Antiarrhythmika

Artikel aktualisiert am 11. Juli 2022


Definition

Antiarrhythmika sind Medikamente zur Wiederherstellung eines normalen regelmäßigen Sinusrhythmus oder zur Vermeidung von Arrhythmien des Herzens.

Einteilung

Nach der Vaughan-Williams-Klassifikation werden 4 Klassen unterschieden.

  • Klasse I Antiarrhythmika, Natriumkanalblocker. Effekt: Verlangsamung der schnellen Überleitung, Verbreiterung der P-Wellen, Verlängerung des PQ-Intervalls und Verbreiterung der QRS-Komplexe. Beispiele für die am häufigsten benutzten Klasse Ic Präparate: Flecainid, Propafenon. Indikationen: vor allem supraventrikuläre Tachykardien (SVT, Sinustachykardien), auch ventrikuläre Tachykardien (VT), ventrikuläre Extrasystolen (VES). Cave: Ein unerwünschter Effekt ist die Neigung zur Auslösung ventrikulärer Tachykardien (VT, proarrhythmogener Effekt); es werden auch Fälle von tödlichem Kammerflimmern beschrieben.
    • Klasse-IA-Antiarrhythmika: z. B. Ajmalin, Chinidin, Disopyramid
    • Klasse-IB-Antiarrhythmika: z. B. Mexitil, Phenhydan, Xylocain
    • Klasse-IC-Antiarrhythmika: z. B. Flecainid, Propafenon
  • Klasse II Antiarrhythmika, Beta-Blocker. Wirkung besonders auf Sinus- und av-Knoten (atrioventrikulärer Knoten). Behandlung vor allem der Sinustachykardien (SVT) und der av-Reentrytachykardien. Beispiele Betablocker: Metoprolol, Carvedilol, Bisoprolol, Propranolol. Zu den Nebenwirkungen gehört das Asthma bronchiale.
  • Klasse III Antiarrhythmika, Kaliumkanalblocker. Effekt: Verlängerung der QT-Dauer (Aktion und Refraktärperiode). Indikationen: SVT und VT, alle Arten von Extrasystolen. Beispiele: Sotalol, Amiodaron, Dronedaron
  • Klasse IV Antiarrhythmika, Kalziumantagonisten vom Diltiazem-Typ. Effekt: Verlängerung der Refraktärzeit nach einer Aktion, Verlängerung der PQ-Zeit, Verlangsamung der Herzfrequenz. Beispiele: Verapamil, Diltiazem. Indikation: supraventrikuläre Tachykardie (SVT). Indikationen: SVT (Beendigung durch iv-Injektion), Verlangsamung der Herzfrequenz bei schnellem Vorhofflimmern oder Vorhofflattern

In diese Klassifikation lassen sich neuere Medikamente mit antiarrhythmischen Eigenschaften nicht einordnen. Beispiele:

  • Adenosin: es blockiert die av-Überleitung und wird zur Behandlung paroxysmaler supraventrikulärer Tachykardien verwendet. Es hat eine sehr kurze Wirkdauer, daher wird es intravenös appliziert (über Infusion). Kontraindikation: av-Block 2. Grades (Vorsicht bei av-Block 1. Grades), Asthma bronchiale
  • Herzspezifische Multikanalblocker wie Dronedaron und Vernakalant
  • Ivabradin ist im strengen Sinne kein Antiarrhythmikum; es dient der Frequenzkontrolle bei Sinustachykardie.

Kontrolle der Wirkung

Bei allen antiarrhythmisch wirkenden Medikamenten ist eine negative Inotropie (Herzkraftverminderung) und eine arrhythmogene Potenz zu berücksichtigen. Sie können durch Kammerflimmern zu plötzlichem Herztod führen (s. o.). Daher sollte die Medikation mit Antiarrhythmika beispielsweise durch ein Speicher-EKG überwacht werden, insbesondere, wenn auch andere Bedingungen vorliegen, die eine arrhythmogene Gefahr in sich bergen (wie z. B. ein frischer Herzinfarkt oder eine Hypokaliämie). Antiarrhythmika werden i.d.R. nur dann eingesetzt, wenn eine subjektive Symptomatik durch Rhythmusstörungen vorliegt. Symptomlose Arrhythmien werden dagegen eher nicht behandelt.

Auch andere mögliche Nebenwirkungen und adversen Effekte sind zu beachten. Spezielle Beispiele: Bei Jod-haltigen Präparaten (wie Amiodaron) muss die Schilddrüsenfunktion (TSH) überwacht werden, bei Beta-Blockern die mögliche Auslösung von Asthma oder einer Psoriasis).


→ Über facebook informieren wir Sie über Neues auf unseren Seiten!


Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).