Lipodystrophie

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Als Lipodystrophie wird eine Gruppe von Erkrankungen bezeichnet, bei der es lokal oder generalisiert an Fettgewebe mangelt. Es werden verschiedene Formen unterschieden. Assoziiert finden sich in der Regel Insulinresistenz, Diabetes mellitus und eine  Dyslipidämie (Störung der Blutfettzusammensetzung, speziell Hypertriglyceridämie). Leberverfettung und Koronarsklerose sind entsprechend häufige Komplikationen. Ist der Verlust an Fettzellen generalisiert, so wird dies auch als Lipoatrophie bezeichnet.


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Einteilung

Die Einteilung der Lipodystrophien berücksichtigt

  • die Verteilung des Fettverlusts: generalisiert – partiell – lokal
  • die Genetik: vererblich – nicht vererblich.

Generalisierte Formen

  • Kongenitale generalisierte Lipodystrophie (CGL): Diese sehr seltene genetisch bedingte Form ist auch als Berardinelli-Seip-Syndrom bekannt. Fettzellen fehlen bei ihr fast vollständig oder sind unfähig, Triglyceride zu speichern. Der Spiegel an Chylomikronen ist stark erhöht. Der Leptinspiegel ist deutlich vermindert, was zu Heißhunger führt. Es besteht eine periphere Insulinresistenz mit den Folgen einer Fettleber, eines Diabetes, einer Endothelzelldysfunktion und der Neigung zu einer Pankreatitis. Auch werden Herzmanifestationen mit Herzrhythmusstörungen, Kardiomyopathie und frühzeitiger Arteriosklerose beschrieben (1)Clin Diabetes. 2016 Oct; 34(4): 181–186. Der Defekt betrifft verschiedene Gene; beteiligt sind AGPAT2, BSCL2, Caveolin 1 (CAV1) und das Gen für den Polymerase-I-und-Transcriptrelease Factor (PTRF). Metreleptin verspricht nach ersten Erfahrungen einen guten therapeutischen Erfolg (2)J Hum Genet. 2014 Jan;59(1):16-23. doi: 10.1038/jhg.2013 (3)Ther Clin Risk Manag. 2015 Sep 16;11:1391-400. doi: 10.2147/TCRM.S66521 (4)Recent Pat Endocr Metab Immune Drug Discov. 2015;9(2):74-8. Mehr dazu hier.
  • Erworbene generalisierte Lipodystrophie (AGL): Diese als Lawrence-Syndrom bekannte Lipodystrophie ist ebenfalls mit einer Insulinresistenz, Diabetes mellitus, erhöhten Blutfetten (Hypertriglyceridämie), einem Leptinmangel und mit einem Mangel an Adiponectin verbunden. Die Diagnose wird meist in der Jugend gestellt. Mädchen sind häufiger betroffen als Jungen. Als Ursachen werden in 25% eine Pannikulitis (Hautentzündung), in 25% Autoimmunmechanismen und in 50% keine Auslöser gefunden. Gelegentlich wird eine Assoziation mit anderen Autoimmunkrankheiten gefunden (5)J Am Acad Dermatol. 2006 Dec; 55(6):947-50 (6) 2011 Mar;7(3):137-50. doi: 10.1038/nrendo.2010.199
  • HIV-assoziierte Lipodystrophie: Bei einer unter intensiver Therapie stehenden HIV-Erkrankung wird gelegentlich ein generalisierter Abbau von Fettgewebe beobachtet (HAART-assoziiertes Lipodystrophie-Syndrom). (7)J Hum Genet. 2014 Jan;59(1):16-23. doi: 10.1038/jhg.2013.107

Lokalisierte Formen

  • Familiäre partielle Lipodystrophie: Sie wird als Dunnigan-Varietät (FPLD) bezeichnet und ist sehr selten. Typisch ist der Fettverlust der Haut an den Extremitäten, wodurch die Muskulatur besonders hervorsticht; Frauen sind schwerer betroffen als Männer; die Betroffenen erscheinen besonders muskulös. Andere Körperregionen, wie Gesicht, Kinn, Nacken und innerer Bauchraum sind dagegen fettreich (8) 2013 Aug;98(8):E1410-3. doi: 10.1210/jc.2013-1297.  Beteiligt sind Gene wie LMNA, PPARγ, CIDEC und PLIN1; am Werner-Syndrom sind beteiligt WRN mit RECQL5. (9) 2011 Mar;7(3):137-50. doi: 10.1038/nrendo.2010.199
  • Autoimmun bedingte Lipodystrophie: Autoimmunmechanismen werden bei der „acquired partial lipodystrophy“ (APL) (Barraquer-Simons-Syndrom) und beim AGL-Lawrence-Syndrom angenommen (10)J Hum Genet. 2014 Jan;59(1):16-23. doi: 10.1038/jhg.2013.107..
  • Erworbene lokalisierte Formen: Eine Lipodystrophie findet sich gelegentlich als Auswirkung von
    • einer lokalen Medikamentenapplikation, so nach Behandlung mit Kortikosteroiden (vor allem Kortisonpräparate als Kristallsuspension) (11)J Am Acad Dermatol. 1996 Oct;35(4):523-8. (12)JAAD Case Rep. 2015 Nov 25;1(6):415-7. doi: 10.1016/j.jdcr.2015.10.008 oder nach einer Gentamycin-Injektion (13)Indian Dermatol Online J. 2017 Sep-Oct;8(5):373-374. doi: 10.4103/idoj.IDOJ_390_16. Behandlungserfolge werden mit lokaler intraläsionaler Injektion einer Salzlösungberichtet (zur Auflösung und Verbesserung des Abtransports der dort verbliebenen Kortikoids, speziell von Kortikoidkristallen) (14)Dermatol Surg. 2005 Oct;31(10):1340-3. (15)JAAD Case Rep. 2015 Nov; 1(6): 415–417.
    • wiederholter mechanischer lokaler Irritationen (Druck, Verletzung, Mikrotraumen etc.) (16)J Am Acad Dermatol. 1996 Oct;35(4):523-8 (17)J Dermatol. 2007 Jun;34(6):390-3. (18)J Eur Acad Dermatol Venereol. 2005 Jul;19(4):459-61..

Therapie

Zur Behandlung der Lipodystrophie kommen verschiedene Maßnahmen in Betracht; sie werden bei der Beschreibung der einzelnen Typen (s. o.) bereits angegeben. Grundlegend sind bei der Feststellung einer Insulinresistenz und eines Diabetes mellitus sowie einer Fettstoffwechselstörung angemessene diätetische Maßnahmen (fettarme und zuckerarme Kost, medikamentöse Behandlung je nach Schweregrad). Bei Nachweis eines Leptinmangels kommt Metreleptin als wirksame Option hinzu. (19)J Clin Endocrinol Metab. 2016 Dec;101(12):4500-4511 Als Vorbedingung für eine Metreleptin-Therapie wurde in einer Studie ein Leptin-Wert unter 8 ng/mL für männliche Personen oder unter 12 ng/mL für weibliche Personen angesetzt (20)J Clin Endocrinol Metab. 2015 May;100(5):1802-10. doi: 10.1210/jc.2014-4491..


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Verweise


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).

 

Literatur[+]