Lebervergrößerung (Hepatomegalie)

Artikel aktualisiert am 3. Januar 2024

Eine Lebervergrößerung (med.: Hepatomegalie) ist meistens ein Zeichen für eine Leberkrankheit und Anlass für eine weitergehende Diagnostik. Auch eine Herzkrankheit und ein Tumorleiden müssen in Betracht gezogen werden. Die Diagnostik zieht daher viele sehr unterschiedliche Ursachen in Betracht.


Welche Beschwerden vorliegen können


→ Auf facebook informieren wir Sie über Neues und Interessantes.
→ Verwalten Sie Ihre Laborwerte mit der
Labor-App Blutwerte PRO – mit Lexikonfunktion.


Eine sich langsam entwickelnde und nur geringe Lebervergrößerung wird in aller Regel subjektiv nicht bemerkt.

Eine sehr große Leber, die bis über die Bauchnabelhöhe nach unten reichen kann, verursacht ein Druckgefühl im Bauchraum, vor allem beim Sitzen und Bücken. Sie kann die untere Hohlvene verengen und den Blutrückstrom aus dem unteren Körperteil behindern, was zu einer unteren Kongestion (Blutandrang in der unteren Körperhälfte) führen kann. Die zugrunde liegende Leberkrankheit kann weitere Symptome hervorrufen (siehe hier).

Eine sich rasch entwickelnde Lebervergrößerung führt zu einem Schmerz unter dem rechten Rippenbogen oder im gesamten rechten Oberbauch durch Spannung des Leberkapsel (Leberkapselspannungsschmerz).

Welche Ursachen infrage kommen

Folgende Ursachen können einer Lebervergrößerung zugrunde liegen:

  • Entzündliche Schwellung: z. B. bei einer Leberentzündung (Hepatitis) oder einer Gallenwegsentzündung (Cholangitis).
  • Akute Blutstauung in der Leber (Stauungsleber): sie kommt zustande z. B. bei einer akuten Herzschwäche, vor allem des rechten Herzens (Rechtsherzinsuffizienz) oder einer Lungenembolie seltener durch ein Budd-Chiari-Syndrom.
    • Lungenembolie: Hierbei kommt es akut zu einem Blutstau durch Verstopfung von Blutgefäßen der Lunge durch ein Gerinnsel. Folge ist eine Blutstauung zurück ins rechte Herz und darüber hinaus in die Leber.
    • Rechtsherzinsuffizienz: Wenn das rechte Herz zu schwach ist, kann es das venös ankommende Blut nicht zur Lungen hin weitertransportieren.
    • Budd-Chiari-Syndrom: Hierbei besteht ein Abflusshindernis des Bluts aus der Leber im Bereich der großen Lebervenen.
  • Einlagerung von Fett (Fettleber, Steatosis hepatis):
    Vergrößerung und erhebliche Verfettung der Leber (Bauchspiegelung)

    Ihre Ursachen können starkes Übergewicht, Zuckerkrankheit, toxische Substanzen oder Medikamente sein. Eine Fettleber kann ohne oder mit einer erkennbaren Entzündung verlaufen. Auf dem Boden einer Fettleberhepatitis kann sich eine Leberzirrhose bilden. Der Sammelbegriff für eine Fettleber, gleich welcher Ursache, ist „NAFLD“ (non alcoholic fatty liver disease). Sie lässt sich in zwei Hauptgruppen differenzieren:

    • Sind in ihr Entzündungszeichen erkennbar, so handelt es sich um eine NASH (nicht alkoholische Steatohepatitis).
    • Ist Alkohol die Ursache, so findet sich auch meist eine Entzündung im Lebergewebe; es handelt sich dann um eine ASH (alkoholische Steatohepatitis).
  • Einlagerung von Speichersubstanzen in die Leberzellen:Beispiele sind
    • Glykogen (Glykogenosen): Die seltenen angeborenen Stoffwechselstörungen mit übermäßiger Einlagerung von z. B. Glykogen (z. B. Von-Gierke-Glykogenose) oder anderen Verbindungen führen immer auch zu einer Lebervergrößerung, die bereits im Kindesalter erkennbar ist.
    • Amyloid (Amyloidose),
    • Sphingomyeline (Morbus Niemann-Pick),
    • Glucocerebroside (Morbus Gaucher).
  • Vermehrung von Bindegewebe, bei einer chronisch fibrosierenden Leberentzündung (Leberfibrose, Leberzirrhose). Wenn die Narbenzüge schrumpfen, kann sich die Leber später verkleinern.

Zum Seitenanfang und Inhaltsverzeichnis

Ultraschallbild: Vergrößerung der Leber durch erhebliche Fetteinlagerung. Sie überragt die Niere deutlich.

Wie eine Lebervergrößerung erkannt wird

Zur Abklärung sind eine genaue Anamnese und technische Untersuchungen erforderlich. Sie zielen auf die häufigsten Ursachen: eine vermehrte Fetteinlagerung (Fettleber), eine akute oder chronische Leberentzündung (Hepatitis), eine Stauungsleber (z. B. bei Herzinsuffizienz) und Infiltrationen mit Fremdgewebe (Leberkrebs, Metastasen, lymphatische Zellen etc.). Seltenere Ursachen, wie Speicherkrankheiten, z. B. Einlagerungen von Glykogen (Glykogenosen) oder von speziellen Fettstoffen (z. B. Morbus Fabry) kommen später in den diagnostischen Blick.

  • Körperliche Untersuchung: Die Leberpalpation unter dem rechten Rippenbogen ergänzt durch die Perkussion zur Bestimmung des oberen Leberrandes ergibt einen oft schon sehr sicheren Hinweis auf eine vergrößerte Leber. Wichtig für die Differenzialdiagnostik ist der Nachweis, ob gleichzeitig eine Milzvergrößerung (Splenomegalie) und klinische Zeichen einer Leberzirrhose (z. B. Leberhautzeichen) oder eines Pfortaderhochdrucks (portale Hypertension) (Umgehungskreisläufe, gestaute Venen auf den Bauchhaut) vorliegen. Die Untersuchbarkeit kann  durch Meteorismus (Darmgase) oder durch ein Chilaiditi-Syndrom (anatomische Anomalie: Dickdarmschlinge über der Leber gelegen) jedoch eingeschränkt sein. Dazu siehe hier.
  • Sonographie der Leber: Mit der Sonographie (Ultraschalluntersuchung) der Leber ist meist recht sichere Größenbestimmung möglich, zudem ergibt sie einen Hinweis auf die Oberfläche und Binnenstruktur des Organs. Gelegentlich ist der Leberunterrand wegen Darmgasüberlagerung oder der Leberoberrand wegen tiefer Lage unter dem Zwerchfell jedoch nicht gut darstellbar. Bei einer Hepatomegalie werden auch die zu- und abführenden Gefäße mit beurteilt. So kann die Sonographie in vielen Fällen relativ sicher Auskunft über die Fragen nach einer Lebervenenstauung, Pfortadererweiterung, in der Leber gelegenen Raumforderungen (Tumor, Leberkrebs), Milzvergrößerung und Zeichen portaler Hypertension geben. Siehe hier.
  • Computertomographie (CT) der Leber: Die Computertomographie (CT) der Leber ist eine technisch aufwändige Methode, die in Zweifelsfällen einen sicheren Nachweis der Lebergröße und der Binnenstruktur der Leber ermöglicht. Sie ist jedoch in vielen Fällen dafür jedoch nicht erforderlich. Eine ähnlich aussagekräftige Methode ist die Magnetresonanztomographie.
  • Ursächliche Diagnostik: Die verschiedenen Ursachen (s. o.) können durch spezielle Laborwerte (Leberwerte), Stoffwechselparameter und ggf. immunologische Parameter (siehe hier) meist gut differenziert werden. In einigen Fällen ist für Diagnosestellung, Stadieneinteilung und Prognose eine Gewebeprobe erforderlich. Siehe unter Leberpunktion und   Leberhistologie.

Wie eine Lebervergrößerung behandelt wird

Die Lebervergrößerung selbst ist nicht Ziel der Therapie, sondern die ihr zugrunde liegende Leberkrankheit (siehe oben).

Verweise

Patienteninfos

Fachinfos

Zum Seitenanfang und Inhaltsverzeichnis