[vc_row][vc_column][vc_column_text]Die hereditäre Fruktoseintoleranz ist eine seltene genetisch bedingte Erkrankung, die autosomal-rezessiv vererbt wird. Es handelt sich um eine Fehlfunktion der Aldolase B. (1)J Med Genet. 1998 May;35(5):353-65. DOI: 10.1136/jmg.35.5.353   PMID: 9610797; PMCID: PMC1051308.

Entstehung und Auswirkungen


Diese sehr seltene Erbkrankheit (geschätzte Häufigkeit 1 von 20000 Geburten) ist durch einen Mangel an Aldolase-B-Aktivität (Fruktose-1,6-bisphosphataldolase) in der Leber bedingt, einem Enzym, das den Abbau von Fructose-1-Phosphat (F1P) katalysiert, das daher intrazellulär akkumuliert. Es gibt mehrere Punktmutationen, die geographisch unterschiedlich verbreitet sind. (2)Lancet. 1990 Feb 10;335(8685):306-9 (3)Am J Clin Nutr. 2018 Aug 1;108(2):292-299. doi: 10.1093/ajcn/nqy092. PMID: 29955837. Der Mangel an Aldolase B bewirkt eine Störung des Abbaus von Fruktose-1-Phosphat, das sich intrazellulär ansammelt und in der Leber die Umwandlung in Glukose hemmt. Dadurch erhöht sich die Bereitschaft für Unterzuckerungen (Hypoglykämien) mit entsprechenden Symptomen.

Die erhöhte Konzentration von F1P führt zu einer Reihe von Stoffwechselkonsequenzen:

  • Azidose (pH-Erniedrigung, im Blut messbar) mit Muskelschmerzen.
  • Leberschaden mit Ikterus , Erhöhung der Transaminasen, es kann sich ein Lebervergrößerung (Hepatomegalie) und ein Reye-Syndrom-ähnliches Bild entwickeln (4)Acta Paediatr Taiwan. 2000 Jul-Aug;41(4):218-20
  • ATP-Mangel und vermehrter AMP-Abbau, die oxidative Phosphorylierung wird beeinträchtigt,
  • Hyperurikämie durch vermehrte Bildung von Harnsäure aus dem AMP-Abbau (5)Am J Clin Nutr. 2018 Aug 1;108(2):292-299. doi: 10.1093/ajcn/nqy092. PMID: 29955837.,
  • Hemmung des Glykogenabbaus wegen ATP-Mangel mit der Folge von Unterzuckerungen (Hypoglykämie).

Der Verlauf kann schwerwiegend und lebensbedrohlich sein. Fatal ist es, wenn bei einer klinischer Behandlung aus anderen Gründen in Unkenntnis des Stoffwechseldefekts fruktosehaltige Infusionen gegeben werden.

Symptomatik

Im Vordergrund stehen

  • heftigste kolikartige Bauchschmerzen, deren Ursache anfangs schwer eruierbar ist,
  • Unterzuckerungen mit Krämpfen, schockartiger Symptomatik, auch Bewusstlosigkeit.

Bis schließlich der Zusammenhang mit fruktosehaltigen Nahrungsmitteln offenbar wird, kann eine lange Zeit intensiver, aber vergeblicher Diagnostik ins Land gehen. Die Differenzialdiagnostik der lebensbedrohlich wirkenden Bauchschmerzen kann bis hin zur Erwägung einer Probelaparotomie bzw. einer Laparoskopie gehen. Solche Situationen können beispielsweise auftreten, wenn während einer Klinikbehandlung aus anderen Gründen fruktosehaltige Infusionen verabreicht werden.

Anamnese

Meist haben Menschen mit einer hereditären Fruktoseintoleranz eine lange Geschichte mit episodenhaften Bauchschmerzen hinter sich. Sie vermeiden aus Erfahrung fruktosehaltiges Obst; meist sind sie durch die strenge Kosteinschränkung zierlich bis untergewichtig.

Diagnostik

Der Nachweis einer Fruktosurie und Fruktosämie stärkt den Verdacht auf eine Fruktosestoffwechselstörung.

Eine Infusion mit einer definierten Fruktosemenge führt zur Hypoglykämie. Der Enzymmangel lässt sich in einem Leberbiopsat nachweisen. Heute wird die hereditäre Fruktoseintoleranz durch eine genetische Analyse diagnostiziert. (6)Hum Mutat. 2005 Jun;25(6):594 (7)Gut Liver. 2012 Jan;6(1):126-8

Therapie

Eine streng fruktosefreie Diät ist unabdingbar und führt zu rascher Symptomfreiheit; dazu gehört die Vermeidung

  • von Obst, speziell von Kernobst,
  • von Marmelade,
  • von Soft Drinks
  • von Honig,
  • von normalem Tafelzucker, aus dem im Darm Fruktose abgespalten wird,
  • von Sorbit, da aus ihm im Körper Fruktose entsteht.

Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 

 


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Literatur[+]