Pankreaspseudozyste

Artikel aktualisiert am 13. Dezember 2022

Die Pankreaspseudozyste ist eine in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) gelegene oder von ihr ausgehende zystische Raumforderung ohne Epithelauskleidung. Sie wird fälschlicherweise oft auch als „Pankreaszyste“ bezeichnet, auch wenn diese durch eine epitheliale Auskleidung gekennzeichnet ist. Die bildgebenden Verfahren können jedoch zwischen beiden nicht unterscheiden. Die Pseudozyste entsteht zumeist auf dem Boden einer Pankreatitis. Oft bildet sie sich spontan zurück. Große Zyten können Symptome durch ihre Raumforderung hervorrufen. Sie können durch Drainagemaßnahmen (z. B. endoskopisch) entlastet werden. (1)World J Gastroenterol. 2009 Jan 7;15(1):38-47. DOI: 10.3748/wjg.15.38

Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)


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Entstehung

Eine Pankreaspseudozyste entsteht durch Selbstverdauung von Pankreasgewebe im Rahmen einer akuten oder chronischen Pankreatitis, wobei ihre Auslösung, ob alkoholisch, biliär oder traumatisch, keine wesentliche Rolle spielt.

Durch die lytische Aktivität des enzymreichen Pankreassekrets bildet sich ein Raum, der Gewebsflüssigkeit, Nekrosematerial (Detritus) und unter Umständen Blut und Blutkoagel enthält.

Die Pseudozyste wird im Gegensatz zu einer echten Zyste nicht von einem Epithel begrenzt. Am Rand der Pseudozyste bildet sich im Laufe der Zeit eine fibrotische Pseudokapsel.

Entwicklung

Kleine Pseudozysten können spontan resorbiert werden und wieder verschwinden; oft jedoch vergrößern sie sich oder persistieren. Sehr große Pankreaspseudozysten können durch die Bauchdecke palpabel werden.

Komplikationen

Komplikationen insbesondere von akuten und von großen Pankreaspseudozysten sind folgende gefürchtet:

  • Blutungen: sie können zu einem Hb-Abfall und einer akuten lebensbedrohlichen Situation führen, (2)Am J Emerg Med. 2021 May;43:243-244. doi: 10.1016/j.ajem.2020.03.020
  • Perforation, auch möglich durch Druck von außen (3)Z Gastroenterol. 2004 Mar;42(3):243-6. DOI: 10.1055/s-2004-812911
  • Eitrige Infektionen: sie können in eine Sepsis münden,
  • Obstruktive Cholestase: durch Kompression des Gallengangs (der DHC verläuft distal durch den Pankreaskopf) kann eine im Pankreaskopf gelegene Pankreaspseudozyste einen Ikterus hervorrufen. Die Gallenwege erscheinen sonographisch gestaut und die Gallenblase prall gefüllt (Courvoisier´sches Zeichen. Ein schmerzloser Ikterus mit praller Gallenblase ist differenzialdiagnostisch auch immer verdächtig auf einen Pankreastumor.
  • Pankreaskarzinom: das Risiko einer malignen Entartung am Rand der Pseudozyste steigt im Laufe der Jahre.

Diagnostik

Sonographie: Pankreaspseudozyste
Große Pseudozyste im Pankreasschwanz mit organisierter Wand, gut erkennbar in der Oberbauchsonographie. Sie wurde über einen endoskopisch angelegten Stent in den Magen drainiert, verkleinerte sich zunehmend und verschwand. Der Stent wurde endoskopisch gezogen.

Wenn bei einer Abdomensonographie oder Computertomographie ein zystischer Prozess gefunden wird, kann bei der Vorgeschichte einer Pankreatitis auf eine Pseudozyste geschlossen werden. Ist eine Pankreatitis nicht eruierbar und die Bauchspeicheldrüse ansonsten nicht akut oder chronisch entzündlich verändert, so ist die Differenzialdiagnose zu einer echten Pankreaszyste oder auch zu einer zystischen Neoplasie (Zystadenom des Pankreas) nicht immer einfach. Im Zweifelsfall kann endosonographisch eine Punktion des zystischen Prozesses Klarheit schaffen. Die Endosonographie erlaubt häufig auch die Klärung, ob in der Zyste oder am Zystenrand gelegene Strukturen Detritus entsprechen oder lebendem Gewebe; wenn im angeschlossenen Duplex eine Durchblutung erkannt werden kann, ist von Gewebe auszugehen.

Therapie

Kleine Zysten können in der Regel belassen werden. Sie werden sonographisch (oder computertomographisch) kontrolliert.

Große Zysten können endoskopisch (endosonographisch gestützt) drainiert werden. Bei Komplikationen (s.o.) kann eine Operation indiziert sein.

Verweise

Fachinfos

Patienteninfos

Literatur

Literatur
1World J Gastroenterol. 2009 Jan 7;15(1):38-47. DOI: 10.3748/wjg.15.38
2Am J Emerg Med. 2021 May;43:243-244. doi: 10.1016/j.ajem.2020.03.020
3Z Gastroenterol. 2004 Mar;42(3):243-6. DOI: 10.1055/s-2004-812911