Definition


Die funktionelle Dyspepsie ist eine Störung des oberen Magendarmtrakts ohne morphologisches Korrelat. Sie gehört zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt und führt vielfach zu unnötigen aufwändigen und invasiven Untersuchungen. (1) 2017 Nov 3;3:17081. doi: 10.1038/nrdp.2017.81. (2) 2018 Mar 30;115(13):222-232. doi: 10.3238/arztebl.2018.0222.

Ätiopathogenese

Ursache und Pathogenese sind unklar. Ob Helicobacter pylori eine Rolle spielt, ist umstritten. Neuere Erkenntnisse besagen, daß wohl verschiedene Typen bestehen. In einer Studie fanden sich in der Gruppe mit prädominanten Schmerzen mehr Patienten mit Helicobacter-pylori-Infektionen, in der mit prädominantem Völlegefühl mehr Patienten mit Magenentleerungsverzögerungen und begleitendem Reizdarmsyndrom. Es gibt daher möglicherweise zwei Dyspepsietypen [1] :

  • den Schmerztyp
  • den Völletyp
  • ein gemischter Typ

Eine neuere Nomenklatur bezeichnet die Typen folgendermaßen (3) 2017 Nov 3;3:17081. doi: 10.1038/nrdp.2017.81.:

  • postprandiales Distress-Syndrom (PDS),
  • epigastrisches Schmerzsyndrom (EPS) und
  • ein Subtyp mit überlappenden PDS- und EPS-Merkmalen.

Symptomatik

Es finden sich unspezifische Beschwerden, wie Übelkeit (Nausea), Völlegefühl und epigastrische Schmerzen. Sie sind häufig verbunden mit den Symptomen des Reizdarmsyndroms wie vermehrter schmerzhafter Meteorismus und durchfällige Stühle oder Verstopfung (Obstipation).

Diagnostik

Die Diagnostik ist im Prinzip eine Ausschlussdiagnostik. Grundlage ist eine ausführliche Anamnese!

  • Gastroskopisch findet sich hin und wieder eine Hypermotilität, eine funktionelle Pylorusenge (Pylorospastik) oder ein galliger Reflux (mit gastritischen Veränderungen und intestinalen Metaplasien), manchmal auch eine auffallende Hypomotilität, so dass dyskinetische Veränderungen wesentlich an der Symptomatik beteiligt zu sein scheinen.
  • Weiterführende Untersuchungen: Dazu gehören u. U. eine MRCP oder ERCP oder eine hepatobiliäre Sequenzszintigraphie; sie dienen zum Ausschluss seltener Differenzialdiagnosen, wie einer Sphincter-Oddi-Dysfunktion oder Papillensklerose, und sind nur in schwierigen Fällen erforderlich. Gelegentlich kann auch eine Refluxkrankheit differenzialdiagnostisch in Frage kommen, die über eine 24h-pH-Metrie weiter abgeklärt werden kann (sofern die ÖGD (Spiegelung der Speiseröhre, des Magens und des Zwölffingerdarms) nicht bereits eine ERD (erosive Refluxkrankheit) erkennen lässt.
  • Vor aufwendigen, eingreifenden und belastenden diagnostischen Maßnahmen sind bei entsprechender Diagnosehypothese ex-juvantibus-Therapieversuche („zum Ausprobieren“) gerechtfertigt.

Therapie

Die Behandlung der funktionellen Dyspepsie beruht auf mehreren Ansätzen. (4) 2018 Mar 30;115(13):222-232. doi: 10.3238/arztebl.2018.0222.

  • Prokinetika (Metoclopramid, Domperidon) können in vielen Fällen bereits zu einer deutlichen Verbesserung führen. Wenn eine Hypersekretion sauren Magensafts vorliegt, nutzen zusätzlich Protonenpumpenblocker.
  • Zur Bindung von Gallebestandteilen, die durch galligen Reflux aus dem Zwölffinerdarm in den Magen gelangen und dort eine chronische Gastritis fördern, kann ein Antazidum zwischen den Mahlzeiten dienen.
  • In Fällen eines ausgeprägten galligen Refluxes sind diese Maßnahmen manchmal unzureichend; dann sollte eine biochemische Umstimmung der Galle durch 3 x 250 mg Ursodesoxycholat für einige Wochen versucht werden.
  • Wenn eine dichte Helicobacter-Besiedlung der Magenschleimhaut festgestellt wird, ist in fast jedem Fall eine Eradikation sinnvoll, alleine schon um Komplikationen und Folgeerkrankungen vorzubeugen. Sie ist bezüglich der Symptomatik manchmal, jedoch nicht in jedem Fall erfolgreich.

Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).

Literatur[+]