Alpha-Fetoprotein

Von Fachärzten geschrieben und wissenschaftlich überprüft.

Alpha-Fetoprotein, abgekürzt als AFP, ist ein Tumormarker und onkofetales Antigen. Es wird im Dottersack des Embryos und Fetus gebildet und geht in das Fruchtwasser und ins mütterliche Blut über. Diagnostisch bedeutsam wird AFP als Marker für das Leberzellkarzinom und embryonale Tumore. (1)World J Gastroenterol. 2022 Jan 14;28(2):216-229. DOI: 10.3748/wjg.v28.i2.216

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Physiologische Bedeutung

Alpha-Fetoprotein ist ein dem Albumin in Struktur und Funktion ähnliches Glykoprotein und das Hauptprotein im fetalen Kreislauf (MW 67500 Dalton, codiert auf Chromosom 4). Während des ersten Trimenons wird es vom Dottersack gebildet. Nach der Rückbildung des Dottersacks in der 11. bis 12. Woche übernimmt die fetale Leber die AFP-Bildung.

Alpha-Fetoprotein bindet multiple Stoffe, wie Bilirubin, Fettsäuren, Kupfer, und übt damit ähnliche Funktionen aus, wie in späteren Entwicklungsstadien Albumin.

Nach der Geburt sinkt der Siegel, erreicht nach sechs Lebensmonaten einen Spiegel etwa 30 ng/ml und sinkt weiter auf die für Erwachsene normal niedrigen Werte zwischen 3 und 15 ng/ml, die etwa nach etwa einem dreiviertel Jahr erreicht werden.

AFP geht während der Schwangerschaft in das mütterliche Blut über und wird über den Urin ausgeschieden. Die Urin-AFP-Menge reflektiert in etwa die kindliche Bildung.

Indikationen

AFP dient zur Diagnostik und Verlaufskontrolle des hepatozellulären Karzinoms und von Tumoren des Hodens. Getestet wird es meist mit einem ELISA (enzyme liked immuno essay).

Bei einer Leberzirrhose gehört AFP zu den Markern, die bei Vorsorgeuntersuchungen zur Erkennung eines hepatozellulären Karzinoms dienen. (2)Liver Cancer. 2012;1:2–14  (3)Health Technol Assess. 2007 Sep;11(34):1-206. DOI: 10.3310/hta11340

Der Schwellenwert, ab dem AFP als positiv angesehen wird, wird bei Patienten mit Zirrhose in Studien oft bei 20 ng/ml angesetzt. Die Sensitivität und Spezifität bezüglich eine HCC-Nachweises  liegt dann bei 41 % bis 65 % bzw. 80 % bis 94 %. (4)Ann Intern Med. 2003;139:46–50 DOI: 10.7326/0003-4819-139-1-200307010-00012 Je größer der Tumor ist, desto höher ist die Spezifität und umgekehrt. (5)Clin Chem Lab Med. 2007;45:1169–1179

Referenzbereich

Der Normbereich liegt bei Kindern über 1 Jahr, Jugendlichen und Erwachsenen bis 10 μg/l (7 IU/ml). (Unterschiedliche Angabe der verschiedenen Labore beachten!)

Erhöhter Wert

Erhöhte Werte finden sich

  • in der Schwangerschaft ab 10. Woche,
  • bei Lebererkrankungen mit starker Regeneration,
    • bei einer Hepatitis mit Leberumbau, (6)Liver. 1986;6:133–137.
    • bei einer Leberzirrhose mit aktivem Umbau, (7)Arab J Gastroenterol. 2012;13:49–53
    • beim hepatozellulären Karzinom (HCC), bei dem die Werte mit zunehmendem Entdifferenzierungsgrad ansteigen können (cholangioläre Karzinome dagegen sind immer AFP-negativ); bei einem HCC auf dem Boden einer Hämochromatose findet sich nur in etwa 50% der Fälle eine Erhöhung des AFP, (8)World J Gastroenterol. 2022 Jan 14;28(2):216-229. doi: 10.3748/wjg.v28.i2.216
  • bei Keimzelltumoren: (9)Urology. 2021 Nov;157:188-196. doi: 10.1016/j.urology.2021.05.101
    • bei Dottersacktumoren,
    • bei embryonalen Karzinomen wie den nicht-Seminom-Hodentumoren (wohingegen Seminome, Teratome und Dysgerminome AFP-negativ sind).

AFP-L3 ist eine Unterfraktion von AFP, welche von Zellen eines HCC  produziert wird. Das Verhältnis von AFP-L3 zu Gesamt-AFP von über 10 % weist stark auf ein HCC hin.

In einer Studie an 18616 Patienten mit testikulären Keimzelltumoren waren nur 8,3% AFP-positiv. (10)Urology. 2021 Nov;157:188-196. DOI: 10.1016/j.urology.2021.05.101

Niedrige Werte

Eine fehlende AFP-Erhöhung schließt weder ein hepatozelluläres Karzinom noch einen Hodentumor aus.

Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 

Literatur

Literatur
1 World J Gastroenterol. 2022 Jan 14;28(2):216-229. DOI: 10.3748/wjg.v28.i2.216
2 Liver Cancer. 2012;1:2–14
3 Health Technol Assess. 2007 Sep;11(34):1-206. DOI: 10.3310/hta11340
4 Ann Intern Med. 2003;139:46–50 DOI: 10.7326/0003-4819-139-1-200307010-00012
5 Clin Chem Lab Med. 2007;45:1169–1179
6 Liver. 1986;6:133–137.
7 Arab J Gastroenterol. 2012;13:49–53
8 World J Gastroenterol. 2022 Jan 14;28(2):216-229. doi: 10.3748/wjg.v28.i2.216
9 Urology. 2021 Nov;157:188-196. doi: 10.1016/j.urology.2021.05.101
10 Urology. 2021 Nov;157:188-196. DOI: 10.1016/j.urology.2021.05.101