Aufbau der Leber

Von Fachärzten geschrieben und wissenschaftlich überprüft.

Der anatomische und mikroskopische Aufbau der Leber ist deutlich komplexer, als er mit bloßem Auge erscheint.

Die Leber ist mit etwa 1,5 kg das größte Organ des Körpers. Sie liegt zum größten Teil unter dem rechten Zwerchfell und ragt etwa unter das linke Zwerchfell vor. Bei tiefem Einatmen tritt sie unter dem rechten Rippenbogen hervor und lässt sich tasten. Besonders deutlich ist sie tastbar, wenn sie strukturvermehrt (verhärtet) und vergrößert ist.

Die Leber ist normalerweise weich und gut verformbar. Sie enthält wenig Fett und kann je nach Funktionszustand mehr oder weniger Glykogen als Speichersubstanz für Glukose enthalten.


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Untersuchung mit bildgebenden Verfahren

Organform und Größe sowie die innere Struktur der Leber sind durch bildgebende Verfahren gut beurteilbar. Sehr aussagefähige Methoden sind beispielsweise die Sonographie der Leber, die Computertomographie und die Magnetresonanztomographie (MRT).

Die Blutversorgung

Die Leber besitzt eine doppelte Blutzufuhr.

Arterielle Versorgung: Durch eine von der großen Körperschlagader (Aorta) abstammenden Arterie (Aorta → Arteria coeliaca → Arteria hepatica) wird die Leber mit sauerstoffreichem Blut versorgt, durch die Pfortader mit Blut, das aus dem Magendarmtrakt kommt und Nahrungsstoffe enthält. Das Blut wird im Zentrum der Leberläppchen durch eine kleine Venole ababgeführt.

Portalvenöse Versorgung: Die Pfortader führt der Leber Blut aus dem Magendarmtrakt und der Milz zu. Es enthält die  resorbierten Nahrungsbestandteile sowie die aus der Milz freigesetzten Zellen des Blutabwehrsstems. Sie verzweigt sich bis in feine Äste, aus denen kleinste Blutgefäße entspringen, die (aus den Glisson’schen Dreiecken in die Leberläppchen ziehen und dort als „Sinusoide“ die Leberzellen (Hepatozyten) umgeben.

Sinusoide: Im Bereich der Sinusoide des Leberparenchyms geschieht der Stoffaustausch mit den Leberzellen (Hepatozyten). Die Sinusoide besitzen die Besonderheit, dass sie nicht wie die meisten anderen kleinsten Blutgefäße des Körpers (die sog. Kapillaren) eine Basalmembran um sich herum besitzen und dass ihre Begrenzungszellen (die sinusoidalen Epithelzellen) gefenstert sind. Damit können auch große Moleküle und Fettpartikel (Lipoproteinpartikel) ungehindert an die Oberfläche der Hepatozyten gelangen, die sie aufnehmen und verstoffwechseln. Die mikroskopisch kleinen Struktureinheiten, die von den Verzweigungen der Leberarterie über die Sinusoide mit Blut versorgt werden, sind die „Leberläppchen“.

Lebervenen:  Das Blut in den Sinusoiden vereinigt sich nahe der zentralen Venole des Leberläppchens und wird über sie abgeleitet. Die Venolen vereinigen sich wiederum zu kleinen, dann zu größeren und großen Venen, die nahe der Einmündung in die untere Hohlvene (Vene cava inferior) zur kurzen Vene hepatica zusammenfließen („Venenstern“, gut im Ultraschallbild der Leber erkennbar). Das gesamte Blut aus Leberarterie und Pfortader gelangt über die großen Lebervenen in die untere Hohlvene, die direkt zum Herzen führt. Damit gelangt das Blut aus Darm, Milz, Bauchspeicheldrüse und Leber samt ihren Inhaltsstoffen zurück in den großen Kreislauf.

Die Leber als Drüse

Die Leber ist eine Drüse, die durch die Tätigkeit der Leberzellen (Hepatozyten) Gallenflüssigkeit (kurz: Galle) produziert (siehe hier). Die Galle wird in kleinsten Gallenkapillaren gesammelt und abgeleitet. Die Gallenkapillaren münden in Gallenkanälchen, die wieder zu größeren Kanälen zusammenfließen (Ductuli und Ductus). In der Leberpforte schließlich vereinigen sich die großen in der Leber gelegenen Gallenwege zu dem großen gemeinsamen Gallengang (Ductus hepatocholedochus), der die Galle in Richtung Zwölffingerdarm (Duodenum) ableitet. Vom D. hepatocholedochus geht seitlich ein kleiner Gang ab, der zur Gallenblase führt, die im Nebenschluss ein Reservoir für die Galle aus der Leber darstellt. Wenn Nahrung in den Zwölffingerdarm gelangt, kontrahiert sie sich, und es wird ein Galleschwall dem Speisebrei zugemischt. Galle wird insbesondere für die Fettverdauung und -resorption benötigt.

Einteilung der Leber

Makroskopisch lassen sich verschiedene Leberlappen unterscheiden. Ganz grob wird der große rechte vom kleineren linken Leberlappen unterschieden. Eine genauere Aufteilung richtet sich nach der Blutversorgung des Organs. Dabei werden 8 Segmente unterschieden, die durch die großen Lebervenen voneinander getrennt sind. Die gut erkennbaren Lebervenen sind Leitstrukturen zur Ortung lokalisierter Prozesse in den bildgebenden Verfahren, so bei der Sonographie der Leber. Die Einteilung in Segmente ist für operative Zwecke von größter Bedeutung.

Mikroskopisch besteht das Organ hauptsächlich aus Leberzellen (Hepatozyten), die die Hauptfunktionen der Leber vollbringen (Näheres siehe hier). Daneben gibt es eine Reihe anderer Zelltypen, die ebenfalls wichtige Funktionen ausüben. Dazu gehören die Kupffer´schen Sternzellen, Endothelzellen, biliäre Epithelzellen, Ito-Zellen (hepatic stellate cells (HSC) ), ovale Zellen). Auch wenn die Leber mit dem bloßen Auge betrachtet sehr einförmig aussieht, so lässt sie sich mikroskopisch doch in kleine Stuktureinheiten aufteilen.

  • Die „Leberläppchen“ beispielsweise sind Einheiten von Leberzellen, die von einem der kleinsten Verzweigungen der Pfortader durchblutet werden. An ihrem Rand befinden sich die Gefäßbündel, in denen neben den kleinsten Pfortaderaufzweigungen auch diejenigen der Leberarterie und die kleinsten Gallengänge liegen.
  • Eine andere Einteilung richtet sich nach dem Einzugsgebiet der Galle für einen kleinen Gallengang; es wird als „Leberazinus“ bezeichnet. Während beim Leberläppchen ein kleines zentral ableitendes venöses Gefäß (die Zentralvenole) in der Mitte liegt, liegt beim Leberazinus der ableitende kleine Gallengang im Zentrum und die Zentralvenen liegen am Rand. Leberläppchen und Leberazinus überlappen sich damit um die Hälfte.

Veränderungen bei Leberkrankheiten

Unter krankhaften Bedingungen kann die Leber

Die Leber sammelt mit den Jahren das Alterspigment Lipofuscin an. Es ist ein hochvernetztes Produkt aus Proteinen und Lipiden in Lysosomen, welches nicht abgebaut werden kann. Es hat keine direkte Krankheitsbedeutung. Nach Freisetzung kann es toxische Effekte auf Zellen verschiedener Organe ausüben. (1)Ann N Y Acad Sci. 2007 Nov;1119:97-111. doi: 10.1196/annals.1404.008.  (2)Int J Mol Sci. 2021 Dec 25;23(1):222. doi: 10.3390/ijms23010222.

Es können Entzündungszellen in das Lebergewebe einwandern und Zelluntergänge zu beobachten sein (siehe Hepatitis). Die genaue histologische (mikroskopische) Differenzierung der Veränderungen erlaubt häufig eine Diagnose und die Stadieneinteilung einer Krankheit.


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Verweise

Die gesunde Leber

Die erkrankte Leber

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 


Literatur

Literatur
1 Ann N Y Acad Sci. 2007 Nov;1119:97-111. doi: 10.1196/annals.1404.008.
2 Int J Mol Sci. 2021 Dec 25;23(1):222. doi: 10.3390/ijms23010222.