Eine kontinuierliche Zuckermessung im Körper (continuous glucose monitoring, CGM) dient der Behandlung des insulinpflichtigen Diabetes mellitus und verbessert die Zuckereinstellung deutlich. Sie wurde ermöglicht durch die Entwicklung einer geschlossenen Schleife mit einer Insulinpumpe (closed loop system). Praktikable technische Möglichkeiten dazu existieren seit 2000. Verbesserungen haben zu einer Anwendbarkeit in der Praxis geführt. (1)Diabetologia. 2021 May;64(5):1007-1015. DOI: 10.1007/s00125-021-05391-w

Prinzip der kontinuierlichen Zuckermessung


Die Glukosekonzentration im Unterhautbindegewebe spiegelt in etwa den Blutzuckerspiegel wider. Schwankungen des Blutzuckers teilen sich jedoch dem Gewebe außerhalb der Blutbahn nicht sofort, sondern erst mit einer zeitlichen Latenz von 5 bis 25 Minuten mit. Die im Gewebe erhobenen Messwerte können dennoch als Grundlage einer therapeutischen Korrektur bei der Insulin-Therapie dienen.

Ein sehr wirksames CGM-System beruht auf Nadelsensoren, die unter der Haut enzymatisch (durch immobilisierte Glukoseoxidase an der Nadelspitze) Glukose zu Glukonolacton plus H2O2 umwandelt. Das entstehende Wasserstoffperoxid wird elektrochemisch gemessen. Die Exaktheit der Messung hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen und beträgt nur noch um +/- 10 %.

Technisches und Praktisches

Durch eine kontinuierliche Zuckermessung (CGM) kann die Programmierung von Insulinpumpen sinnvoll unterstützt werden. Inzwischen sind integrierte Systeme auf dem Markt, bei denen der gemessene Zuckerwert am Pumpgerät abgelesen werden kann. Bei den Systemen muss ein Sensor durch Einstich unter die Haut (Arm, Bauch) platziert werden; er kann bis zu 1 Woche dort verbleiben und muss dann gewechselt werden. Er senst alle 5 Minuten. Die Überwachung kann telemedizinisch erfolgen; sie bedarf eines ständigen Zeitaufwands durch den Arzt, der neben anderen Aspekten (wie u. a. Kosten) zu berücksichtigen ist (2)Diabetes Technol Ther. 2016 Feb;18 Suppl 2:S23-213. Eine durch den Messwert getriggerte automatische Adaptierung der Pumpgeschwindigkeit ist ein therapeutisches Ziel; jedoch sind die Anforderungen an die Sicherheit extrem hoch.

Studienergebnisse

Wie die bisherigen, allerdings noch nicht allzu umfassenden Studien ausweisen, führt der Einsatz einer kontinuierlichen Zuckermessung (GCM) im Zusammenhang mit der Steuerung von Insulinpumpen beim Typ-1-Diabetes zu einer Senkung des HbA1c (um -0,62 % bis -1,49 %) und des Hypoglykämierisikos. Sie erhöht die Lebensqualität und auch die Lebenserwartung (um +1,9 J) (3)J Med Econ. 2016;19(3):236-42. Die auf dem Markt befindlichen Systeme scheinen Hypoglykämien offenbar in etwas unterschiedlichem Ausmaß zu senken (das Veo-System war in einer Untersuchung geringfügig effektiver als das Vibe™-System) (4)Health Technol Assess. 2016 Feb;20(17):1-252. doi: 10.3310/hta20170..

Ein Vergleich des closed-loop-Systems mit multiplen Insulin-Injektionen ergab nach 6 Monaten, dass der mittlere HbA1c um 1,54 % (SD 0,73) gesunken war (von 9,00 % auf 7,32 %). Dagegen war sie in der Multiplen-Injektionsgruppe um 0,20 % gesunken (von 9,07 % auf 8,91 %). (5)Lancet Diabetes Endocrinol. 2022 Oct;10(10):720-731.

MiniMed im Vergleich zu kontinuierlicher sc-Injektion: Eine Studie an Patienten mit Typ-1-Diabetes (2 – 80 Jahre) ergab, dass die Blutzuckerwerte (HbA1c) unter der Behandlung mit dem MiniMed-System etwas günstiger waren, als unter kontinuierlicher subkutaner Insulininfusion; zudem traten keine schwerwiegenden Unterzuckerungen auf. (6)Diabetes Technol Ther. 2023 Jan;25(1):1-12.

Indikationen / Kontraindikationen

Als Indikationen für eine kontinuierliche Zuckermessung (CGM) bei Diabetes gelten laut „Leitfaden kontinuierliche Glukosemessung (CGM)“ der Deutschen Diabeteshilfe (Deutsche Diabeteshilfe Landesverband Nordrhein-Westfalen (7)Leitfaden-kontinuierliche-Glukosemessung-CGM):

  • Neigung zu schweren Hypoglykämien,
  • unzureichende Stoffwechselkontrolle trotz Ausschöpfung der konventionellen Therapieoptionen (besonders im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft),
  • besonders häufige BZ-Kontrollen zur Therapieadjustierung.

Als nicht gebotene Indikationen einer CGM werden angeführt: fehlende Compliance des Patienten, Angst oder Abwehr technischer Eingriffe, Alkohol– oder Drogenabusus, schwerwiegende psychologische/psychiatrische Störungen.


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Verweise

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