Niedriger Blutdruck

Artikel aktualisiert am 13. Mai 2019

Niedriger Blutdruck (Hypotonie) ist definiert durch Werte unter 100/60 mm Hg. Die Ursachen sind vielfältig und müssen, um sie angemessenen zu behandeln, genau unterschieden werden.

Zum Blutdruck siehe hier.


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Orthostatische Hypotonie

Bei jungen Menschen überwiegt die orthostatische Hypotonie. Sie ist durch ein Absacken des Blutdrucks durch plötzlichen Lagewechsel in die Senkrechte charakterisiert. Wenn man vom Liegen oder Sitzen zu schnell aufsteht und der Kreislauf sich darauf noch nicht eingestellt hat, können die Beine schwach werden und Flimmern vor den Augen entstehen. Diese Form ist im Prinzip relativ harmlos, kann aber zu Stürzen führen, wenn dadurch plötzliche Bewustlosigkeit eintritt. Der Kreislauf erholt sich immer spontan.

Hypotonie durch Volumenmangel

Ein Mangel an Flüssigkeit kann zu einem Volumenmangel im Blutgefäßsystem führen, der durch Gegenregulation nicht angemessen ausgeglichen wird. Ein Volumenmangel im Blutgefäßsystem kann durch

Herzinsuffizienz als Ursache

Niedriger Blutdruck ist einigen Fällen Zeichen einer schweren Herzleistungsschwäche (Herzinsuffizienz): Der erforderliche Blutdruck wird ihretwegen bei Anstrengung nicht mehr erreicht, was zu deutlich zu niedrigen Blutdruckwerten unter Belastung führt. Wenn die Herzschwäche ausgeprägter wird, können selbst in Ruhe normale Blutdruckwerte nicht mehr erreicht werden.

Niedriger Blutdruck bei Blutvergiftung

Beim septischen Schock (durch Vergiftung mit Bakterien, die in die Blutbahn gelangt sind) kommt es durch Weitstellung der Blutgefäße zu einem Versacken des Bluts und einem Blutdruckabfall.

Hypotonie als Medikamentenfehler

Medikamente können den Blutdruck in höherem Ausmaß als angestrebt senken und dadurch zu Symptomen führen (siehe Blutdrucktherapie). Die Dosierung muss angepasst und auf Arzneimittelwechselwirkungen geachtet werden.

Essenzielle Hypotonie – wenn keine Ursache gefunden wird

Wenn keine der üblichen Ursachen vorliegt, wird von einer „essenziellen Hypotonie“ gesprochen. Bei genauerer Untersuchung können dahinter oft Störungen in der Blutdruckregulation des Körpers ausgemacht werden, die selbst wieder vielfältige Ursachen haben können (genetische Varianten von Rezeptoren, Enzephalitis etc.).

Seltene Ursachen

Daneben gibt es eine Reihe seltenerer Ursachen für niedrigen Blutdruck; dazu siehe hier.

Symptome und Komplikationen

Niedriger Blutdruck führt zu Leistungsschwäche, Müdigkeit bis Schläfrigkeit, Konzentrationsstörungen, weichen Beinen und ggf. Flimmern vor den Augen. Wenn das Herz gegenzuregulieren versucht, kommt es zu schnellem Herzschlag (Tachykardie) und ggf. auch Herzrhythmusstörungen. Plötzlicher Blutdruckabfall kann zur Bewusstlosigkeit (Kollaps) führen. Zu niedrige Blutdruckwerte führen zu einer schlechten Blutversorgung zentral wichtiger Organe. Besonders empfindlich reagieren Herz und Gehirn, deren Durchblutung im Akutfall am wichtigsten für das Überleben ist. An nächster Stelle sorgt der Körper für eine ausreichende Durchblutung der Nieren, damit Giftstoffe ausreichend ausgeschieden werden können. Bei Blutdruckwerten unter 70-80 mm Hg systolisch sinkt die Urinproduktion jedoch so dramatisch, dass eine Anurie (fehlende Urinproduktion) entsteht. Sie kann sich jedoch oft noch nach etlichen Stunden wieder erholen.

Behandlung

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Liegt eine Bewustlosigkeit wegen Blutdruckabfall vor, dann kommt es auf rasche Volumensubstitution (Infusion, ggf. Transfusion) und Herz stärkende Maßnahmen an. Flache Lagerung und „Autotransfusion“ durch Hochlagerung der Beine hilft in vielen Fällen bereits, um die zentral wichtigen Organe (Herz und Gehirn) wieder ausreichend zu durchbluten (siehe unter Schock).

Zur normalen Blutdruckregulation siehe hier.
Zur Hypertonie (Bluthochdruck) siehe hier.
Mehr zur Hypotonie siehe hier.


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Verweise

 

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).