ANA ist die Abkürzung (nach Anfangsbuchstaben, Akronym) für antinukleäre Antikörper. Zu ihnen gehören: Anti-Ro-Antikörper, Anti-Sm-Antikörper, Anti-Scl-70-Antikörper, Anti-sp100-Antikörper, Antikörper gegen den Kernporenkomplex und Anti-Zentromeren-Antikörper.

Unterschieden werden

  • Autoantikörper, die gegen Komponenten der Zellkerne gerichtet sind. Sie reagieren gegen mit DNA und Histonen (Anti-dsDNA-Antikörper, Anti-Histon-Antikörper) und
  • Antikörper gegen extrahierbare nukleäre Antigenen (ENA). Zu ihnen zählen: Einzelstrang (SS)-A/Ro, SS-B/La, Smith (Sm), Ribonukleoprotein (RNP), Histidyl-sRNA-Synthetase (Jo-1) und Sklerodermie 70 (Scl-70).

Diagnostische Aussage


Der Nachweis erfolgt durch indirekte Immunofluoreszenz und durch einen ELISA-Test (enzyme-linked immunosorbent assay).

ANA ist ein immunologischer Übersichtsparameter, der bei einigen Autoimmunkrankheiten in hohen Titern nachweisbar ist. Dazu gehören:

ANA können außer bei Autoimmunkrankheiten auch positiv sein bei einigen Krebserkrankungen und speziellen Infektionskrankheiten. Eine Aufschlüsselung der ANA-Subtypen kann bestimmte Erkrankungen sichern oder wahrscheinlich machen:

  • Ein positives ANA-Ergebnis bedeutet die Notwendigkeit für eine weitere Aufschlüsselung.
  • Anti-Ro- und Anti-La-Antikörper (SS-A und SS-B) werden beispielsweise beim Sjögren’s Syndrom gefunden.
  • Anti-Sm-Antikörper (gegen glatte Muskulatur gerichtet) und Anti-dsDNA-Antikörper (gegen DNA-Doppelstränge gerichtet) sind spezifische Marker für den systemischen Lupus erythematodes (SLE).
  • Anti-Scl-70-Antikörper (Anti‐Topoisomerase I-Antikörper, bestimmt durch passive Immundiffusion) sind Marker für die Sklerodermie und einer SSc-bedingten Lungenkrankheit. (2)ACR Open Rheumatol. 2022 Apr;4(4):345-351. doi: 10.1002/acr2.11398
  • Anti-Jo-1-Antikörper sind Marker für die Polymyositis / Dermatomyositis (abakterielle Entzündung der Muskulatur) und Dermatomyositis (unterschiedlich starke Entzündungen der Muskeln, der Haut und der Lunge). Die Antikörper sind Jahre vor Ausbruch der Krankheit nachweisbar und kommen bei etwa 1/3 der Betroffenen vor. (3)Clin Rev Allergy Immunol. 2017 Feb;52(1):1-19. doi: 10.1007/s12016-015-8510-y
  • Anti-Histon-Antikörper weisen auf einen medikamenteninduzierten Lupus.
  • Anti-Glycoprotein-210 (anti-gp210) und Anti-Nucleoporin-62 sind bei der primär biliären Cholangitis (PBC) in 1/3 der Fälle positiv.
  • Anti-Centromeren-Antikörper finden sich bei der PBC und beim CREST-Syndrom.

ANA und Krebs

Krebserkrankungen verursachen relativ häufig positive ANA. Sie werden beschrieben bei Patienten mit Lungen-, Brust-, Kopf- und Halskrebs. (4) Clin Cancer Res 1999; 5:1393–400 (5)Cancer Detect Prev 2005; 29:59–65

Bei einer Gruppe gesunder Frauen mit verdächtigem Mammographiebefund und ohne Krebsnachweis wurden Autoantikörper mit hohem Titer gegen Zentrosomen, Zentromere und Mitochondrien nachgewiesen. Die Autoren vermuten, dass der Prozess der ANA-Bildung bereits in der prämalignen Phase beginnt. (6)BMC Cancer 2015; 15:407

Beispiel: In einer brasilianischen Untersuchung waren ANA bei 44,4 % der Patienten mit Mammakarzinom und bei 15,7 % der Patienten mit gutartigen Läsionen positiv (Kontrollen: 5,4 % ANA-Positivität). Eine Zuordnung zum histologischen Typ, dem Alter oder dem Stadium war nicht möglich. (7)Clin Exp Immunol. 2018 Aug;193(2):178-182

Bedeutung der Anti-dsDNA-AK

Anti-dsDNA-AK (Anti-Doppelstrang-DNA) tragen bei Patienten mit SLE zu Erkrankungen mehrerer Organe, insbesondere zu einer Lupusnephritis, bei. Ihr Serumspiegel schwankt entsprechend der Krankheitsaktivität. Sie binden an Antigene in den Zielorganen (z. B. der Niere) oder bilden Immunkomplexe, die sich an der glomerulären und tubulären Basalmembran niederschlagen und zur Funktionsverschlechterung führen.  Anti-dsDNA-Antikörper können an der Entstehung des SLE beteiligt sein. Daher werden Anti-dsDNA-Antikörper als therapeutisches Ziel bei der Behandlung von SLE angesehen. Die Blockierung pathogener Anti-dsDNA-Antikörper kann Organschäden in Mausmodellen von SLE verhindern oder sogar rückgängig machen. (8)Arthritis Rheum. 2005 Nov;52(11):3629-38. doi: 10.1002/art.21379 (9)Front Immunol. 2019 Jul 17;10:1667. DOI: 10.3389/fimmu.2019.01667

ANA als therapeutisches Ziel

Es wurden synthetische Peptide (hCDR1, pCONs, DWEYS, FISLE-412 und ALW) entwickelt, die Anti-dsDNA-Autoantikörper direkt blockieren.  Sie sollen den ANA-Titer senken, die Ablagerung Autoantikörper (z. B. in den Nieren) verringern und Prognose eines Lupus verbessern . (10)Clin Rev Allergy Immunol. 2022 Oct;63(2):152-165. DOI: 10.1007/s12016-021-08898-7.


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Verweise

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