Soorösophagitis

Artikel aktualisiert am 12. November 2023

Soorösophagitis (engl.: esophageal candidiasis) bedeutet Entzündung der Speiseröhre durch Befall mit einem Candida-Pilz (meist Candida albicans). Ursache ist eine lokale oder allgemeine Abwehrschwäche, die zu diagnostizieren und bei der Behandlung zu berücksichtigen ist.


Das Wichtigste verständlich

Kurzgefasst
Die Soorösophagitis entsteht durch Befall der Schleimhaut der Speiseröhre (Ösophagus) mit dem Soorpilz Candida albicans. Sie gehört zu den häufigsten Infektionen des oberen Magendarmtrakts. Oft besteht gleichzeitig ein Candida-Befall der Mundschleimhaut; er ist als Mundsoor (Soorstomatitis) durch seine weißlichen Beläge leicht erkennbar. Wenn Mundsoor auffällt, muss auch an eine Soorösophagitis gedacht werden, besonders wenn auch Schluckbeschwerden hinter dem Brustbein hinzu kommen. Allerdings ist eine Soorösophagitis meist eher symptomarm.

Ursachen: Der Pilzbefall ist ein Paradebeispiel für eine „opportunistische Infektion“ (Infektion, die sich eine Abwehrschwäche zunutze macht) und findet sich gehäuft bei einer gestörten Immunabwehr des Körpers, einem schweren Diabetes mellitus und einer Antibiotikatherapie. Er gehört zu den Komplikationen, die bei Blutkrankheiten inkl. Leukämie, einer Lymphomkrankheit, einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), einer Antibiotika-, Krebs– oder Kortisontherapie oder einer HIV-Infektion zu gewärtigen sind.

Diagnostik: Die Diagnose erfolgt endoskopisch (durch eine Spiegelung) und eine Untersuchung einer Gewebeprobe unter dem Mikroskop (Histologie). Zur Diagnostik gehört eine Abklärung der Ursache. Insbesondere muss nach einer Abwehrschwäche des Immunsystems und nach einem Diabetes mellitus gesucht werden.

Therapie: Die Behandlung erfolgt mit Antimykotika, die meist sehr gut wirken. Sie bezieht eine Therapie der Ursache mit ein. (1)Can J Gastroenterol Hepatol. 2019 Oct 20;2019:3585136. doi: 10.1155/2019/3585136.

Entzündung der Speiseröhre


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Entstehung

Soorösophagitis (Endoskopie)
Blick in die Speiseröhre: Soorösophagitis als Zufallsbefund bei einer Gastroskopie. In diesem Fall war ein Mundsoor nicht erkennbar gewesen.

C. albicans ist normalerweise ein harmloser „Kommensale“, der nur unter bestimmten Bedingungen zu einem Krankheitserreger wird. Äußeres Zeichen dafür ist die Bildung von Hyphen. Die natürliche Abwehr durch das Immunsystem beruht auf der Funktionalität der T-Lymphozyten (speziell Th17-Zellen). Erforderlich sind Mustererkennungsrezeptoren (pattern recognition receptors, PRRs). Über sie werden Signalwege ausgelöst, die eine Abwehr der Hyphen ermöglichen. (2)Virulence. 2015;6(4):307-8. DOI: 10.1080/21505594.2014.1000752. Eine Störung im Gleichgewicht von Tendenz zur Hyphenauskeimung und Immunabwehr fördert den Übergang zu einem Krankheitserreger. (3)J Fungi (Basel). 2020 Jan 16;6(1):15. DOI: 10.3390/jof6010015


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Risikofaktoren

Eine Reihe von Krankheiten und Faktoren können eine Soorösophagitis auslösen oder ihre Entstehung fördern. (4)Cureus. 2022 Apr 20;14(4):e24312. DOI: 10.7759/cureus.24312. Zu ihnen gehören:

Symptomatik

Oft bestehen bei einer Soorösophagitis keine Beschwerden oder nur unspezifische Schluckbeschwerden (Dysphagie). Selten wird über Brennen hinter dem Brustbein und gelegentlich über Störungen des Schluckakts geklagt. Eine Störung des Schluckakts mit dem Symptom Dysphagie ist umgekehrt auch eine fördernde Bedingung für die Soorösophagitis. Wenn ein Mundsoor (Candidiasis der Mundhöhle, oral thrush) vorliegt, kann eine Soorösophagitis verdächtigt werden. Eine Refluxkrankheit kann bei einem Candida-Befall der Schleimhaut die Entzündung verschlimmern und zu Schmerzen hinter dem Brutbein (retrosternale Beschwerden wie bei einer Angina pectoris) führen.

Diagnostik

Soorbelag der Speiseröhre
Ausgeprägter Soorbelag der Speiseröhre bei Abwehrschwäche und Antibiotikatherapie. Schluckbeschwerden.

Wegen der Symptomarmut wird eine Candidainfektion der Speiseröhre häufig nur zufällig im Rahmen einer Magenspiegelung (Gastroskopie) aus anderen Gründen entdeckt. Oder sie wird gesucht, wenn ein Pilzbefall der Zunge und des Mundes (Mundsoor) mit weißlichen Belägen bemerkt wird. Eine Soorösophagitis kann vor allem dann verdächtigt werden, wenn Schluckbeschwerden und/oder Mundsoor zusammen mit einer Abwehrschwäche des Körpers vorliegen, wie es  z. B. in höherem Alter vorkommt oder bei einer konsumierenden Erkrankung (z. B. Krebserkrankung) oder einer Immunsuppression (z. B. AIDS, Tumorkrankheit, Diabetes mellitus, medikamentöse Therapie mit Kortison, Zytostatika, s. o.)

Die Diagnose wird durch eine Spiegelung (ÖGD) und Untersuchung einer Gewebeprobe (Histologie) gesichert. Bei einer Spiegelung sind bereits makroskopisch weißliche Beläge zu erkennen, die sich nicht abwaschen lassen. Die Histologie ist bei geringer Ausprägung der Beläge erforderlich, um andere Formen, wie eine Herpesvirus– oder Cytomegalovirus-Infektion oder eine eosinophile Ösophagitis, abzugrenzen.

Gefunden werden verschiedene Candida-Spezies, meist C. albicans, gelegentlich auch C. glabrata, C. Tropicalis, C. lusitaniae, C. krusei, C. lipolytica und C. parapsilosis. (5)Iran J Microbiol. 2022 Aug;14(4):598-605

Die Diagnostik sollte die Funktionalität des Immunsystems (Differenzialblutbild, Immunglobuline etc.) und einen möglichen Befall innerer Organe mit einbeziehen.

Therapie

Antimykotika (Pilzmittel, z. B. orales Fluconazol, Nystatin als Suspension, Amphotericin B) sind meist effektiv. Oft reicht eine nur einmalige orale Applikation; bei schwerwiegenden Risikofaktoren kann auch eine länger dauernde Behandlung erforderlich werden. Eine systemische Behandlung ist indiziert, wenn auch innere Organe befallen sind. (6)Life (Basel). 2022 Oct 22;12(11):1677. DOI: 10.3390/life12111677  (7)Gastroenterology. 1996 Nov;111(5):1169-77. DOI: 10.1053/gast.1996.v111.pm8898629 In einer Indischen Studie wurde eine Empfindlichkeit von 95 % für Amphotericin B und Fluconazol und 100 % für Caspofungin gefunden. (8)Iran J Microbiol. 2022 Aug;14(4):598-605

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Verweise

 

Literatur

Literatur
1Can J Gastroenterol Hepatol. 2019 Oct 20;2019:3585136. doi: 10.1155/2019/3585136.
2Virulence. 2015;6(4):307-8. DOI: 10.1080/21505594.2014.1000752.
3J Fungi (Basel). 2020 Jan 16;6(1):15. DOI: 10.3390/jof6010015
4Cureus. 2022 Apr 20;14(4):e24312. DOI: 10.7759/cureus.24312.
5Iran J Microbiol. 2022 Aug;14(4):598-605
6Life (Basel). 2022 Oct 22;12(11):1677. DOI: 10.3390/life12111677
7Gastroenterology. 1996 Nov;111(5):1169-77. DOI: 10.1053/gast.1996.v111.pm8898629
8Iran J Microbiol. 2022 Aug;14(4):598-605