Hernie

Artikel aktualisiert am 10. Januar 2022

Hernie (griechisch hernios = Knospe, Synonym: Eingeweidebrüche) bedeutet Ausstülpung des parietalen Peritoneums durch eine angeborene oder erworbene Lücke. Dabei werden anatomisch die Bruchpforte, der Bruchsack und der Bruchinhalt (Organe) voneinander unterschieden.


Typen

Innere Hernien

  • Hiatushernie: Anteile des Magens sind ins Mediastinum verlagert
  • Treitz-Hernie

Äußere Hernien

  • Leistenhernie: am häufigsten, Leistenkanal als Bruchpforte
    Direkte = Eintritt der Hernie in der Fossa inguinalis lateralis, dann direkt durch die Bauchwandschichten
    Indirekte = Eintritt der Hernie am Anulus inguinalis profundus in der Fossa inguinalis lateralis, dann Verlauf im Canalis inguinalis, Austrittspforte am Anulus inguinalis superficialis
  • Nabelhernien: v.a. bei Kindern
  • Epigastrischen Hernie: Schwachstelle der Linea alba
  • Schenkelhernie: oft bei Frauen, Durchtritt durch die Lacuna vasorum, lateral der V. femoralis
  • Gleithernie: Bruchsack wird von Darm ausgekleidet, nicht von Peritoneum, davon abzugrenzen die Gleithernie des Magens (=axiale Hernie als Form der Hiatushernie)
  • Richter-Hernie: inkomplette Hernien, divertikelartige Darmausstülpung
  • Narben-Hernie: postoperative Faszienlücke

Siehe auch unter Eingeweidehernie.

Entstehung

Kongenital findet man Hernien bei inkomplettem fötalen Bauchwandverschluss (Omphalozele).

Als prädisponierend wirken alle Faktoren, die intraabdominell (im Bauchraum) den Druck erhöhen, z. B. Schwangerschaft, Tumore, chronische Verstopfung (Obstipation).

Diagnose

Anamnese (Erhebung der Vorgeschichte) inkl. Familienanamnese, körperliche Untersuchung mit Berücksichtung aller möglichen Bruchpforten (für Leistenbruch, Schenkelbruch, Nabelbruch) eventuelle mit Valsalva-Pressversuch, Palpation (Betastung), Auskultation (Abhören: Darmperistaltik? Stenosen?), rektale Untersuchung zum Tumorausschluss.

Ergänzend können bildgebende Untersuchungen, wie Sonographie, Computertomographie (CT) und MRT, zur Klärung beitragen. Sie sind insbesondere zur Diagnostik innerer Hernien unverzichtbar.

Differentialdiagnosen

Häufige Differenzialdiagnosen je nach Lokalisation sind:

Bauchdecke

  • Bauchdeckenrelaxation, Rektusdiastase (=Auseinanderweichen der Linea alba)
  • Tumoren (Lipome, Sarkome, Lymphome)
  • Abszess (Eiterbeule)
  • Hämatom (Bluterguss)

Leiste

  • Coxitis (Hüftgelenksentzündung)
  • Hydrocele (Flüssigkeitsretention im Nebenhodenbereich)
  • Aneurysma der A./V. femoralis (Aussackung eines großen Blutgefäßes in der Leiste)
  • Tendinopathie der Adduktoren (Schmerzen in der Leiste durch Entzündung der dortigen Sehnen)

Klinische Einteilung

  • Reponible Hernien: bedeutet spontane oder manuelle Reposition möglich. OP: Elektive Hernioplastik, auch laparoskopisch
  • Irreponible Hernien (nicht manuell reponierbare Hernie): bedeutet Fixierung im Bruchring. OP: Frühelektive Hernioplastik ggf. mit Laparotomie
  • Inkarzerierte Hernien (eingeklemmte Hernie): bedeutet Einklemmung des Bruchinhalts bis zur Nekrose. OP-Notfall: Laparotomie ggf. mit Darmresektion.

Operationsverfahren

Die Operation läuft in 3 Abschnitten ab. Zunächst wird die Hernie präpariert, um Bruchpforte, -inhalt, -sack, und -hüllen klar darzustellen. In der darauffolgenden Reposition wird der Bruchinhalt beseitigt. Schließlich in der Rekonstruktionsphase wird der Bruch mit verschiedenen Techniken verschlossen und die Wunde versorgt.

Offenes Nahtverfahren nach Shouldice (1960)

Verschluss der Bruchpforte durch Vernähung der Fascia transversalis zu zwei Schichten und gleichzeitiger Fixierung der Externusaponeurose, des M. obliquus internus und M. transversus abdominis an das Ligamentum inguinale. Rezidivrate ca. 4%.

Netzimplanatationen nach Liechtenstein (1989)

Spannungsfreies Verfahren, in dem ein Kunststoffnetz unter die Externusaponeurose gelegt wird.
TEP = Total extraperitoneale endoskopische Hernioplastik
TAPP = Transperitoneale Hernioplastik

Komplikationen

Repositionsfehler liegen dann vor, wenn der Bruchinhalt nicht sorgfältig reponiert wurde und somit weiterhin inkarzeriert bleibt. Man spricht von einer „Reposition en bloc“.


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Verweise



Autor der Seite ist PD Dr. Konrad Buscher (siehe Impressum).