Laktoseintoleranz

Artikel aktualisiert am 5. Juli 2021

Laktoseintoleranz bedeutet Unverträglichkeit von Milchzucker (Laktose). Sie ist vielfach die Ursache einer Nahrungsmittelunverträglichkeit mit Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfällen.


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Ursache und Entstehung

Der Zweifachzucker (Disaccharid aus Galaktose und Glukose) Laktose wird normalerweise im Dünndarm durch das Enzym Laktase in die Monosaccharide Glukose und Galaktose aufgespalten. Laktase wird bei allen Säugetieren gebildet. Überlegungen zur Evolution besagen, dass sich beim Menschen sich die Fähigkeit, Laktose zu spalten, verliert – allerdings erst dann, wenn Milch für die Ernährung nicht mehr benötigt wird, also am Ende der Brustmilchernährung. Mit Beginn der Sesshaftigkeit, Agrikultur und Viehzucht bekam eine Mutation des Laktasegens Bedeutung: nämlich eine Mutation mit der Folge einer Enzym-Persistenz (C/T 13910 und G/A 22018 Substitutionen). (1)Eur Ann Allergy Clin Immunol. 2009 Feb;41(1):3-16 Damit wurde Milch auch für ältere Kinder und Erwachsene verträglich. In Brasilien beispielsweise wurden bei 43% der Menschen europäischer Abstammung eine genetische Persistenz der Laktasegens gefunden, während bei Menschen afrikanischer und japanischer Abstammung eine Laktoseunverträglichkeit durch Laktasemangel nach Abstillen häufiger zu finden ist. (2)Rev Assoc Med Bras. 2010 Mar-Apr;56(2):230-6

Die durch die Wirkung der Laktase aus Laktose entstehenden Einfachzucker (Monosaccharide) sind gut vom Darm resorbierbar und gelangen ins Blut. Das ungespaltene Disaccharid Laktose dagegen ist nicht resorbierbar und wird ins Kolon transportiert, wo es durch Dickdarmbakterien gespalten wird und

Ursachen einer Laktoseintoleranz können sein

  • Angeborener völliger Laktase-Mangel (selten): er führt zur Unfähigkeit, Laktose im Dünndarm zu spalten.
  • Dünndarmkrankheit (z. B. Sprue mit einer allgemeinen Verdauungsinsuffizienz
  • Mutation des Laktasegens: Schwäche in der Bildung der Laktase im Dünndarm, die je nach Art der Mutation mehr oder weniger ausgeprägt sein kann. Bei einigen Menschen kann die Laktasebildung stärker absinken (wie z. B. in afrikanischen und asiatischen Regionen).

Symptomatik

Gekennzeichnet ist die Laktoseintoleranz durch Blähungen, meist verbunden mit Bauchkrämpfen und Durchfällen. Die Ausprägung kann stark schwanken und von mild bis stark ausgeprägt reichen. Meist wird ein Reizdarm-Syndrom diagnostiziert, welches durch eine Laktoseintoleranz erheblich akzentuiert wird.

Bei Patienten mit Juckreiz unklarer Ursache wurde in auffällig hohem Prozentsatz ein Laktasemangel festgestellt, so er als eine mögliche Ursache auch dieses Symptoms diskutiert wurde. (3)Acta Derm Venereol. 2011 Oct;91(6):698-703

Diagnostik

  • Ex iuvantibus (Ausprobieren) Auslassversuch aller Nahrungsmittel, die Milch und Milchbestandteile enthalten. Anschließend Reexposition mit z. B. einem Glas Milch.
  • Laktose-Belastungstest:
    • Resorptionstest: Laktose (50 g) wird oral zugeführt und anschließend Blutzucker alle 30 Minuten bestimmt. Bei Laktase-Mangel steigt der Zuckerspielgel nicht oder wenig an (um < 20 mg/dl).
    • Laktose-H2-Atemtest: Laktose (50 g) wird oral zugeführt und der H2-Gehalt der Atemluft gemessen. Er steigt bei Laktasemangel im Dünndarm stark an, da ungespaltene Laktose ins kolon gelangt und dort von den Bakterien unter Bildung von H2 zersetzt wird.

Bei einer Laktosebelastung reagieren Menschen mit stark ausgeprägter Laktoseintoleranz bereits während der Untersuchung mit z. T. erheblichen Bauchschmerzen, Gasbildung und Durchfall.

Therapie

Diät: Empfohlen wird eine diätetische Beschränkung mit Vermeidung laktosehaltiger Nahrungsmittel (Kennzeichnungspflicht der Nahrungsmittel seit 2005). Laktose kann als Zusatz auch in Medikamenten enthalten sein (siehe Beipackzettel)! Da es bei Verzicht auf Milch und Milchprodukte zu einem Mangel an Kalzium kommen kann, sollte auf eine ausreichende alternative Zufuhr geachtet werden.

Probiotika: Zusätze von exogener Beta-Galaktosidase und Joghurt sowie Probiotika mit ihren bakteriellen Laktase-Aktivitäten können versucht werden und versprechen einigen Erfolg.

Laktase: Laktase ist ein Enzym, das Milchzucker (Laktose) verdauen kann, und das es in Tabletten-, Kautabletten-, Pulver- oder Kapselform im Handel gibt. Zu Mahlzeiten eingenommen, mindert oder verhindert es – je nach Dosierung – die Symptome einer Laktoseintoleranz. Die Präparate sollen alle ähnlich gut wirken, so dass das Ergebnis eines individuelles Ausprobierens und der Preis für die Wahl des Präparats ausschlaggebend sein wird.

Laktosehaltige Nahrungsmittel

Auswahl:

  • Milch (Hinweis: es gibt laktosefreie Milch, so dass auf diese wichtige Kalziumquelle nicht verzichtet werden muss.)
  • Milchprodukte (z. B. Käse, Quark, Yoghourt, Kondensmilch, Milchspeiseeis, Kakaoprodukte mit Milch) außer bei Vermerk laktosefrei
  • viele Fertigmenues können als Zusatz Milchzucker enthalten (u.a. Kartoffelpüree, Fertigmenues)
  • Würste
  • Milchbrötchen, sonstige mit Milch hergestellte Backwaren
  • einige Medikamente (Zusatzstoffe, Beipackzellel beachten!)
  • einige Abführmittel (Beipackzellel beachten!)

Verweise

Allgemein verständliche Infos:

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 


Literatur

Literatur
1Eur Ann Allergy Clin Immunol. 2009 Feb;41(1):3-16
2Rev Assoc Med Bras. 2010 Mar-Apr;56(2):230-6
3Acta Derm Venereol. 2011 Oct;91(6):698-703