werden sollte.


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Verweise