Nierenzellkarzinom
Definition
Beim Nierenzellkarzinom handelt es sich um ein Adenokarzinom der Tubuluszellen der Niere. Es wird auch als Hypernephrom bezeichnet.
Epidemiologie
Auftreten überwiegend im 5. und 6. Lebensjahrzehnt. Männer erkranken dreimal häufiger. Inzidenz 9/100.000 pro Jahr. Dritthäufigster urologischer Tumor.
Ätiologie
Weitgehend unbekannt. Patienten mit einer Niereninsuffizienz oder der Hippel-Lindauschen Krankheit haben ein erhöhtes Risiko, genetische Veränderungen werden vermutet (z. B. auf dem kurzen Arm des Chromosom 3).
Klinik
Das Nierenzellkarzinom ist im Frühstadium häufig symtpomlos. Im Spätstadium kommt es oft zur spontan auftretenden, schmerzlosen Hämaturie. Bei Koagel-Bildung im Nierenbecken können Koliken auftreten. Weitere Symptome: Flankenschmerz, B-Symptomatik (Fieber, Gewichtsverlust, Nachtschweiß).
Paraneoplasien (Hormon-bildende Tumoren) treten bei ca. 5% der Tumoren auf.
- metabolisch: Stauffer Syndrom
- hämatologisch: Polyglobulie (vermehrte Blutbildung)
- endokrin: Renin (-> Hypertonie), ACTH (-> Hyperkaliämie), Parathormon (-> Hyperkalzämie)
Diagnostik
Meistens werden Nierenzellkarzinome im Frühstadium aufgrund der Symptomlosigkeit als Zufallsbefund bei einer Sonographie entdeckt. Dann Befundsicherung durch Computertomographie. Im Urogramm ist eine Kelchverdrängung sichtbar.
Hämaturie (früher Einbruch in das Nierenbecken), Flankenschmerzen, Gewichtsverlust, Anämie, palpabler Tumor.
Bei 1/3 der Patienten werden bei Erstdiagnose des Primärtumors Fernetastasen festgestellt, vorwiegend in Lunge, Knochen, Leber und Gehirn.
Befall der ipsilateralten Nebenniere in 7% der Fälle.
Weiterhin Erhöhung der BSG, Anämie (evtl. sogar Polyzythämie), Harnanalyse, Bestimmung von alkalischer Phosphatase, Kalzium und Kreatinin.
TNM-Klassifikation
T 1 | Tumor < 7cm, auf die Niere begrenzt |
T 2 | Tumor > 7cm, auf die Niere begrenzt |
T 3a | Gerota-Faszie intakt, perirenales Fett infiltriert |
T 3b | Gerota-Faszie intakt, Infiltration der Nierenvenen oder V. cava inf. |
T 3c | Gerota-Faszie intakt, Infiltration der V. cava. inf. bis oberhalb des Zwerchfells |
T 4 | Durchbruch der Gerota-Faszie |
Therapie
Operative Therapie
Eine Teilresektion ist bei T1-Tumoren unter 4cm möglich. Ausgedehnte M1-Tumoren (dh. viele Fernmetastasen vorhanden) werden nur dann operativ versorgt, wenn die Raumforderung Schmerzen bereitet oder Blutungen verursacht. Strahlentherapeutische Ansätze haben bislang keinen Nutzen gezeigt.
Radikale Nephrektomie
Therapie der Wahl bei M0-Tumoren und evlt. bei Solitärmetastasen. Es wird durch eine komplette Entfernung der tumortragenden Niere mit ihrer Fettkapsel und ggf. der Nebenniere und Gefäße eine vollständige Heilung des Patienten angestrebt. Der Eingriff erfolgt je nach Tumorlage und -ausbreitung transperitoneal (d.h. von der vorderen Bauchhöhle aus) oder retroperitoneal (d.h. vom hinteren Bauchraum aus). Chemotherapie erlangen einen Wirkungsgrad von 20-30%, wirken sich aktuellen Studien nach aber nicht auf die Überlebenszeit aus.
Ist die kontralaterale Niere funktionstüchtig, ist postoperativ die Lebensqualität des Patienten nicht eingeschränkt. Ist dies nicht der Fall, muß auf Dialysepflichtigkeit hingewiesen werden.
Der Eingriff wird bei kleinen Tumoren an spezialisierten Zentren auch laparoskopisch vorgenommen.
Komplikationen: Milzverletzung, Nachblutungen, Pleuraverletzungen mit Pneumothorax, postoperative Darmatonie
Chemotherapie
Studien besagen, dass Bevacizumab (ein Antikörper gegen vaskulären Epidermal Growth Factor) und Erlotinib (ein Tyrosinkinase-Inhibitor) in Kombination einen Progress wirkungsvoll verhindern können [1]. Auch die Kombination von Bevacizumab mit Interferon alfa-2a führt zu einer Verbesserung des progressionsfreien Überlebens i. G. zu Interferon alfa-2a alleine [2].
Prognose
Die postoperative 5-Jahres-Überlebensrate ist stark abhängig von der Ausdehnung des Primärtumors:
Ausdehnung | Mittlere 5-J-ÜZ |
auf Niere begrenzt | 86% |
Kapselinfiltration | 64% |
Veneninfiltration | 41% |
N 1 | 18% |
N 2 | 20% |
N 3 | 0% |