Duplexsonographie der Leber
Die Duplexsonographie der Leber ist eine Methode zur Untersuchung des Blutflusses der in der Leber gelegenen und die Leber versorgenden Blutgefäße. Sie wird ergänzt durch die Duplexuntersuchung der Pfortader und der Leberarterie.
Die Methode ist von hoher diagnostischer Bedeutung sowohl bei chronischen Leberkrankheiten zur Erkennung einer Widerstandserhöhung durch Leberverhärtung (Narbenleber, Leberfibrose, Leberzirrhose) als auch zur Untersuchung von Leberherden.
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Methodik

Die Duplexsonographie beruht auf Frequenzverschiebungen durch fließende reflektierende Flüssigkeiten (Doppler-Effekt). Eine Farbkodierung erlaubt es, Richtung und Strömungsstärke sichtbar zu machen. Messung in Atemmittellage ohne Pressen und ohne Druck mit dem Schallkopf. Doppler-Winkel mindestens 60 Grad. Messungen nüchtern (postprandial Flußerhöhung) und unter Kenntnis der Medikation (ß-Blocker erniedrigen den Fluß).
- Vmax = maximale Flußgeschwindigkeit
- Vmean = mittlere Flußgeschwindigkeit, berechnet als Vmax/2
- Volumenfluß = Vmean x Querschnittsfläche (Vmean x p x d/2 zum Quadrat)
Blutflüsse in den splanchnischen Gefäßen
Pfortader (V. Portae)
Normal Spitzengeschwindigkeit (Vmax) >30 cm/s und Volumenfluss 600-1.000 ml/min
Bei Zirrhose sind die Werte meist geringer, bei eröffneter Nabelvene oder intrahepatischen Shunts (z.B. av-Fisteln) manchmal auch gleich wie oder sogar höher als normal. Vmax-Werte unter 15-20 cm/sek sprechen für eine hepatische Widerstandserhöhung (portale Hypertension), Werte <30 cm/s eindeutig dagegen. Mehr dazu siehe unter Duplexsonographie der Pfortader.
Milzvene (V. Lienalis)
Normal Flußgeschwindigkeit 200-300 ml/min in Richtung Leber (hepatopetal).
Bei Zirrhose und distalem splenorenalem Shunt oder ausgeprägtem vom Milzhilus ausgehendem Umgehungskreislauf hepatofugaler Fluß.
Mesenterialvene (V. Mesenterica superior)
Normal Vmax 20-30 cm/sec, Volumenfluß ca. 600 ml/min; postprandial erhöhte Werte
Bei Zirrhose und portaler Hypertension erniedrigte Werte.
Leber- u. Milzarterie (Aa. Hepatica und Lienalis)
Relativ hoher enddiastolischer Fluß (etwa 1/3 des Spitzenflusses) wegen niedrigem peripherem Widerstand in Leber und Milz.
Aussagekraft
Leberzirrhose
Zeichen portaler Hypertension, intrahepatische regionale Flußbeschleunigungen (>30 cm/s) wegen lokaler Einengungen von Gefäßen durch Regeneratknoten.
-> Mehr zur Leberzirrhose
Portale Hypertension
Erniedrigte Flußgeschwindigkeiten (<20 cm/s in der V.portae), schlechte/fehlende Komprimierbarkeit der V. portae und ihrer Zuflüsse.
-> Mehr zur portalen Hypertension
Umgehungskreisläufe
Über wiedereröffnete Nabelvene, V. gastrica dextra (gespeist von der Pfortader), V. gastrica sinistra (gespeist von der Milzvene im Milzhilus), splenorenale Shunts
Budd-Chiari-Syndrom und venoocclusive Disease
Fehlende Darstellbarkeit eines Flusses in Lebervenen (auch regional) und relative Reflexdichte.
-> Mehr zum Budd-Chiari-Syndrom
Portosystemische Shunts
Die Duplexsonographie dient der Untersuchung spontaner und opperativer Shunts und der Offenheit eines TIPSS.
Kontrollen der Flußgröße (Abnahme der Flußgeschwindigkeit und Turbulenzen zeigen beginnende Verengungen an).
Intrahepatische Tumoren
Tumorgefäße können zu besonders hohen enddiastolischen Flüssen von >50% des Spitzenflusses in der Pfortader oder einer seiner Seitenäste (wegen sehr niedrigem Gefäßwiderstand im Tumorbereich) beitragen. Hepatozelluläre Karzinome werden in der Regel arteriell, Leberadenome portalvenös versorgt.
Verweise
- Sonographie
- Duplexsonographie der Pfortader
- Kontrastmittelsonographie
- Darmsonographie
- Endosonographie
Weiteres zum Thema
Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).