Soorösophagitis
Soorösophagitis (engl.: esophageal candidiasis) bedeutet Entzündung der Speiseröhre durch Befall mit dem Pilz Candida albicans. Die Candidaösophagitis gehört mit dem Mundsoor (Soorstomatitis) zu den häufigsten Infektionen des oberen Magendarmtrakts. Sie ist ein Paradebeispiel für eine opportunistische Infektion und findet sich gehäuft bei einer gestörten Immunabwehr des Körpers, einem schweren Diabetes mellitus und einer Antibiotikatherapie. Sie gehört zu den Komplikationen, die bei Blutkrankheiten, Lymphomen, einer HIV-Infektion zu gewärtigen sind und wird endoskopisch erkannt. Die Behandlung erfolgt mit Antimykotika. (1)Can J Gastroenterol Hepatol. 2019 Oct 20;2019:3585136. doi: 10.1155/2019/3585136.
Entstehung

C. albicans ist normalerweise ein harmloser „Kommensale“, der nur unter bestimmten Bedingungen zu einem Krankheitserreger wird. Äußeres Zeichen dafür ist die Bildung von Hyphen. Die natürliche Abwehr durch das Immunsystem beruht auf der Funktionalität der T-Lymphozyten (speziell Th17-Zellen). Erforderlich sind Mustererkennungsrezeptoren (pattern recognition receptors, PRRs). Über sie werden Signalwege ausgelöst, die eine Abwehr der Hyphen ermöglichen. (2)Virulence. 2015;6(4):307-8. DOI: 10.1080/21505594.2014.1000752. Eine Störung im Gleichgewicht von Tendenz zur Hyphenauskeimung und Immunabwehr fördert den Übergang zu einem Krankheitserreger. (3)J Fungi (Basel). 2020 Jan 16;6(1):15. DOI: 10.3390/jof6010015
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Risikofaktoren
Eine Reihe von Krankheiten und Faktoren können eine Soorösophagitis auslösen oder ihre Entstehung fördern. (4)Cureus. 2022 Apr 20;14(4):e24312. DOI: 10.7759/cureus.24312. Zu ihnen gehören:
- humanes Immundefizienz-Virus (HIV)
- hämatologische Erkrankungen (Lymphome, Blutkrebs, hämatopoetische Zelltransplantation)
- Karzinome,
- Chemotherapie,
- Diabetes mellitus,
- Tabakkonsum,
- inhalative Asthmamittel auf Kortisonbasis (Kortikosteroide wie Fluticasonpropionat oder Budesonid),
- Motolitätsstörungen der Speiseröhre ( wie bei einer Achalasie, Sklerodermie),
- Langzeitbehandlung mit Antibiotika,
- längere Anwendung von Säureblockern.
Symptomatik
Oft bestehen bei einer Soorösophagitis keine Beschwerden oder nur unspezifische Schluckbeschwerden (Dysphagie). Selten wird über Brennen hinter dem Brustbein und gelegentlich über Störungen des Schluckakts geklagt. Eine Störung des Schluckakts mit dem Symptom Dysphagie ist umgekehrt auch eine fördernde Bedingung für die Soorösophagitis. Wenn ein Mundsoor (Candidiasis der Mundhöhle, oral thrush) vorliegt, kann eine Soorösophagitis verdächtigt werden. Eine Refluxkrankheit kann bei einem Soorbefall der Schleimhaut die Entzündung verschlimmern und zu Schmerzen hinter dem Brutbein (retrosternale Beschwerden wie bei einer Angina pectoris) führen.
Diagnostik

Wegen der Symptomarmut wird eine Candidainfektion der Speiseröhre häufig nur zufällig im Rahmen einer Magenspiegelung (Gastroskopie) aus anderen Gründen entdeckt. Oder sie wird gesucht, wenn ein Pilzbefall der Zunge und des Mundes (Mundsoor) mit weißlichen Belägen bemerkt wird. Eine Soorösophagitis kann vor allem dann verdächtigt werden, wenn Schluckbeschwerden und/oder Mundsoor zusammen mit einer Abwehrschwäche des Körpers vorliegen, wie es z. B. in höherem Alter vorkommt oder bei einer konsumierenden Erkrankung (z. B. Krebserkrankung) oder einer Immunsuppression (z. B. AIDS, Tumorkrankheit, Diabetes mellitus, medikamentöse Therapie mit Kortison, Zytostatika, s. o.)
Die Diagnose wird durch eine Spiegelung (ÖGD) und Untersuchung einer Gewebeprobe (Histologie) gesichert. Bei einer Spiegelung sind bereits makroskopisch weißliche Beläge zu erkennen. Die Histologie ist bei geringer Ausprägung der Beläge erforderlich, um andere Formen, wie eine Herpesvirus– oder Cytomegalovirus-Infektion oder eine eosinophile Ösophagitis, abzugrenzen.
Die Diagnostik sollte die Funktionalität des Immunsystems (Differenzialblutbild, Immunglobuline etc.) und einen möglichen Befall innerer Organe mit einbeziehen.
Therapie
Antimykotika (Pilzmittel, z. B. orales Fluconazol, Nystatin als Suspension, Amphotericin B) sind meist effektiv. Oft reicht eine nur einmalige orale Applikation; bei schwerwiegenden Risikofaktoren kann auch eine länger dauernde Behandlung erforderlich werden. Eine systemische Behandlung ist indiziert, wenn auch innere Organe befallen sind. (5)Life (Basel). 2022 Oct 22;12(11):1677. DOI: 10.3390/life12111677 (6)Gastroenterology. 1996 Nov;111(5):1169-77. DOI: 10.1053/gast.1996.v111.pm8898629
Verweise
Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).
Literatur
↑1 | Can J Gastroenterol Hepatol. 2019 Oct 20;2019:3585136. doi: 10.1155/2019/3585136. |
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↑2 | Virulence. 2015;6(4):307-8. DOI: 10.1080/21505594.2014.1000752. |
↑3 | J Fungi (Basel). 2020 Jan 16;6(1):15. DOI: 10.3390/jof6010015 |
↑4 | Cureus. 2022 Apr 20;14(4):e24312. DOI: 10.7759/cureus.24312. |
↑5 | Life (Basel). 2022 Oct 22;12(11):1677. DOI: 10.3390/life12111677 |
↑6 | Gastroenterology. 1996 Nov;111(5):1169-77. DOI: 10.1053/gast.1996.v111.pm8898629 |