Allgemeines


Die Soorösophagitis (engl.: esophageal candidiasis) ist eine Entzündung der Speiseröhre durch Befall mit dem Pilz Candida albicans. Ursache ist eine lokale oder allgemeine Abwehrschwäche, deren Ursache untersucht werden muss, und die bei der Behandlung zu berücksichtigen ist. Häufig liegen Schluckbeschwerden vor, die unterschiedlich ausgeprägt sein können. Die Behandlung besteht in gegen Pilze gerichteten Medikamenten (Antimykotika), die in der Regel sehr gut wirken, und der Behandlung der Ursachen.

Das Wichtigste verständlich

Kurzgefasst
Die Soorösophagitis entsteht durch Befall der Schleimhaut der Speiseröhre (Ösophagus) mit dem Soorpilz Candida albicans. Sie gehört zu den häufigsten Infektionen des oberen Magendarmtrakts. Oft besteht gleichzeitig ein Candida-Befall der Mundschleimhaut; er ist als Mundsoor (Soorstomatitis) durch seine weißlichen Beläge leicht erkennbar. Wenn Mundsoor auffällt, muss auch an eine Soorösophagitis gedacht werden, besonders wenn auch Schluckbeschwerden hinter dem Brustbein hinzukommen. Allerdings ist eine Soorösophagitis meist eher symptomarm.

Ursachen: Der Pilzbefall ist ein Paradebeispiel für eine „opportunistische Infektion“ (Infektion, die sich eine Abwehrschwäche zunutze macht) und findet sich gehäuft bei einer gestörten Immunabwehr des Körpers, einem schweren Diabetes mellitus und einer Antibiotikatherapie. Er gehört zu den Komplikationen, die bei Blutkrankheiten inkl. einer Leukämie oder einer Lymphomkrankheit, bei einer HIV-Infektion, bei einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder bei einer Antibiotika-, Krebs– oder Kortisontherapie gehäuft vorkommen.

Diagnostik: Die Diagnose erfolgt endoskopisch (durch eine Spiegelung) und eine Untersuchung einer Gewebeprobe unter dem Mikroskop (Histologie). Zur Diagnostik gehört eine Abklärung der Ursache. Insbesondere muss nach einer Abwehrschwäche des Immunsystems und nach einem Diabetes mellitus gesucht werden.

Therapie: Die Behandlung erfolgt mit Antimykotika, die meistens sehr gut wirken. Sie bezieht eine Therapie der Ursache mit ein. (1)Can J Gastroenterol Hepatol. 2019 Oct 20;2019:3585136. doi: 10.1155/2019/3585136.

Entzündung der Speiseröhre (Ösophagitis)


→ Auf facebook informieren wir Sie über Neues und Interessantes.
→ Verwalten Sie Ihre Laborwerte mit der
Labor-App Blutwerte PRO – mit Lexikonfunktion.


Entstehung

Blick in die Speiseröhre: Soorösophagitis als Zufallsbefund bei einer Gastroskopie. In diesem Fall war ein Mundsoor nicht erkennbar gewesen.

C. albicans ist normalerweise ein harmloser „Kommensale“, der nur unter bestimmten Bedingungen zu einem Krankheitserreger wird. Äußeres Zeichen dafür ist die Bildung von Hyphen. Die natürliche Abwehr durch das Immunsystem beruht auf der Funktionalität der T-Lymphozyten (speziell Th17-Zellen). Erforderlich sind Mustererkennungsrezeptoren (pattern recognition receptors, PRRs). Über sie werden Signalwege ausgelöst, die eine Abwehr der Hyphen ermöglichen. (2)Virulence. 2015;6(4):307-8. DOI: 10.1080/21505594.2014.1000752. Eine Störung im Gleichgewicht von Tendenz zur Hyphenauskeimung und Immunabwehr fördert den Übergang zu einem Krankheitserreger. (3)J Fungi (Basel). 2020 Jan 16;6(1):15. DOI: 10.3390/jof6010015

Risikofaktoren

Ausgeprägter Soorbelag der Speiseröhre bei Abwehrschwäche und Antibiotikatherapie. Schluckbeschwerden.

Eine Reihe von Krankheiten und Faktoren können eine Soorösophagitis auslösen oder ihre Entstehung fördern. (4)Cureus. 2022 Apr 20;14(4):e24312. DOI: 10.7759/cureus.24312. Zu ihnen gehören:

Symptomatik

Oft bestehen bei einer Soorösophagitis keine Beschwerden oder nur unspezifische Schluckbeschwerden (Dysphagie). Selten wird über Brennen hinter dem Brustbein und gelegentlich über Störungen des Schluckakts geklagt. Eine Störung des Schluckakts mit dem Symptom Dysphagie ist umgekehrt auch eine fördernde Bedingung für die Soorösophagitis. Wenn ein Mundsoor (Candidiasis der Mundhöhle, oral thrush) vorliegt, kann eine Soorösophagitis verdächtigt werden. Eine Refluxkrankheit kann bei einem Candida-Befall der Schleimhaut die Entzündung verschlimmern und zu Schmerzen hinter dem Brutbein (retrosternale Beschwerden wie bei einer Angina pectoris) führen.

Diagnostik

Wegen der Symptomarmut wird eine Candidainfektion der Speiseröhre häufig nur zufällig im Rahmen einer Magenspiegelung (Gastroskopie) aus anderen Gründen entdeckt. Oder sie wird gesucht, wenn ein Pilzbefall der Zunge und des Mundes (Mundsoor) mit weißlichen Belägen bemerkt wird. Eine Soorösophagitis kann vor allem dann verdächtigt werden, wenn Schluckbeschwerden und/oder Mundsoor zusammen mit einer Abwehrschwäche des Körpers vorliegen, wie es  z. B. in höherem Alter vorkommt oder bei einer konsumierenden Erkrankung (z. B. Krebserkrankung) oder einer Immunsuppression (z. B. AIDS, Tumorkrankheit, Diabetes mellitus, medikamentöse Therapie mit Kortison, Zytostatika, s. o.)

Die Diagnose wird durch eine Spiegelung (ÖGD) und Untersuchung einer Gewebeprobe (Histologie) gesichert. Bei einer Spiegelung sind bereits makroskopisch weißliche Beläge zu erkennen, die sich nicht abwaschen lassen. Die Histologie ist bei geringer Ausprägung der Beläge erforderlich, um andere Formen, wie eine Herpesvirus– oder Cytomegalovirus-Infektion oder eine eosinophile Ösophagitis, abzugrenzen.

Gefunden werden verschiedene Candida-Spezies, meist C. albicans, gelegentlich auch C. glabrata, C. Tropicalis, C. lusitaniae, C. krusei, C. lipolytica und C. parapsilosis. (5)Iran J Microbiol. 2022 Aug;14(4):598-605

Die Diagnostik sollte die Funktionalität des Immunsystems (Differenzialblutbild, Immunglobuline etc.) und einen möglichen Befall innerer Organe mit einbeziehen.

Therapie

Antimykotika (Pilzmittel, z. B. orales Fluconazol, Nystatin als Suspension, Amphotericin B) sind häufig wirksam. Oft reicht eine einmalige orale Applikation; bei schwerwiegenden Risikofaktoren kann auch eine länger dauernde Behandlung erforderlich werden. Eine systemische Behandlung ist indiziert, wenn auch innere Organe befallen sind. (6)Life (Basel). 2022 Oct 22;12(11):1677. DOI: 10.3390/life12111677  (7)Gastroenterology. 1996 Nov;111(5):1169-77. DOI: 10.1053/gast.1996.v111.pm8898629 In einer indischen Studie wurde eine Empfindlichkeit von 95 % für Amphotericin B und Fluconazol und 100 % für Caspofungin gefunden. (8)Iran J Microbiol. 2022 Aug;14(4):598-605

Verweise

Zum Seitenanfang und Inhaltsverzeichnis

Literatur[+]