Pleuritis

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Pleuritis bedeutet Entzündung des Lungenfells. Sie kann durch Infektionserreger oder aseptisch hervorgerufen werden und akut oder chronisch verlaufen. Wenn offensichtliche Ursachen, wie eine Infektion (Lungenentzündung), nicht nachweisbar sind, kommt eine karzinomatöse oder tuberkulöse Pleuritis infrage; in diesen Fällen sollte auch ein Adenosindeaminase-positiver lymphozytärer Pleuraerguss im Rahmen einer Immunglobulin-G4-bedingten Erkrankung als Differenzialdiagnose berücksichtigt werden.


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Entstehung und Differenzialdiagnosen

Eine Lungenfellentzündung geht i. d. R. von einem der beiden Blätter des Lungenfells aus (Pleura visceralis, Pleura parietalis, siehe hier) und kann sich anschließend auf das andere Blatt und über die gesamte Lunge ausbreiten. Die entzündliche Reaktion entsteht auf mehreren Wegen:

  • Infektion mit Bakterien, Mykoplasmen (Tuberkulose), Viren oder Pilzen.
  • aseptische Entzündung (ohne Infektionsursache), z. B.
    • im Rahmen einer Reaktion auf einen krankhaften (pathologischen) Prozess in unmittelbarer Nachbarschaft, wie einen Rippenbruch,
    • Urämie,
    • Operation,
    • Krebs (Pleuritis carcinomatosa),
    • IgG4-vermittelte Erkrankung, (1)Am J Med Sci. 2018 Nov;356(5):487-491. DOI: 10.1016/j.amjms.2018.05.004
    • Autoimmunkrankheit: erbliche autoinflammatorische Erkrankungen (HAIDs) mit Lungen- und Pleurabeteiligung: Beispiele sind die Pleuritis
      • bei familiärem Mittelmeerfieber (FMF) und
      • bei TRAPS (mit Tumornekrosefaktor-Rezeptor assoziiertes periodisches Syndrom) . (2) 2016 Dec 15;17(12). pii: E2111.DOI:10.3390/ijms17122111

Verlaufsformen

Eine akute Pleuritis tritt meist im Rahmen einer Lungenentzündung (Pneumonie) auf und ist durch Ausschwitzung von Flüsigkeit und Fibrin (fibrinöse Exsudation) gekennzeichnet. Durch die Ausschwitzung von Flüssigkeit entsteht ein mehr oder weniger ausgeprägter Pleuraerguss.

Eine Rippenfellreizung oder -entzündung entsteht ebenfalls in der direkten Nachbarschaft einer Thoraxwanderkrankung, z. B. einer lokalen Entzündung oder einem Rippenbruch.

Eine chronische Pleuritis führt zu einer langsamen Verdickung der Pleurawand (z. B. bei der Tuberkulose). Sie schmerzt in der Regel beim Atmen nicht. Eine Ursachendiagnostik erfolgt

  • durch bildgebende Verfahren, bei denen ein Tumor in der Lunge oder in der Throraxand entdeckt werden kann,
  • durch eine Punktion der Pleura (Pleurabiopsie) und des Pleuraergusses. Die Proben werden histologisch, zytologisch und bakteriologisch untersucht.
    • Eine tuberkulöse Pleuritis wird durch Nachweis von Tuberkelbakterien in einer Gewebeprobe (Pleurabiopsat) oder im Pleuraerguss diagnostiziert. Dazu siehe hier.

Eine Pleuritis carcinomatosa tritt bei Tumorerkrankungen auf, meist bei pleuranaher Absiedlung in den Lungen. Tumorzellen können sich dann durch den Pleuraspalt über das gesamte Lungenfell ausbreiten. Der Nachweis von Krebszellen in einem Pleurabiopsat oder im Pleuraerguss sichert die Diagnose. Alle Tumore, die pleuranahe wachsen, können eine lokale Entzündungsreaktion auslösen. Sie ist schmerzlos. Der Tumortyp wird durch Untersuchung einer Gewebeprobe und von Tumorzellen im Pleuraerguss bestimmt.
Zur Tumorsuche siehe hier.

Eine IgG4-assoziierte Pleuritis kann eine schwierige Differenzialdiagnose zu einer tuberkulösen Pleuritis darstellen. In einer Untersuchung hatten Patienten mit IgG4-bedingtem Pleuraerguss hohe ADA-Werte (> 40 U/l). Im Pleuraerguss waren höhere TP-Spiegel und niedrigere LDH- und ADA-Spiegel als bei tuberkulöser Pleuritis. Die Erkrankung spricht meist auf Prednisolon an. (ADA: Adenosindeaminase) (3)Medicine (Baltimore). 2021 Mar 19;100(11):e25162. DOI: 10.1097/MD.0000000000025162
Zu IgG4-Krankheiten siehe hier.

Symptomatik

Eine akute Pleuritis geht anfangs mit teilweise sehr starken atemabhängigen Beschwerden einher. Wenn in einer Folgephase Pleuraexsudat (entzündlicher Pleuraerguss) entsteht, entfernen sich die beiden Pleurablätter durch die Flüssigkeit voneinander, so dass sie nicht mehr aneinander reiben. Das anfänglich bei einer Auskultation hörbare Reibegeräusch verschwindet wieder. Der Erguss kann den Atemraum so einschränken, dass Atemnot entsteht.

Eine chronisch Pleuritis führt zu einer ständigen Ausschwitzung von Flüssigkeit, so dass ein mehr oder weniger ausgeprägter Pleuraerguss vorliegen kann. Es können aber auch die beiden Pleurablätter miteinander verkleben, was zu einer Einschränkung der Lungenbeweglichkeit bei der Atmung führt. In diesem Fall kommt es zu einer Einschränkung der Atemkapazität mit (belastungsabhängiger) Luftnot.

Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 

Literatur

Literatur
1 Am J Med Sci. 2018 Nov;356(5):487-491. DOI: 10.1016/j.amjms.2018.05.004
2 2016 Dec 15;17(12). pii: E2111.DOI:10.3390/ijms17122111
3 Medicine (Baltimore). 2021 Mar 19;100(11):e25162. DOI: 10.1097/MD.0000000000025162