[vc_row][vc_column][vc_column_text]Das Gallensäureverlustsyndrom ist eine Kombination von Symptomen, die durch übermäßigen Verlust von Gallensäuren über den Darm zustande kommt. Es entsteht durch den toxischen Einfluss von Gallensäuren auf den Dickdarm und ist durch vermehrte wässrige Durchfälle und eine vermehrte Darmmotilität gekennzeichnet. Bei Erkrankungen mit Reduktion der Gallensäurerückgewinnung gelangen Gallensäuren vermehrt in den Dickdarm (Gallensäure-Spillover) und verursachen dort eine Reizung mit der Folge einer chologenen Diarrhö.
Zu Gallensäuren siehe hier.
Inhaltsverzeichnis
Ursachen
- Resektion des untersten Teils des Dünndarms (terminales Ileum) mit der Folge eines Kurzdarmsyndroms,
- Erkrankungen des terminalen Ileums beispielsweise im Rahmen eines Morbus Crohn (Ileitis terminalis).
Pathophysiologie
Gallensäuren werden in der Leber gebildet und über die Galle in den Darm ausgeschieden. Dort sind sie für Verdauung und Resorption von Fettstoffen (Lipiden) erforderlich. Da sie aus Cholesterin entstehen, fungieren sie gleichzeitig als Regulatoren des Cholesterinhaushalts. Wegen ihres Nutzens bei der Fettverdauung werden sie zu über 90% im terminalen Ileum (letzte 10 – 15 cm des Dünndarms vor seiner Einmündung in den Dickdarm) reabsorbiert, wobei der dort lokalisierte Farnesoid-X-Rezeptor (FXR) eine entscheidende Rolle spielt. Über die Pfortader gelangen sie in die Leber, wo sie erneut ausgeschieden werden. Sie unterliegen einem effektiven enterohepatischen Kreislauf.
Wenn die Rückgewinnung im unteren Teil des Dünndarms abnimmt und Gallensäuren vermehrt in den Dickdarm (Kolon) gelangen, verursachen sie dort eine Reizung mit der Folge von Durchfällen (Diarrhö), die als chologene Diarrhö bezeichnet wird. Im Dickdarm werden sie von Bakterien verändert, so dass vermehrt toxische Derivate (sekundäre Gallensäuren) entstehen. Ein Gallensäure-Spillover beeinflusst umgekehrt auch die bakterielle Zusammensetzung des Dickdarms. (1)Am J Physiol Gastrointest Liver Physiol. 2021 Nov 24. DOI: 10.1152/ajpgi.00091.2021. Epub ahead … Continue reading
Im Kolon verursachen insbesondere die sekundären Gallensäuren Chenodesoycholsäure, Desoxycholsäure und Lithocholsäure eine Flüssigkeits- und Elektrolytsekretion. Zudem bewirken sie eine Motilitätssteigerung der Kolonwand. Wenn Gallensäuren gebunden werden (beispielsweise durch Cholestyramin), stagnieren die Durchfälle.
Wenn über 10 cm des terminalen Ileums z. B. durch eine operative Resektion, ausfallen, beginnen wässrige Durchfälle; wenn über 1 Meter reseziert wird, reicht die Gallenäurekonzentration nicht mehr für die Fettverdauung aus, und es kommen fettige Stühle zustande (Steatorrhö). Die Stuhlfrequenz variiert erheblich und hängt mit der Dünndarmmotilität zusammen. Über eine verstärkte Motilität wird die gelegentliche Diarrhö nach einer Gallenblasenoperation oder einer Vagotomie erklärt. (2)Expert Rev Gastroenterol Hepatol. 2014 Jan;8(1):49-61. DOI: 10.1586/17474124.2014.851599. Epub … Continue reading
Durch den Gallensäuremangel des Körpers kommt es zu einer kompensatorisch erhöhten Synthese aus Cholesterin in der Leber. Dennoch kann die Gallensäurekonzentration in der Galle sinken. In diesem Fall stehen nicht genügend Gallensäuren für die Löslichmachung von Cholesterin zur Verfügung, was eine erhöhte Neigung zur Bildung von Gallensteinen nach sich ziehen kann.
Differenzialdiagnosen
Als Differenzialdiagnosen einer durch Gallensäuren getriggerten Diarrhö kommen viele Ursachen in Frage, die keine oder nur mikroskopische entzündliche Veränderungen hervorrufen. Insbesondere ist zu denken an folgende Ursachen:
- Coeliakie und Glutenenteropathie,
- bakterielle Überwucherung des Dünndarms,
- Zuckermaldigestion (z. B. Laktoseintoleranz),
- Nahrungsmittelunverträglichkeit und –allergie,
- mikroskopische Kolitis.
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Verweise
Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).
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Literatur