Entzündung

Artikel aktualisiert am 3. Januar 2024

Entzündung bedeutet (abgeleitet von der Vorstellung eines inneren Feuers) Reaktion des Körpers auf eine Infektion mit einem Krankheitserreger durch Anstieg der Temperatur (Fieber). Hinzu kommt eine Reihe von Symptomen, die alle Ausdruck einer Infektionsabwehr sind. Heute zählen auch Entzündungsreaktionen hinzu, die nicht durch einen Erreger, sondern durch eine Fehlleitung des Immunsystems bedingt sind.

Autoimmunkrankheiten
Das Immunsystem: Basics


Allgemeines


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Akute Entzündung

Eine akute Entzündung ist eine komplexe Reaktion des Körpers auf einen störenden und krank machenden Reiz (ein Pathogen). An der Reaktion sind Mediatorstoffe und Komponenten des Abwehrsystems (Immunsystem), wie Leukozyten, Lymphozyten, Immunglobuline, Prostaglandine, Interferone und weitere Zytokine beteiligt. Sie wehren Toxine, Viren, Pilze, Bakterien, Parasiten und andere schädliche Einflüsse ab. An der Abwehrreaktion lokaler Infektionen ist eine besonders gute Durchblutung beteiligt. Schmerzrezeptoren vermitteln eine muskuläre Abwehr.

Auf den lokalen Reiz von Pathogenen hin werden Makrophagen und Gewebsmastzellen aktiviert, welche gefäßaktive Substanzen freisetzen. Dazu gehören Prostaglandin E2, Leukotrien B4 und Histamin. Endothelzellen und auch Makrophagen bilden Stickstoffmonoxid (NO), welches ebenso wie mit Histamin die kleinen Blutgefäße erweitert und für Blutzellen und Flüssigkeit permeabel macht. So entstehen eine lokale Rötung und ein Gewebsödem. Kommen Gewebefaktoren mit Faktoren und Thrombozyten des Gerinnungssystems aus dem Blut zusammen, werden Prozesse der Blutstillung eingeleitet (siehe hier).

Makrophagen entlassen auch IL-1 und TNF-alpha, welche die Bildung weiterer Zytokine veranlassen, um Leukozyten anzulocken. Sie fördern die Bildung von P- und E-Selektinen auf Endothelzellen. Diese wiederum veranlassen Leukozyten, auf der Oberfläche der Endothelien (innerer Gefäßoberfläche) zu patrouillieren, von wo sie ihren Weg zum Entzündungsgeschehen finden können. Dort beteiligen sie sich an der Entfernung der Erreger und Abbauprodukte.

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Chronische Entzündung

Eine chronische Entzündung wird durch immunologische Reaktionen unterhalten, bei denen Monozyten und Lymphozyten eine ausschlaggebende Rolle spielen. Sie fördern die Bildung einer plasmatischen Immunantwort durch Bildung von Antikörpern und Immunglobulinen.

Eine chronische Entzündung wird durch vermehrten Fettgehalt des Bindegewebes gefördert und ist ein krankheitsfördernder Faktor bei Adipositas (Fettsucht).

Eine chronische Entzündung fördert die Arteriosklerose (1)Circ Res. 2019 Jan 18;124(2):315-327. doi: 10.1161/CIRCRESAHA.118.313591. PMID: 30653442; PMCID: … Continue reading, neurodegenerative Krankheiten wie die Demenz (2)Brain. 2018 Dec 1;141(12):3415-3427. doi: 10.1093/brain/awy265. PMID: 30403785; PMCID: PMC6262214. und die Parkinson-Krankheit (3)Autoimmun Rev. 2016 Oct;15(10):1005-11. DOI: 10.1016/j.autrev.2016.07.022 . Epub 2016 Aug 4. … Continue reading, und sie wird mit der Entstehung von Krebs in Verbindung gebracht. (4)Trends Cell Biol. 2015 Apr;25(4):214-20. doi: 10.1016/j.tcb.2014.11.001. Epub 2014 Nov 28. PMID: … Continue reading

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Klinisches Bild

Eine lokale Entzündung ist laut einer alten Definition durch eine lokale Rötung (Rubor), Überwärmung (Calor), Schmerz (Dolor) und eine Funktionsstörung (Functio laesa) charakterisiert.

Lokale Entzündungen können harmlos und rasch reversibel sein. Wenn sie sich ausbreiten, kann es zu Allgemeinreaktionen kommen.

Eine Entzündungsreaktion, die den gesamten Körper betrifft, beinhaltet in der Regel Fieber, oft mit Schüttelfrost, Abgeschlagenheit und Abnahme der Vigilanz (Wachheit, Aufmerksamkeit).

Laborwerte

Eine Entzündung lässt sich durch Entzündungsmarker diagnostizieren und durch sie in ihrer Intensität und in ihrem Verlauf verfolgen.

Sehr empfindliche Parameter weisen nach, dass auch bei Krankheiten, die keine übliche klinische Entzündungsreaktion bieten, eine unterschwellige Entzündung eine entscheidende Rolle spielt, so bei einer Fettleberhepatitis, einer Adipositas, dem Morbus Parkinson, der Depression oder dem Autismus.

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Verlauf

Die Entzündung eines Organs kann je nach Immunreaktion akut oder chronisch verlaufen (Beispiel: akute und chronische Hepatitis oder Pankreatitis). Autoimmunkrankheiten verlaufen per se chronisch.

Beeinflussung durch Medikamente

  • Bakterielle Entzündungen, die nicht spontan vergehen oder die komplikationsträchtig sind, werden mit Antibiotika behandelt (Beispiel: Phlegmone).
  • Virale Entzündungen, die nicht selbstlimitierend sind, werden, so zur Verfügung, virustatisch behandelt (Beispiele: Hepatitis B, Hepatitis C).
  • Autoimmunologische Entzündungen werden, so sie ansprechen, durch einen Eingriff in das Immunsystem (z. B. durch Immunmodulatoren) behandelt (Beispiele: Rheumatoide Arthritis, Autoimmunhepatitis, Lupus erythematodes).

Unspezifische Entzündungshemmer sind Glukokortikoide und nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID, z. B. Indomethacin, Ibuprofen).

Verweise

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Literatur

Literatur
1Circ Res. 2019 Jan 18;124(2):315-327. doi: 10.1161/CIRCRESAHA.118.313591. PMID: 30653442; PMCID: PMC6342482.
2Brain. 2018 Dec 1;141(12):3415-3427. doi: 10.1093/brain/awy265. PMID: 30403785; PMCID: PMC6262214.
3Autoimmun Rev. 2016 Oct;15(10):1005-11. DOI: 10.1016/j.autrev.2016.07.022 . Epub 2016 Aug 4. Erratum in: Autoimmun Rev. 2016 Dec;15(12):1210. PMID: 27497913.
4Trends Cell Biol. 2015 Apr;25(4):214-20. doi: 10.1016/j.tcb.2014.11.001. Epub 2014 Nov 28. PMID: 25444276; PMCID: PMC4380818.