Sonographie

Artikel aktualisiert am 12. Dezember 2022

Die Sonographie (Ultraschalluntersuchung) in der Medizin ist eine Methode zur bildlichen Darstellung innerer Organe und Strukturen (zweidimensionale B-Mode-Darstellung), die sich die Reflexstruktur der Organe und Strukturen des Körpers bei der Beschallung mit Ultraschall zunutze macht.


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Vorteile und Grenzen der Methode

Sonographie-Arbeitsplatz
Sonographie-Diagnostik

Der Vorteil einer Sonographie besteht darin, dass sie eine rasche Diagnose über organische Veränderungen von Strukturen und Organe in der Tiefe des Körpers ermöglicht und den Patienten nicht belastet. Die Ultraschallgeräte haben ein hohe Eindringtiefe, im Bauch beispielsweise bis über 12 cm, und eine hohe Auflösekraft. Die inzwischen übliche Kombination mit einem Farbduplex ermöglicht zudem eine Beurteilung der Durchblutung interessierender Regionen und lässt eine entzündlich vermehrte Durchblutung und ischämische Minderdurchblutung sowie eine typische Gefäßversorgung von Tumoren sofort erkennen.

Methodisch bedingte Artefakte

Die Ultraschallbilder können eine Reihe von Artefakten enthalten, die als solche erkannt werden müssen. Dazu gehören Schallverstärkungen oder -auslöschungen (s. u.), Echowiederholungen, Rauschen, Randeffekte an Oberflächen (z. B. Begrenzung der Mukosa zum Darmlumen hin) oder Randeffekte an runden Strukturen (mit der Folge von Randunschärfen durch Flexionen).

Bildschnitte

Im Gegensatz zu anderen bildgebenden Verfahren sind die mit dem Ultraschallkopf erhaltbaren Schnittbilder nicht streng vorgegeben. Durch Schrägstellung und Kippung des Applikators können Bilder in praktisch allen Ebenen erhalten werden. Dies ist in mancher Beziehung ein großer Vorteil, in mancher aber auch nachteilig, da die Reproduzierbarkeit leiden kann. Damit ist die Methode sehr subjektiv und sehr von der Erfahrung des Untersuchers abhängig. Ein Nachbefunder dokumentierter Bilder wird sich nicht immer in das vorgelegte Bild einfinden können.

Bewegungsdokumentation

Die sonographischen Bilder sind als Echtzeitbilder zur Verfolgung von Bewegungsabläufen geeignet, was die Methode zur Beurteilung beispielsweise der Herzaktion, der Beweglichkeit des Magens und Darms und der Dehnbarkeit von Blutgefäßen (z. B. der Aorta bei jedem Herzschlag) geeignet macht.

Eindringtiefe

Sonographie der Leber mit den großen venösen Blutgefäßen. Querschnitt unter dem rechten Rippenbogen.

Die bildliche Darstellung gelingt mit einem üblichen 3,5 MHz-Schallkopf in der Regel bis in eine Tiefe von 12-15 cm gut. Höhere Frequenzen bringen eine höhere Auflösung (bis in einen Zehntelmillimeterbereich), senken jedoch die Eindringtiefe. Stark reflektierende Strukturen schwächen den Ultraschall soweit, dass die Darstellung tiefer gelegener Strukturen unzureichend wird. Im Körper kommt es durch Luft (Lunge, Darmgase) und durch kalkhaltige Gebilde (Knochen, Gallen- und Nierensteine) zu einer Totalreflexion mit einem dahinter liegenden Schallschatten. Fettgewebe schwächt den Schall stark ab und verringert die Eindringtiefe; umgekehrt mindert Flüssigkeit den Schall nicht oder kaum, so dass die hinter einer flüssigkeitsgefüllten Struktur (z. B. Gallenblase, Zysten) gelegenen Strukturen besser darstellbar werden.

Kombination mit Duplex

Der herkömmliche B-Bild-Ultraschall wird in heutigen Sonographiegeräten meist mit einem Duplex kombiniert. Auf diese Weise können Gefäße leichter differenziert werden, beispielsweise der Gallengang von der Arteria hepatica oder der Pfortader. Die Kombination erlaubt eine gezielte Flussmessung in tief im Körper gelegenen Blutgefäßen (beispielsweise in der Pfortader oder in den Nierenarterien. Die Gefäßanordnung in bestimmten Strukturen kann eine Diagnosestellung erlauben (Beispiel: die Radspeichenanordnung in einem Leberherd spricht für eine Fokal noduläre Hyperplasie (FNH)).

Kombination mit Kontrastmittelinjektion

Injizierbare Substanzen, die Echoreflexe geben und nicht gesundheitsschädlich sind, können zur Darstellung der Blutversorgung von Organen und Strukturen dienen. Nach Injektion in eine Vene gelangt das Kontrastmittel (KM) in das zu untersuchende Organ und verteilt sich dort je nach Charakteristik der Blutversorgung. Tumore in der Leber unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Blutversorgung zum Teil deutlich: beispielsweise zeigt das hepatozelluläre Karzinom (HCC, Leberkrebs) schon in der arteriellen Anflutungsphase eine KM-Anreicherung, während andere Tumore über die Pfortader mit Blut versorgt werden und sich erst später kontrastieren.

Kontrastmittelsonographie.

Kombination mit der Endoskopie

Endosonographie des Magens
Endosonographie der Magenwand

Endoskope, die mit einem Ultraschallkopf ausgestattet sind, können den Applikator ganz in die Nähe der zu untersuchenden Strukturen bringen.

Beispiele:

  • „Schluckecho“ zur Herzdiagnostik (transösophageale Echokardiographie),
  • Endosonographie in der Gastroenterologie: Darstellung der Wand des Magens oder Darms, Tumordiagnostik (z. B. Wandüberschreitung? Lymphknoten?), Nachweis kleinster Gallensteine im Gallengang und in der Gallenblase (Mikrolithiasis) oder eines präpapillären Hindernisses bei obstruktiver Cholestase (präpapilläres Konkrement, Papillenkarzinom, Pankreaskopfprozess).

Endosonographie.

Sonographie-gestützte Punktion

Mit Hilfe der sonographischen Bildgebung können sehr gezielt Organe oder auffällige Bereiche innerhalb von Organen punktiert werden, um Gewebeproben zu gewinnen (z. B. zur Tumordiagnostik). Beispiele: transkutane Punktion eines Leberherds, transösophageale Punktion eines auffälligen mediastinalen Lymphknotens.

Durch sonographisch assistierte gezielte Punktionen können auch therapeutische Eingriffe erfolgen. Beispiele: transkutane Punktion eines Abszesses zur Ableitung des Eiters, transgastrale Punktion einer Pankreaspseudozyste zur Drainage des Zysteninhalts in den Magen.

Organe, die der Sonographie zugänglich sind

Die Ultraschalldiagnostik ist durch die inzwischen sehr feine Auflösung im Millimeterbereich eine diagnostische Methode vieler Fachrichtungen der Medizin geworden.

Bauchraum

Die meisten Organe des Bauchraums und des Retroperitoneums sind in der Regel gut darstellbar. Die Bauchspeicheldrüse ist gelegentlich durch Darmgase so überlagert (Totalreflexe, s.o.), dass sie nicht ausreichend darstellbar ist.

Die Darmwände sind in den letzten Jahren ins Blickfeld gerückt. Durch die Darmsonographie mit einem Schallkopf von mindestens von 5 MHz ist eine Verdickung und entzündlich-ödematöse Verschwellung ist meist gut darstellbar. So können Divertikel dargestellt oder ein Schub einer Colitis ulcerosa oder eines Morbus Crohn diagnostiziert und kontrolliert werden.

Die Durchblutung einzelner Organe spielt in der Diagnostik eine immer größere Rolle: z. B. Pfortaderdurchblutung bei Leberzirrhose (portale Hypertonie?) oder bei Pankreatitis (Pfortaderthrombose?), Nierendurchblutung seitengetrennt (Vergleich der Resistance-Indizes zur Diagnostik einer Nierenarterienstenose etc.)

Schilddrüse

Sie lässt sich gut darstellen: Bestimmung der Größe, Struktur, Ausladung von Lappen, Nachweis von Raumforderungen (Struma, Zysten, Knoten)

Andere Organe

Schilddrüsentumor im Ultraschallbild

Ultraschall wird in den meisten medizinischen Fachgebieten diagnostisch angewendet. Beispiele:

  • Gynäkologie: Organe des kleinen Beckens, Uterus, Adnexe
  • Chirurgie: z. B. intraoperativ bei der Suche nach intrahepatischen oder intrapankreatischen Raumforderungen
  • Orthopädie und Rheumatologie: z. B. Gelenkkapseln, Sehnenansätze
  • Urologie und Nephrologie: Niere, Blase, Prostata, Samenblasen, Hoden
  • Proktologie (z. B. Abszess- oder Fistelnachweis im Analbereich, Tumordiagnostik)

Nicht immer gut auffindbar bzw. einsehbar sind u. a. retroperitoneale Lymphknoten, die Nebennieren, die Appendix (je nach Lage), die Nebenschilddrüsen.

Verweise

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Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).