Nephritis

Artikel aktualisiert am 6. Mai 2023

Nephritis bedeutet Nierenentzündung; sie ist eine entzündliche Erkrankung einer oder beider Nieren, die akut oder chronisch verlaufen kann. Sie kann in ein akutes Nierenversagen und langfristig eine Niereninsuffizienz münden. Mögliche Komplikationen sind erhebliche Störungen des Wasser- und Elektrolythaushalts, ein renaler Eiweißverlust (bis hin zum nephrotischen Syndrom) und eine Hypertonie.


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Einteilung

    • Akute Glomerulonephritis (akute GN) (z. B. postinfektiöse GN),
    • Rapid progressive Glomerulonephritis (z. B. bei der Wegenerschen Granulomatose, Morbus Wegener)
  • Tubulointerstitielle Nephritis (Entzündung im Interstitium, Störung der Modulation des Primärharns)
    • Chronische tubulointerstitielle Entzündung

Einige Sonderformen

Glomerulonephritis

Die Glomerulonephritis ist eine Entzündung des Filtrationsapparats der Nieren, der Glomerula (Genaueres siehe hier).

IgA-Nephritis / IgA-Nephropathie

Die IgA-Nephritis (Morbus Berger) betrifft jedes Lebensalter; bei Männern kommt sie 6x häufiger als bei Frauen vor, häufig findet sich eine Makrohämaturie und eine geringe bis mäßige (seltener starke) Proteinurie; der Beginn ist meist schleichend, manchmal akut nach Entzündung der Schleimhäute des Nasenrachenraums oder des Darmkanals. Diagnosestellung: Immunfluoreszenzuntersuchung am Nierenbiopsat.

Akutes nephritisches Syndrom

Entzündung im Bereich der Glomerula mit Proteinurie, Erythrozyturie und rasch ansteigenden Kreatininwerten, meist ausgelöst durch einen Infekt, klassischerweise nach einem Infekt mit ß-hämolysierenden Streptokokken der Serogruppe A (Poststreptokokkenglomerulonephritis, PSGN), seltener nach Virus-, Parasiten- oder Pilzinfektionen.

Immunhistologisch kommt es zu Immunkomplexablagerungen unter Komplementverbrauch (Erniedrigung z. B. von C3, C4). Manchmal findet sich ein Übergang in eine Rapid progressive Glomerulonephritis (RPGN). Eine therapeutische Immunsuppression ist nicht erfolgversprechend.

Rapid progressive Glomerulonephritis (RPGN)

Die RPGN ist ein fulminant verlaufendes Nierenversagen mit Proteinurie, Erythrozyturie, oft Hämaturie, weniger prominent Hypertonie und Ödemen. Hauptursachen sind ein Morbus Wegener (Antikörper gegen c-ANCA oder seltener p-ANCA) oder eine Immunkomplex-RPGN (z. B. bei systemischem Lupus erythematodes oder der Purpura Schönlein-Henoch).
Wegen der raschen Progredienz ist auch eine rasche Diagnostik (am besten durch Nierenpunktion) erforderlich. Histologisch finden sich typischerweise Halbmondbildungen. Rascher Beginn einer Therapie (z. B. mit 1g/d Methylprednisolon für 3-5 Tage, gefolgt von 1 mg/kg/d über längere Zeit, günstigerweise zu kombinieren mit Cyclophosphamid 1,5-2 mg/kg/d) Cave: die Therapie mit einem Nephrologen absprechen! Nebenwirkungen und Kontraindikationen berücksichtigen. Am besten Verlegung in ein nephrologisches Zentrum.

Nephritis mit nephrotischem Syndrom

Einem nephrotischen Syndrom liegt bei Erwachsenen häufig eine membranöse GN zugrunde, bei Kindern eine minimal-change-GN oder eine membranoproliferative GN). Die membranöse GN ist meist idiopathisch und verläuft schleichend. Sie kann auch paraneoplastisch (ggf. Tumorsuche!) oder als Medikamentennebenwirkung (z. B. Gold-Therapie einer rheumatoiden Arthritis) auftreten. Es kommt in ca 25% zur spontanen Remission (benigner Verlauf).

Tubulointerstitielle Nephritis

Akute tubulointerstitielle Nephritis

Hypersensitivitätsnephritis durch Medikamente (wohl am häufigsten), immunologisch ausgelöste Nephritis, bakteriell ausgelöste Nephritis (z. B. Streptokokken, Legionellen, Leptospirose)

Chronische tubulointerstitielle Nephritis

Sie kann viele Ursachen haben:

In der Sonographie: bei chronischem Verlauf typischerweise schmales Parenchym, Verkleinerung des Organs.

Verweise

Patienteninfos

 


Autor: Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (s. Impressum)