TSH

Artikel aktualisiert am 4. August 2023

TSH ist die Abkürzung für Thyreoidea stimulierendes Hormon und entstammt dem Hypophysenvorderlappen (HVL). Seine alternative Bezeichnung ist Thyreotropin. Es stimuliert die Schilddrüse (Glandula thyreoidea) zur Produktion und Bereitstellung von Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3).  TSH dient meist als erster Übersichtstest zur Untersuchung der Schilddrüsenfunktion. Die Schilddrüsenhormone FT3 und FT4 folgen bei abnormalen Werten.

Schilddrüsenhormone


Bildung und Wirkmechanismus

Die Thyreotropin-Produktion wird durch einen direkten Befehl vom Zwischenhirn (dort vom Hypothalamus über das Releasing-Hormon Thyreoliberin, TRH) angeregt und in einer Rückkopplungsschleife durch die Schilddrüsenhormone gehemmt, umgekehrt wird sie bei Mangel an Schilddrüsenhormonen gesteigert.

Thyreotropin stimuliert über seinen Rezeptor TSHR das Wachstum, die Differenzierung und die Funktion von Schilddrüsenzellen. Dieser Rezeptor ist beim Morbus Basedow das Ziel von Antikörpern, die aktivierend wirken. Andere Typen von Antikörpern blockieren die Wirkung und bewirken eine autoimmune Hypothyreose. Während der Schwangerschaft kann das Placentahormon hCG (humanes Choriongonadotropin) mit dem TSH-Rezeptor kreuzreagieren und eine Schwangerschaftsüberfunktion der Schilddrüse verursachen.

TSH-Rezeptor-Mutationen

Aktivierende Mutationen des Rezeptors wurden als Ursache toxischer Adenome und einer nichtautoimmun bedingten familiären Hyperthyreose sowie einer sporadischen angeborenen Hyperthyreose identifiziert. Diese Gain-of-Function-Mutationen sind dominant.

Inaktivierende Keimbahnmutationen beider Rezeptor-Allele (rezessive Vererbung) führen zu  unterschiedlich ausgeprägten TSH-Resistenzen und Hypothyreosen. (1)Cell Mol Life Sci. 2001 Aug;58(9):1301-22. DOI: 10.1007/pl00000941


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Indikationen zur TSH-Bestimmung

Die Bestimmung dient zur Diagnostik der Schilddrüsenfunktion. Da Schilddrüsenerkrankungen sehr viel häufiger vorkommen als Erkrankungen der Hypophyse und des Zwischenhirns, kann man von der Faustregel ausgehen: Ist der Wert erhöht, ist von einer Hypothyreose auszugehen, ist sie erniedrigt, von einer Hyperthyreose.

Die Indikationen zur Bestimmung des TSH beinhalten hauptsächlich:

  • Screening-Untersuchung, speziell bei stationärer Behandlung und unter dem Blickwinkel, dass eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel stattfinden müsste: denn Jod-haltige Kontrastmittel können eine bestehende Hyperthyreose akut verschlimmern und aus einer latenten Hyperthyreose eine manifeste machen.
  • Kontrolle der Therapie mit Schilddrüsenhormonen.
  • TSH-Screening bei Neugeborenen zur frühzeitigen Erkennung einer angeborenen Hypothyreose.
  • Abklärung eines Verdachts auf einen Zwischenhirn- oder Hypophysenprozess (z. B. bei Milchproduktion wegen Hyperprolaktinämie).

Referenzbereich

Die Normbereich liegt etwa zwischen 0,4 und 4 mU/l. Die Befunde sind methodenabhängig und damit oft von Labor zu Labor unterschiedlich.
Es sollte ein TSH-Assay mit hoher Empfindlichkeit verwendet werden.

Erhöhte Werte

  • periphere Hypothyreose (Erkrankung der Schilddrüse mit verminderter Hormonproduktion; TSH wird gegenregulatorisch erhöht),
    • Morbus Basedow,
    • Hashimoto-Thyreoiditis in der ersten Phase (später Euthyreose, dann Hypothyreose),
    • hormonell aktives Schilddrüsenadenom (warmer oder heißer Knoten),
    • hormonell aktives Schilddrüsenkarzinom,
  • zentrale Hyperthyreose (hypophysäre Hyperthyreose, sehr viel seltener: Prozess an der Hypophyse mit unregulierter Erhöhung der TSH-Produktion),
    • bei hormonell aktivem Hypophysenadenom,
    • bei selektiver Resistenz der HVL-Zellen gegen Trijodthyronin.

Erniedrigte Werte

Sind die Werte erniedrigt, so sind sie in aller Regel durch die peripheren Hormone T3 unf T4 gegenregulatorisch unterdrückt, selten jedoch durch eine Hypophysenkrankheit erniedrigt. Beide Ursachen sind zu unterscheiden:

  • Periphere Hyperthyreose (Erkrankung der Schilddrüse mit erhöhter Hormonproduktion; TSH wird gegenregulatorisch vermindert),
  • Zentrale Hypothyreose (hypophysäre Hypothyreose), sehr viel seltener: Prozess an der Hypophyse, Hypophyseninsuffizienz (Diagnostik: neben Bestimmung von TSH auch von ACTH, CT-Aufnahme der Sella des Schädelknochens).

Zu beachten ist, dass etwa 3% der Schwangeren im ersten Trimenon erniedrigte TSH-Werte aufweisen ohne eine Hyperthyreose zu haben: zuwarten und kontrollieren reicht meist. Ursache soll eine Hemmung durch hohes hCG (Choriongonadotropin) sein.

Verweise

Literatur

Literatur
1Cell Mol Life Sci. 2001 Aug;58(9):1301-22. DOI: 10.1007/pl00000941