Kreatinin (Creatinin, Crea) ist ein Laborparameter, der über die Filtrationsleistung der Nieren und damit über ihre Funktion Auskunft gibt. Er wird i. d. R. bei jeder Basisdiagnostik bestimmt und dient als Verlaufskontrolle bei Nierenerkrankungen oder bei der Einnahme von potenziell nierenschädigenden Medikamenten. Ein zu hoher Wert zeigt meist eine Schädigung der Nieren an. Verminderte Spiegel haben keinen Krankheitswert. Normwerte sind bei Frauen etwa 50 – 100 mg/dl (0,6 – 1,2 mmol/l), bei Männern etwa 60 – 120 mg/dl (0,7 – 1,36 mmol/l).

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Bildung von Kreatinin


Eine Reihe von Organen wie Leber, Bauchspeicheldrüse und Niere u.a. produzieren das Vorläuferprodukt Kreatin. Über das Blut gelangt es zu den Muskeln, wo es (in Form von Kreatinphosphat) als Energiespeicher für die Muskelarbeit dient. Etwa 2 % davon gelangen „versehentlich“ (ein physiologisches Leck) allerdings aus dem Muskel wieder zurück in das Blut, diesmal biochemisch verändert und daher jetzt als Kreatinin (oder Creatinin) bezeichnet. Die Entsorgung aus dem Blutserum übernimmt die Niere (und nicht der Darm oder die Haut), sodass ein erhöhter Wert darauf rückschließen lässt, dass die Nierenfunktion eingeschränkt ist.

Die Nieren

Aussagekraft und Einflussfaktoren

Der Muskel ist für die Entstehung von Kreatinin von entscheidender Bedeutung. Dies erklärt, weshalb eine Relation zum Körpergewicht besteht. Klinisch spielt das jedoch nur bei der Beurteilung grenzwertig hoher Crea-Werte eine Rolle. Bei gesteigertem Muskelabbau z. B. durch fehlende Bewegung aufgrund einer Immobilisation (z. B. durch Bettlägrigkeit) oder der Rückbildung der Gebärmutter nach der Geburt fällt mehr Kreatinin an. Eine reduzierte Muskelmasse z. B. wegen Mangelernährung oder nach einer Beinamputation führt dagegen zu niedrigen Werten.

Im Gegensatz zum Harnstoff, einem weiteren Leistungsparameter für die Nierenfiltration ist Kreatinin praktisch nur von der Muskelmasse abhängig; andere Parametern (z. B. Nahrungszufuhr oder körperlicher Arbeit) spielen keine wesentliche Rolle. Daher gilt Creatinin als bester Routine-Blutwert für die Nierenfunktion.

Erkennung von Frühstadien einer Nierenschädigung

Der Kreatinin-Wert steigt erst an, wenn die Niere zu mehr als 50 % geschädigt ist. Ein erhöhter Wert gibt daher einen mehr als nur leichten Nierenschaden an. Frühschäden werden mit diesem Laborparameter nicht erkannt. Hier bietet sich die Bestimmung der Kreatinin-Clearance an, die über 24 Stunden läuft und daher aufwendiger ist. Sie eignet sich nicht als Routineuntersuchung; praktikabler ist die 2-Stunden-Clearance. Ein relativ sensibler Test der Nierenfunktion ist auch die Bestimmung von Cystatin C.

Ursachen eines erhöhten Kreatininwerts

Muskel: Da die Ursache erhöhten Kreatinins der Muskel ist, lässt sich ableiten, dass der Crea-Wert steigt, wenn viel Muskulatur zugrunde geht, z. B. bei einem Unfall mit massiven Quetschungen.

Nieren: Die Ursache ist jedoch meistens eine Nierenfunktionsstörung (Niereninsuffizienz). Das Kreatinin des Bluts wird unzureichend abgefiltert und bleibt vermehrt im Blut zurück. Weshalb die Niere geschädigt ist, kann viele Gründe haben und nur in Zusammenhang mit der kompletten Krankengeschichte (Anamnese) inklusive der Medikamentenanamnese, der körperlichen Untersuchung und weiteren technischen Untersuchungen beurteilt werden.

Chronische Nierenkrankheiten

Harnwege: Manchmal liegt die Ursache aber auch im Harnabflusstrakt. Abflussstörungen können zum Harnstau führen, der sich bis in die Niere fortsetzt und die Niere an einer weiteren Harnproduktion hindert. Ein Harnstau bis in die Nierenbecken hinein führt daher zu erhöhtem Kreatinin und auf die Dauer zu einer dauerhaften Nierenschädigung. Diese Ursache lässt sich durch eine Ultraschalluntersuchung der Nieren rasch belegen: Die Nierenbecken sind bei einem Harnstau z. B. durch einen Tumor (Blasentumor) oder einen Harnstein erheblich erweitert. Wenn die Stauung lange anhält, kommt es zu einer „Hydronephrose“.


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