Angina pectoris bedeutet Engegefühl in der Brust. Sie wird allgemein auf das Herz bezogen und gilt als Alarmzeichen für einen Herzinfarkt. Da der Schmerz anfallsartig an- und wieder abschwillt, spricht man von Angina-pectoris-Anfällen. Der Schmerz strahlt oft aus. Typische Ausstrahlungsgegenden sind die linke Schulter, hinter dem Brustbein hoch in den Hals oder gar ins Kinn oder die Zähne, und auch in den linken und mittleren Oberbauch. Leichte Anfälle bestehen nur aus einem unguten leichten Druckgefühl über dem Herzen, hinter dem Brustbein oder in der linken Schulter. Manchmal werden solche Beschwerden vom Betroffenen nicht auf das Herz bezogen. „Angina pectoris – einfach erklärt“ macht diese schwerwiegende Schmerzsymptomatik und ihre Bedeutung für eine dringliche Therapie verständlich.


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Was die Ursache ist


Bei Angina pectoris besteht im Herzen Sauerstoffmangel. Ursache dafür sind zu enge Herzkranzgefäße. Dies sind Blutgefäße, die den eigenen Muskel mit Blut und damit mit Sauerstoff versorgen (siehe die Seite „Das Herz“). Sie leiten, wenn sie zu eng werden, zu wenig Blut in den stets arbeitenden Herzmuskel. Er kann damit in einen Sauerstoffmangel geraten; und dies führt zu Herzschmerzen. Zu eng werden die Herzkranzgefäße dann, wenn sich in ihrer Wand Verdickungen entwickeln, die im Laufe der Zeit auch verkalken können. Das ist das, was die Ärzte als „koronare Herzkrankheit“ bezeichnen. Wenn sich ein solches Blutgefäß dadurch komplett verschließt, entwickelt sich ein Herzinfarkt.

In seltenen Fällen beruhen die akuten pektanginösen Beschwerden nicht auf einer Einengung durch Wandverdickung, sondern auf einer funktionellen Verkrampfung der Gefäßwände der Koronararterien. Eine Sonderform ist die Tako-Tsubo-Kardiomyopathie.

Was einen Anfall auslösen kann

Ein Angina-pectoris-Anfall ist ein starker plötzlich auftretender Brustschmerz, der sich nach etwa 15 – 30 Minuten wieder löst. Wenn er sich dann nicht deutlich bessert, muss damit gerechnet werden, dass sich ein Herzkranzgefäß verschlossen hat und ein Herzinfarkt vorliegt. Angina-pectoris-Anfälle entstehen manchmal aus heiterem Himmel; meist jedoch lassen sich auslösende Situationen anschuldigen. Immer dann, wenn das Herz zur Arbeit über das Ruhemaß hinaus angetrieben wird, besteht eine Gefahr. Ursachen sind häufig folgende:

  • eine körperliche Belastung, wie Treppensteigen, schweres Tragen oder beispielsweise Schneeschaufeln,
  • eine psychische Belastung wie plötzliche Freude, Ärger oder Angst,
  • ein Anstieg des Blutdrucks (er kann bei starrem Gefäßsystem im Alter manchmal unvorhergesehene Spitzen entwickeln; oder bei verzögerter oder lückenhafter Medikamenteneinnahme)
  • ein „Erwachen des Sympathikus“ in den frühen Morgenstunden, wenn der Körper sich auf den Tag vorbereitet, also etwa gegen 5 – 6 Uhr morgens.

Was die Entstehung beschleunigt

Die Angina pectoris hat in aller Regel eine Herzkranzgefäßverengung zur Grundlage. Diese entsteht nicht rasch, sondern entwickelt sich allmählich. Hauptrisikofaktoren dafür sind folgende:

Weitere Faktoren, die zu einer Herzkranzgefäßverengung führen, sind

Wie man zur Diagnose kommt

Ein Brustschmerz kann vieldeutig sein. Es kommt durchaus nicht immer nur das Herz als Ursache in Betracht. Auf jeden Fall sollten andere Krankheiten als die Herzkranzgefäßverengung als Verursacher ausgeschlossen werden. Im akuten Notfall hilft sich der Arzt oft, indem er ein Gefäßerweiterndes und herzentlastendes Präparat verabreicht (häufig Nitrate). Eine Angina pectoris bessert sich dadurch; andere Krankheiten mit ähnlicher Symptomatik reagieren meist nicht oder kaum. Auch ein Herzinfarktschmerz reagiert nicht auf Nitrate!

Welche Krankheiten ähnliche Beschwerden machen

  • Ein Schmerz in der Herzgegend und hinter dem Brustbein kann auch durch eine Refluxkrankheit ausgelöst werden. Manche Patienten haben beides; bei ihnen ist es besonders schwierig festzustellen, ob die Beschwerden auf einer unzureichenden Behandlung der einen oder der anderen Krankheit beruhen. Eine Spiegelung der Speiseröhre kann durch Nachweis einer Entzündung (Refluxösophagitis) klären, muss es aber nicht, da es sich auch um einen schmerzhaften Reflux ohne Entzündung der Speiseröhre handeln kann (siehe Fachinfos NERD). Dann benötigt man eine differenzierte Refluxdiagnostik oder einen Therapieversuch mit Protonenpumpenblockern (PPI) zur Senkung des Säuregrads des Magensafts – was wohl am häufigsten durchgeführt wird.
  • Ein Schmerz im linken unteren Brustraum kann auch durch eine erhöhte Nervenempfindlichkeit bei Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule (Interkostalneuralgie) oder im Rahmen einer Gürtelrose (Herpes zoster) hervorgerufen werden.
  • Eine Angina pectoris kann sich untypischerweise auch durch Schmerzen im linken Oberbauch bemerkbar machen. Hier kommen auch Erkrankungen des Magens (z. B. eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis), ein Magengeschwür (Magenulkus) oder eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)) in die Auswahl der möglichen Diagnosen.
  • Beschwerden in der linken Schulter, die in Wirklichkeit vom Herzen dorthin ausstrahlen, führen den Patienten gelegentlich zum Orthopäden, der vielleicht sogar altersbedingte Verschleißerscheinungen dort feststellt. So wird die Herzkranzgefäßverkalkung manchmal erst sehr spät entdeckt.

Welche Untersuchungen zur Diagnose führen

  • Die EKG-Untersuchung zeigt im Falle einer Verengung der Herzkranzgefäße besondere Veränderungen, die auf eine Sauerstoffunterversorgung schließen lassen. Wenn unter Ruhebedingungen ein normaler Kurvenverlauf vorliegt, kann es unter Belastung zu den typischen Veränderungen kommen.
  • Daher wird meist ein Belastungs-EKG angeschlossen. Unter Belastung kommt es dann auch zu einer nicht ausreichenden Kontraktionsfähigkeit des Muskelbezirks, der unterversorgt ist. Die lässt sich in der Echokardiographie erkennen, wenn Ruhe- und Belastungsbedingungen miteinander verglichen werden.
  • Die Herzkatheteruntersuchung ist die Methode, eine Herzkranzgefäßverengung zu erkennen. Gleichzeitig eröffnet sie die Möglichkeit zur Behandlung, indem Engstellen mit einem Röhrchen (Stent) zu überbrückt werden. Wenn eine Angina pectoris erstmals in typischer Form auftritt, oder wenn sie sich in kurzer Zeit häuft oder schlimmer wird, kommt diese Untersuchung zur Anwendung.

Angina pectoris: ernst zu nehmen?

Herzbedingte Brustschmerzen sind Hinweis darauf, dass das Herzinfarktrisiko deutlich erhöht ist. Zudem muss man davon ausgehen, dass nicht nur die Blutgefäße, welche die Herzmuskulatur versorgen, zu eng sind, sondern möglicherweise auch diejenigen, die zum Gehirn ziehen. Dann droht ein Schlaganfall.

Auch andere Gefäßgebiete können durch eine Arteriosklerose verengt sein und zu Symptomen verschiedenster Art führen. Am bekanntesten sind die Durchblutungsstörungen der Beine, die zur „Schaufensterkrankheit“ führen – man muss wegen Schmerzen in den Beinen alle paar Meter stehen bleiben.

Wie behandelt wird

Im akuten Anfall

Im akuten Anfall kommen gefäßerweiternde und Herz entlastende Medikamente infrage. Meist werden Nitro-Präparate benutzt. Erhöhte Blutdruckwerte müssen rasch in einen vertretbaren Bereich gesenkt werden. Auch sollte für eine psychische Beruhigung gesorgt werden, da der Körper durch den Schmerz und die dadurch hervorgerufene Angst mit einer Blutdrucksteigerung und Beschleunigung der Herzaktion reagiert. Unter Umständen muss das Herz medikamentös vor dem Stress geschützt werden.

Bei erstmaligen oder stärker werdenden Beschwerden sollte unbedingt ein Herzinfarkt ausgeschlossen werden. Dazu ist oft eine Klinikeinweisung unbedingt zu empfehlen. Wenn bei einer „Crescendo-Angina“, die besonders heftig ausfällt, eine sofortige Herzkatheteruntersuchung ein gut behandelbares Herzkranzgefäß aufzeigt, wird es durch einen Ballon erweitert und durch einen Stent gesichert.

Zur Vorbeugung von Anfällen

  • Eine medikamentöse Therapie ist praktisch immer erforderlich. Eine Verminderung der Blutgerinnbarkeit in den Arterien (Blutgefäße, die vom Herzen in die Organe ziehen) durch Thrombozytenaggregationshemmer, beispielsweise durch ASS oder Clopidogrel, eine gute Blutdruckeinstellung und eine Behandlung einer Fettstoffwechselstörung stehen dabei ganz im Vordergrund. Ein Beta-Blocker wird oft zur Stressabschirmung des Herzens eingesetzt.
  • Eine Stentbehandlung (Stentung) oder – je nach Befund – eine Bypass-Operation zur Sicherung der Durchblutung der Herzmuskulatur ist in einigen Fällen die beste Option.
  • Ein Koronartraining durch ein fachlich überwachtes Fitnessprogramm (am besten in einer Koronarsportgruppe) hilft vorbeugend, da es die Ausbildung von Umgehungskreisläufen um die verengten Gefäßstellen herum fördert.

Was zum Koronarprogramm gehört

Eine Überprüfung und ggf. eine drastische Umstellung der Lebensführung ist immer anzuraten:

Verweise