Darmkrämpfe

Artikel aktualisiert am 23. November 2023

Als Darmkrämpfe werden krampfartige Bauchschmerzen bezeichnet, die von der Muskulatur der Darmwand ausgehen. Vom Darm als Ursache kann man klinisch ausgehen, wenn sie nicht in der Magengegend und nicht in der Gegend der Gallenblase liegen und mit Rumoren im Bauch oder starken Blähungen von Darmschlingen einhergehen. Heftige, krampfartige Schmerzen dieser Art werden als Darmkolik bezeichnet.

Darmkrämpfe – einfach erklärt


Ursachen

Folgende Ursachen können Darmkrämpfen zugrunde liegen:

  • Akute infektiöse Diarrhö z. B. bei einer Darmentzündung (Enteritis) oder Entzündung von Magen und Darm (Gastroenteritis). Dabei kommt es meist bei bisher normalem Stuhlgang nach einer kurzen Vorphase von Rumoren im Bauch mit mehr oder weniger krampfartigen Bauchschmerzen zu einer explosionsartigen Entleerung. Wenn also Darmkrämpfe in einem Zusammenhang mit plötzlichem Durchfall oder mit übelriechendem Stuhl stehen, weisen sie auf eine infektiöse Ursache und nicht auf eine Darmverengung (Darmstenose) hin.
  • Verengung des Darms, gegen die die Darmmuskulatur anarbeiten muss (Darmstenose). Dabei kommt es typischerweise nicht zu einer entlastenden Darmentleerung wie bei einer infektiösen Ursache. Wenn eine Darmverengung vorliegt, stehen die krampfartigen Schmerzen häufig mit der Nahrungsaufnahme in einem zeitlichen Zusammenhang.
    • Ist die Darmstenose im unteren Dünndarm gelegen, wie es bei einem Morbus Crohn gelegentlich vorkommt, so kommen die Darmkrämpfe oft schon 15-30 Minuten nach der Nahrungsaufnahme zustande. Die Betroffenen verringern wegen der erwartbaren Schmerzen oft die Nahrungsaufnahme, so dass sie an Gewicht abnehmen. Die Verengung ist in diesem Fall meist entzündlich bedingt. Da eine Gewichtsabnahme auch an Krebs denken lassen kann, wird oft eine Tumorsuche durchgeführt.
    • Ist die Verengung im Dickdarm lokalisiert, was viel häufiger der Fall ist, so sollte ab einem bestimmten Alter ein Tumor (Darmkrebs) ausgeschlossen werden. Seine Häufigkeit steigt ab dem 50sten Lebensjahr allmählich an, so dass ab diesem Alter in Abständen Screening-Tests und eine Vorsorgekoloskopie (Spiegelung) empfohlen werden. Bei einer familiären Belastung sollte die Vorsorge früher einsetzen. (Dazu siehe hier.)
    • Ist die Ursache außerhalb des Darms lokalisiert, so kommen verschiedene Möglichkeiten in Betracht. Ein Tumor beispielsweise kann von außen auf den Darm drücken und ihn einengen. Verwachsungen (Briden) sind eine weitere mögliche Ursache. Diese sind oft schwer zu diagnostizieren, manchmal erst durch eine Bauchspiegelung. An sie ist zu denken, wenn ein Bauchtrauma oder eine Operation in der Vorgeschichte zu finden sind.
  • Abknickung im Kolon zusammen mit Meteorismus (Darmblähungen). In diesem Fall bilden sich sog. „gefangene Winde“, die sich vor einer Abknickung im Darmlumen stauen. Sie stehen meist in einem zeitlichen Zusammenhang zu den Mahlzeiten und hängen zudem davon ab, ob man Blähendes, wie z. B. Hülsenfrüchte, gegessen hat. Manchmal (nicht immer) werden die Beschwerden nach Ablassen von Winden und nach Stuhlgang besser. Gefangene Winde als Ursache von Darmkrämpfen sind mit einem erheblichen Leidensdruck verbunden, nicht jedoch mit einer Gewichtsabnahme oder einer bedeutenden prinzipiellen Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit oder einem Krankheitsgefühl. In solchen Fällen ist auch an ein Reizdarmsyndrom zu denken, bei dem – wegen der oft begleitenden Senkung der Schmerzschwelle – eine bereits leichte Überblähung des Darms zu Pieken, Kneifen oder Krämpfen führen kann (siehe hier).
  • Reizdarm mit Neigung zur Diarrhö (dazu siehe hier). Hierbei kann es zu Darmkrämpfen vor dem Stuhlgang kommen, ohne dass eine adäquate Ursache gefunden werden kann.

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Diagnostik

Durch die Anamnese (erfragbare Vorgeschichte) sind häufig eine funktionelle und eine organische Ursache unterscheidbar. Gefragt wird insbesondere:

Ein Reizdarmsyndrom als Ursache von Darmkrämpfen lässt sich bereits durch eine gute Anamnese wahrscheinlich machen. Die Sicherung dieser Diagnose bedarf aber oft eines sehr diffizilen Ausschlusses anderer Differenzialdiagnosen. Siehe hier.

Eine infektiöse Ursache von Darmkrämpfen liegt bei entsprechender Symptomkombination (akutes Aufreten, Durchfälle, ggf. auch Fieber und Krankheitsgefühl) rasch auf der Hand. Siehe hier. Eine Stuhlbakteriologie führt zu den Erregern.

Eine chronische Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) kann Ursache vieler der obigen Symptome sein (Abhängigkeit von Mahlzeiten, Blähungen, Gewichtsabnahme); ihre häufigste Ursache ist vermehrter Alkoholgenuss, der anamnestisch erfragt werden muss. Siehe hier.

Eine Verengung des Darmlumens durch einen organischen stenosierenden Prozess (Tumor, Entzündung, Verwachsung) kann über folgende Untersuchungen erkannt werden:

  • Darmsonographie: als Übersichtsuntersuchung auf eine Darmstenose und auf eine entzündliche oder tumoröse Darmwandverdickung (z. B. bei stenosierender Divertikulitis oder einem Morbus Crohn) wertvoll, rasch durchführbar; es ist eine große Erfahrung des Untersuchers erforderlich.
  • Computertomographie des Abdomens: wird meist verwendet als Übersichtsuntersuchung auf einen obstruierenden (verengenden) tumorösen Prozess,
    • CT-Kolonographie (Pneumokolon-CT): Untersuchung speziell des Kolons, Darstellung auch als virtuelle Koloskopie möglich; keine Möglichkeit der Entnahme einer Gewebeprobe; sie wird meist verwendet, wenn eine Koloskopie nicht möglich oder erfolgreich war,
  • Endoskopie
    • ÖGD: Mit der Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD ist eine Untersuchung bis zum unteren Duodenalknie möglich.
    • Ileokoloskopie: Mit ihr können Verengungen (Stenosen) im Dickdarm (Kolon) und unteren Teil des Dünndarms (terminales Ileum) nachgewiesen werden.
    • Enteroskopie: Überlange Endoskope können durch eine spezielle Technik eine fast vollständige Untersuchung des Dünndarms ermöglichen.
  • MR-Sellink: Dies ist eine nicht invasive Methode zur Darstellung des gesamten Dünndarms. Sie ermöglicht eine Bestimmung der Dicke der Darmwand einzelner Darmschlingen und ihre Beziehung zu Nachbarorganen, aber keine Gewinnung von Gewebeproben. Diese Methode wird zur Suche nach einer Entzündung oder Stenose im Jejunum oder Ileum verwendet.

Diagnostik bei Bauchschmerzen

Therapie

  • Bei einer organischen Ursache (z. B. Tumor, Bride oder entzündliche Stenose bei Morbus Crohn) kann eine Operation indiziert sein.
  • Bei einer bakteriell-entzündlichen Ursache im Rahmen einer Durchfallkrankheit kommt meist eine medikamentöse Therapie in Frage, z. B. Ciprofloxacin und Metronidazol bzw. Rifaximin.
  • Bei Laktoseintoleranz (Unverträglichkeit von Milchzucker) kommen laktosefreie Kost oder die Einnahme von Laktase-Präparaten in Frage.

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Verweise

Patienteninfos

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