Albumin ist ein körpereigenes Eiweiß, das im Blut in hoher Konzentration vorkommt. Es wird in der Leber gebildet, hat eine Halblebenszeit von 19 Tagen (wie auch IgG) und übt verschiedene lebenswichtige Funktionen aus. Für die lange Halblebenszeit von Albumin ist der FcRn (neonatal crystallizable fragment receptor) verantwortlich, dessen Unterfunktion zu einer Hypalbuminämie führt. (1)Proc Natl Acad Sci U S A. 2017 Apr 4;114(14):E2862-E2871. DOI: 10.1073/pnas.1618291114.

Aufgaben von Albumin


  • Aufrechterhaltung des onkotischen (kolloidosmotischen) Drucks im Blut. Diese Eigenschaft bewirkt, dass die Blutflüssigkeit das Blutgefäßsystem nicht verlässt.
  • Transport schwer löslicher Moleküle wie Bilirubin, Steroidhormone, Fettsäuren, Gallensäuren und viele Medikamente
  • gefäßschützende, antientzündliche und antioxidative Wirkungen.

Normbereich

Albumin macht etwa 60 % des Gesamtproteins im Plasma aus (Relation des Albuminpeaks in der Elektrophorese zum Gesamtprotein).

Der Normbereich liegt zwischen 35 und 55 mg/ml. (2)Anal Chem. 2004 Feb 15;76(4):1134-44. doi: 10.1021/ac034869m

Eiweißelektrophorese

Indikationen zur Albuminbestimmung

Albumin wird im Rahmen einer Eiweißelektrophorese routinemäßig bestimmt. Weitere Indikationen sind Ödeme, Krankheiten mit mangelhafter Resorption von Nahrungsbestandteilen (z. B. Coeliakie, Kurzdarmsyndrom), Eiweißverlust über die Nieren (z. B. Nephritis, Niereninsuffizienz), Leberkrankheit mit abnehmender Syntheseleistung (z. B. Hepatitis, Leberzirrhose).

Albuminmangel

Ein Albuminmangel im Plasma hat schwerwiegende Auswirkungen. Er kommt bei schweren Leberkrankheiten vor und macht sich beispielsweise in der Neigung zu Beinödemen und einer veränderten Empfindlichkeit gegenüber Medikamenten bemerkbar.

Als Ursachen kommen eine verminderte Bildung in der Leber und ein vermehrter Verlust über die Nieren, den Darm oder eine große Wundfläche infrage.

Verminderte Albuminsynthese

Die Synthese von Albumin in der Leber kann aus folgenden Ursachen vermindert sein:

  • Dekompensierten Leberzirrhose: sie ist in westlichen Ländern die häufigste Ursache eines Albuminmangels.
  • Akute Leberdystrophie: auch sie kommt durch eine Störung der Albuminsynthese zustande, jedoch im Rahmen einem Ausfall der Leberleistung aus akut entzündlichem oder toxischem Grund.
  • Allgemeine Mangelernährung: diese Ursache ist in Hungergebieten der Welt die Hauptursache eines Albuminmangels (siehe unter Kwashiorkor).
  • Krankheiten des Verdauungstrakts: eine erhebliche Verdauungsstörung oder Resorptionsstörung im Darm kann zu einem Albuminmangel führen. Beispiele sind die Coeliakie (Sprue), das Kurzdarmsyndrom und der Morbus Whipple.

Albuminverlust

Ein Albuminverlust kann zustande kommen durch

  • die Nieren: Albumin kann bei Undichtigkeit der Nierenkörperchen mit dem Urin ausgeschieden werden. Es bildet sich ein nephrotisches Syndrom.
  • den Darm: bei Undichtigkeit der Darmschleimhaut kommt es zu einer Albuminexsudation in den Darm. (exsudative Enteropathie)
  • große Wundflächen: Albumin wird mit der Wundflüssigkeit ausgeschieden. So kann ein Albuminmangel bei großflächigen Verbrennungen eine ernste Komplikation bedeuten.

Bedeutung eines Albuminmangels

Wenn bei Albuminmangel die Fähigkeit des Bluts sinkt, Flüssigkeit im Blutgefäßsystem zurückzuhalten (wenn also der onkotische Druck im Blutgefäßsystem stark abnimmt), kommt es zur Flüssigkeitsausschwitzung (Exsudation) in das Gewebe, und es bilden sich Ödeme.  In Körperhöhlen sammelt sich ebenfalls Flüssigkeit an. Beispiele sind Aszites und Pleuraergüsse. Eine untere kritische Grenze für Bildung von Exsudationen liegt bei einer Albuminkonzentration von 2,5 g/dl.

Ein Albuminmangel hat Auswirkungen auf den Transport von schwer in Wasser löslichen Substanzen, Hormonen und Medikamenten. Die Wirksamkeit von Medikamenten kann sich – oft unvorhersehbar – ändern.

→ Zur Hypalbuminämie siehe hier.


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Verweise

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