Akutes Abdomen bedeutet plötzlicher heftigster Bauchschmerz, der i.d.R. Anlass zu einer Operation gibt. Internistische Ursachen müssen abgegrenzt werden. (1)Internist 2005; 46: 974-981
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste verständlich
Kurzgefasst |
Das akute Abdomen ist ein plötzlich auftretender Bauchschmerz, der an eine lebensbedrohliche Erkrankung denken lässt. Die meisten Ursachen veranlassen einen sofortigen chirurgischen Eingriff. In einigen Fällen sind internistische konservative Maßnahmen angezeigt. Um die richtige Behandlung zu wählen ist eine rasche Unterscheidung der Ursachen erforderlich. Zwei Haupttypen: Hilfreich für die klinische Einordnung des Bauchschmerzes ist die Unterscheidung zwischen Schmerzen ohne und mit Abwehrspannung der Bauchdecke: viszeraler und parietaler Schmerz. Diagnosen mit chirurgischer Therapie: können eine Reihe von Erkrankungen der Bauchorgane inklusive der Fortpflanzungsorgane der Frau sein. Es führt meist direkt zur Klinikaufnahme. Denn zumeist handelt es sich um chirurgische Krankheitsbilder, wie Appendizitis oder Cholezystitis.Liegt eine Abwehrspannung vor, so kann von einer Bauchfellentzündung (Peritonitis) ausgegangen werden, wie sie bei der Perforation eines Organs (z. B. bei Appendizitis oder Cholezystitis) eintritt. Sind die BAuchdecken weich, so sind häufig akute Durchblutungsstörungen (z. B. eines Darmabschnitts) die Ursache. Internistische Diagnosen: Akute Bauchschmerzen, die an eine operationspflichtige Erkrankung denken lassen, können jedoch auch internistische Notfälle darstellen. Zu ihnen gehören beispielsweise die akute Porphyrie, die Pseudoperitonitis bei diabetischer Ketoazidose, die Fruktoseintoleranz, das Mittelmeerfieber oder die akute Pankreatitis. Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Die akute Pankreatitis ist ein gutes Beispiel dafür, dass eine gute interdisziplinäre Betreuung von entscheidender Bedeutung ist: sie kann im Falle der Weiterentwicklung zur nekrotisierenden und abszedierenden Verlaufsform zur Indikation einer operativen Intervention führen. (2)Internist 2005; 46: 974-981 Ein weiteres Beispiel für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit sind Fälle, in denen eine internistische Ursache vorliegt. Ohne kompetente Zusammenarbeit werden z. B. Patienten mit akuter Porphyrie oft unnötigerweise operiert. |
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Schmerztyp
Visceraler Schmerz
krampf- oder kolikartig, schlecht lokalisierbar, weiche Bauchdecken, keine Abwehrspannung, ausgehend von Hohlorgan durch rasche Dehnung oder durch muskuläre Verkrampfung bzw. Kontraktionen (Gallenblase, Darm), Versuch der Schmerzlinderung durch Lageänderung (Herumwälzen)
Parietaler Schmerz
(somatischer Schmerz): lang anhaltend, relativ gut lokalisierbar, Abwehr bei Beklopfen der Bauchdecke, Loslassschmerz, ausgehend vom Peritoneum (lokale oder diffuse Peritonitis), bewegungslose Schonhaltung
Ursachen akuter Bauchschmerzen
Ursachen akuter Abdominalschmerzen (nach Häufigkeit)
- Appendizitis (parietaler Schmerz)
- Akute Cholezystitis (parietaler Schmerz)
- Hinterwandinfarkt des Herzens (visceraler Schmerz)
- Divertikulitis (parietaler Schmerz)
- Ileus (anfangs visceraler, später bei zusätzlicher peritonitischer Reizung parietaler Schmerz)
- Perforation einer Magen- oder Duodenalulkus (parietaler Schmerz)
- Akute Pankreatitis (parietaler Schmerz, gummiartige Abwehrspannung)
- Mesenterialinfarkt (visceraler Schmerz)
- Gynäkologische Ursachen (visceraler Schmerz bei stielgedrehter Ovarialzyste, Mittelschmerz, Dysmenorrhoe, Extrauteringravidität; parietaler Schmerz bei zusätzlicher peritonitischer Reizung, Adnexitis)
- Harnleiterkonkrement (visceraler Schmerz)
- Akuter Leberkapselspannungsschmerz bei akuter Leberstauung (z. B. durch Lungenembolie)
- Seltenere Ursachen (beispielsweise Pseudoperitonitis diabetica bei Diabetes mellitus, familiäres Mittelmeerfieber, Porphyrie, Fruktoseintoleranz, basale Pleuritis, Milzinfarkt, Niereninfarkt, inkarzerierte Hernie, retroperitoneales Hämatom, Aneurysma dissecans, toxisches Megakolon, Ogilvie Syndrom)
Bei Kindern wurde der akute Bauchschmerz bei einer Auswertung in 9 Gruppen eingeteilt. Am häufigsten waren Darmverschluss, Appendizitis und mesenteriale Lymphadenitis, virale und bakterielle Gastroenteritis und Magengeschwür und Gastroduodenitis. (3)Pediatr Gastroenterol Hepatol Nutr. 2014 Dec;17(4):223-31. DOI: 10.5223/pghn.2014.17.4.223.
Diagnostik
Führend sind Anamnese und körperlicher Untersuchungsbefund. Sie bestimmen weitgehend die Indikation technischer Diagnostik. (4)Am Fam Physician. 2008 Apr 1;77(7):971-8 (5)Am Fam Physician. 2003 Jun 1;67(11):2321-6.
Anamnese
Zu fragen ist: wann, wo, wie lange, wie stark, wobei aufgetreten, wodurch gelindert, Abhängigkeit von Nahrungsaufnahme oder vom Stuhlgang oder von Winden oder von der Körperlage.
Körperlicher Untersuchungsbefund
Akute Notfallsituation, Heftigkeit, Zeichen eines parietalen oder visceralen Schmerzes, Lokalisation und Ausstrahlung, Resistenz, Darmgeräusche, Gefäßgeräusche, Hernien.
Zusätzliche technische Untersuchungen
Sie umfassen je nach Verdachtsdiagnose Laborwerte (inkl. Entzündungsparameter, Gerinnungsparameter, Laktat), Sonographie der Abdomens, Koloskopie, Röntgenuntersuchungen, Computertomographie, ERCP, Angiographie.
Je rascher und intensiver der abdominelle Schmerz auftritt, desto wahrscheinlicher entwickelt sich eine lebensbedrohliche Situation und wird eine operative Intervention notwendig.
Verweise
Autor: Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (s. Impressum)
Literatur