Ursodesoxycholsäure

Von Fachärzten geschrieben und wissenschaftlich überprüft.

Ursodesoxycholsäure (UDCA, Urso) ist eine natürliche Gallensäure, die besonders im Eisbären (ursus = lat. der Bär) gebildet wird. Sie ist gut wasserlöslich und nicht toxisch. Urso unterliegt einem enterohepatischen Kreislauf, wird also durch die Leber in die Galle ausgeschieden und durch den Dünndarm wieder resorbiert. Bei therapeutischer Applikation verdrängt sie toxische Gallensäuren, die (wie die Glycin- und Taurinkonjugate von Chenodesoxycholsäure und Lithocholsäure [1]) zellschädigend und (wie die Lithocholsäure) auch krebsfördernd wirken können, aus dem Gallensäurenpool des Körpers.


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Wirkungen

Die Wirkungen von Ursodesoxycholsäure sind vielfältig:

  • sekretagog (steigern den Gallefluss),
  • zytoprotektiv (UDCA schützt die Leberzellen vor dem Einfluss von Giftstoffen und reduzieren das Krebsrisiko beim Barrett-Ösophagus (1) 2014 Jul 15;307(2):G129-39. doi: 10.1152/ajpgi.00085.2014. ),
  • immunmodulatorisch (verändern die Immunantwort des Körpers bei einigen Autoimmunkrankheiten günstig),
  • antiapoptotisch (wirken gegen den programmierten Zelltod [2] [3]),
  • als Antioxidans (schützen die Leberzellen gegen den toxischen Angriff von oxidativem Stress [4] [5]).

Alle diese Wirkungen scheinen dem günstigen Einfluss von Urso auf die Leberwerte bei vielen Leberkrankheiten zugrunde zu liegen.

Mehr zu Wirkungen von UDCA siehe unter PBC-Therapie und PBC-Prognose

Immunmodulation

Im einzelnen beruht die immunmodulatorische Wirkung von UDCA auf

  • Suppression von Interleukinen (IL2, IL4, TNF-alpha, TGF-beta) und Interferon-gamma bzw. ihrer Wirkungen [6] [7] [8], was bei cholestatischen Erkrankungen (wie bei der PBC) zu einer günstigen Wirkung führen kann.
  • Reduktion des bei PBC erhöhten Endothelin-2-Spiegels [9]
  • Unterdrückung der Expression von Histokompatibilitätskomplexen auf Hepatozyten (Leberzellen) und Cholangiozyten (Gallengangsepithelien)
  • Erhöhung der natürlichen Killerzell-Aktivität
  • Hemmung der Mastzellgegranulation
  • Erniedrigung der Eosinophilenzahl im Blut bei der PBC
    • Hemmung der Degranulation der Eosinophile Granulozyten bei der PBC [10] (Aktivierte eosinophile Leukozyten entlassen basische Granulaproteine. Dazu gehören das major basic protein (MBP), das eosinophil-derives neurotoxin (EDN), das eosinophilcationic protein (ECP) und eine eosinophile Peroxidase. Diese Proteine entfalten eine zytotoxische Wirkung auf Epithelzellen, so auch auf die Gallengangsepithelzellen.)

Antiapoptotische Wirkung

UDCA wirkt gegen den programmierten Zelltod (Apoptose) und apoptotisch ausgelöste Zelluntergänge. Damit kommt es als mögliches Therapeutikum bei Krankheiten in Frage, bei denen diese Vorgänge die entscheidende Rolle spielen (inklusive neurologischer Erkrankungen wie Alzheimer-Demenz oder Morbus Parkinson) [11].

Indikationen

UDCA kann bei folgenden Erkrankungen zur Besserung beitragen:

  • nicht-obstruktiv cholestatische Erkrankungen, speziell der PBC und PSC
  • Medikamentenschäden der Leber
  • Leberentzündungen (Hepatitiden)
  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit bei Leberkrankheiten (2) 2016 Apr;70(4):302-11. doi: 10.1111/ijcp.12790.
  • Barrett-Ösophagus (3) 2014 Jul 15;307(2):G129-39. doi: 10.1152/ajpgi.00085.2014.
  • Gallensteine (zusammen mit Chenodesoxycholsäure)
  • Gastritis
  • Refluxösophagitis bei gleichzeitig galligem Reflux in den Magen

Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Änderung der Gallezusammensetzung mit Hilfe von UDCA bei Patienten mit Colitis ulcerosa auch zu einer Reduktion des Risikos führt, ein Kolonkarzinom zu bekommen [12].

Verweise

 

Literatur

  • Gastroenterology 2003; 124: 1139-1140
  1. ? Cell Physiol Biochem. 2007;19(1-4):89-98
  2. ? J Lipid Res. 2009 May 5
  3. ? Expert Opin Investig Drugs. 2001 Jul;10(7):1243-53
  4. ? Adv Med Sci. 2006;51:54-9
  5. ? Redox Rep. 2006;11(3):117-23
  6. ? J Gastroenterol Hepatol. 2002; 17: 196-202
  7. ? Liver Int. 2003; 23: 3-11
  8. ? Hepatogastroenterology. 2005; 52: 596-602
  9. ? Aliment Pharmacol Ther. 2005; 21: 227-34
  10. ? K. Yamazaki et al. Hepatology 1999; 30: 71-78
  11. ?  2009 Sep;50(9):1721-34. doi: 10.1194/jlr.R900011-JLR200.
  12. ? Gastroenterology 2003; 124: 889-893

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 

Literatur

Literatur
1 2014 Jul 15;307(2):G129-39. doi: 10.1152/ajpgi.00085.2014.
2 2016 Apr;70(4):302-11. doi: 10.1111/ijcp.12790.
3 2014 Jul 15;307(2):G129-39. doi: 10.1152/ajpgi.00085.2014.