Fieber

Artikel aktualisiert am 23. September 2018

Fieber ist eine abnormale Erhöhung der Körperkerntemperatur unter Ruhebedingungen. Zugrunde liegt eine Sollwertverstellung im Temperaturzentrum des Gehirns.

Fieber ist ein häufiges Symptom von Krankheiten und tritt vor allem auf bei Entzündungen, Infektionen und Tumoren. Ein rascher und starker Anstieg der Körpertemperatur wird ist mit Schüttelfrost assoziiert. Bereits Temperaturen über 38,5 – 39 Grad Celsius sollten gesenkt werden. Höhere Werte als 39,5 Grad Celsius bedeuten ein deutlich erhöhtes Risiko für eine Hirnschädigung (Enzephalopathie, Fieberdelir, Fieberepilepsie) an.


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Messung

Ziel einer Messung der Körpertemperatur ist eine Abschätzung der nicht direkt zugänglichen Temperatur im Körperkern, d. h. beispielsweise im Blut des Herzens. Bei der Beurteilung des Werts muss berücksichtigt werden, dass körperliche Arbeit oder starke Stoffwechseltätigkeit (wie in der Leber nach einer Mahlzeit) erhöhte Temperaturen physiologisch (also nicht krankhaft) auftreten. Folgende Messmethoden sind gebräuchlich:

  • unter der Achsel: unzuverlässig, spiegelt nicht unbedingt die Temperatur im Körperkern wider.
  • im Mund: akzeptabel
  • im Ohr (Gehörgang): akzeptabel, heute am gebräuchlichsten
  • rektal: unhygienisch, akzeptable Werte

Grenzwerte

Die Körpertemperatur wird vom Körper normalerweise im Bereich von 36.0 und 37.0 Grad Celsius gehalten (Sollwert-Bereich). Unter verschiedenen Bedingungen kann der Sollwert erhöht werden.

Ab 37.5 Grad Celsius wird in der Regel von Fieber gesprochen, zwischen 37,0 und 37,5 von subfebrilen Temperaturen. Leicht subfebrile Temperaturen können bei Frauen je nach Regelphase normal sein.

Ursachen

Häufige und wichtige Ursachen von Fieber sind:

Seltene Fieberursachen sind

Vorgetäuschtes Fieber lässt sich durch Messung im Ohr rasch differenzieren.

Ein zunächst unerklärtes Fieber ist ein primär diagnostisches Problem, das eine Reihe seltener Erkrankungen zur Ursache haben kann und einer aufwändige Diagnostik bedarf. Beispielhafte Ursachen sind das Mittelmeerfieber, das Hyperglobulinämie-D-Syndrom und TRAPS (tumor necrosis factor receptor-associated periodic syndrome).

Diagnostisches Vorgehen

Anamnese

Das diagnostische Vorgehen richtet sich zunächst nach den Informationen aus der Krankengeschichte.

Die häufigsten Ursachen erhöhter Körpertemperaturen sind

Wenn die häufigen Ursachen erhöhter Temperaturen nicht in Frage kommen, sollten folgende Fragen geklärt werden:

  • Sonstige Symptome: Schmerzen? Appetitlosigkeit? Abgeschlagenheit …?
  • Entwicklung des Allgemeinbefindens vor der Fieberepisode? (Hinweise auf einen Tumor oder chronischen Infekt)
  • Gewichtsabnahme in den letzten Wochen oder Monaten? (Hinweise auf Tumor oder Hyperthyreose)
  • Tumorkrankheit bekannt? (Tumorfieber, Paraneoplasie)
  • Neue Medikamente? (Drug-Fieber)
  • Ansteckungsmöglichkeit in sozialem Umfeld? (Infektionskrankheit)
  • Auslandsaufenthalt? (Infektionskrankheit)
  • Schüttelfröste? (Sepsis, Septikämie bei bakteriellem Streuherd)
  • Familienanamnese: z. B. familiäres Mittelmeerfieber? Rheumatische Erkrankung?

Untersuchungen

  • Klinische Untersuchung: zur Klärung von Fieberzuständen helfen z. B. folgende Informationen weiter:
  • Blutkulturen (bei Schüttelfrösten, bei Verdacht auf eine Sepsis ggf. auch ohne Fieber)
  • Laborwerte: u.a. Entzündungsparameter (z. B. Leukozyten, CRP, Alpha-2-Zacke in der Elektrophorese), ggf. weitere Untersuchungen wie ANA, ASMA, Rheumafaktor, ACE (Sarkoidose?), Tuberkulin-Test (zur dg. einer TBC), TNF-alpha zur Diagnostik von TRAPS (tumor necrosis factor receptor-associated periodic syndrome) (1)Clin Rheumatol. 2018 May;37(5):1433-1438. doi: 10.1007/s10067-018-4023-4., Immunglobulin D zur Diagnostik des Hyperglobulinämie-D-Syndroms (Marshall Syndrom) (2) 2016 Nov;95(44):e5065..
  • Röntgen des Thorax (z. B. Pneumonie? Tbc? Sarkoidose? Tumor?), ggf. Computertomographie (CT).
  • Sonographie: u. a.
  • Herzecho: Endokarditis?
  • MRT der Wirbelsäule: Spondylodiszitis?
  • HNO-Befund: Nasennebenhöhlenentzündung? (ggf. CT)
  • Neurologische Untersuchung, ggf. mit Liquor-Untersuchung (zentrales Fieber?)
  • ggf. Zahnstatus: Wurzelabszess?

Therapie

Leichte Temperaturerhöhungen bedürfen keiner besonderen Therapie. Ab 38,5 Grad C. sollte eine Fiebersenkung erwogen werden. Ab 39,5 Grad C. beginnt das Risiko einer zerebralen Eintrübung durch Gehirnschwellung. Hier sollte fiebersenkend eingegriffen werden.

Ursächliche Therapie: Die Behandlung richtet sich in erster Linie nach der Ursache. Bei einem wahrscheinlich bakteriellem Infekt wird rasch antibiotisch behandelt werden müssen (siehe unter Sepsis). Bei Immunsuppression und unter Chemotherapie wird die Entscheidung zu einer Antibiose ebenfalls früh fallen müssen. Virusinfekte sind primär nicht mit Antibiotika zu behandeln, selbst nicht bei hohem Fieber (der behandlende Arzt berücksichtigt allerdings Sonderrisiken).

Symptomatische Therapie: Wenn Ursachen (wie z. B. akute Virusinfektionen) nicht ursächlich behandelbar sind, beschränkt sich die Behandlung auf eine Temperatursenkung, z. B. durch kalte Umschläge um die Beine (Wadenwickel) und Antipyretika (wie z. B. Novaminsulfon, Ibuprofen oder Paracetamol).

Autoinflammatorisches wiederkehrendes Fieber (s.o.) kann auf Colchizin reagieren. Reagiert es nicht, so führt eine Injektion von Canakinumab (ein Antikörper gegen Interleukin-1ß, 150 mg subkutan alle 4 Wochen) erstaunlich häufig zu einem vollständigen Verschwinden, nämlich in 61% vs. 6% bei Placebo-Therapie. Als bedeutendste Komplikationen sind allerdings Infektionen (zwischen 148 und 313,5 pro 100 Patientenjahre) angegeben worden. (3)N Engl J Med 2018; 378:1908-1919 DOI: 10.1056/NEJMoa1706314

Therapie von unerklärtem Fieber

Unerklärtes, ständig wiederkehrendes Fieber kann auf einer genetischen Veranlagung beruhen und durch eine selbst unterhaltene Entzündung (autoinflammatorisch) bedingt sein. Beispiele sind das Mittelmeerfieber, das Hyperglobulinämie-D-Syndrom und TRAPS (s.o.). Eine Studie ergab, dass Fieber dieser Art, das auf Colchicin nicht reagierte, nach Injektion von Canakinumab (ein Antikörper gegen Interleukin-1ß, 150 mg subkutan alle 4 Wochen) erstaunlich häufig vollständig verschwand, nämlich in 61% vs. 6% bei Placebo-Therapie. Bedeutendste Komplikationen sind der Studie zufolge Infektionen (zwischen 148 und 313,5 pro 100 Patientenjahre).
https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1706314

Verweise

Literatur

Literatur
1Clin Rheumatol. 2018 May;37(5):1433-1438. doi: 10.1007/s10067-018-4023-4.
2 2016 Nov;95(44):e5065.
3N Engl J Med 2018; 378:1908-1919 DOI: 10.1056/NEJMoa1706314