Kala-Azar ist eine viszerale Leishmaniose. Es ist eine Erkrankung durch Protozoen der Gattung Leishmania (z. B. L. donovani, L. chagasi, L infantum). Überträger ist die weibliche Sandfliege Phlebotomus argentipes. Durch den Stich werden die Erreger inokuliert. Sie breiten sich in der Haut (kutane Leishmaniose) und in inneren Organen (viszerale Leishmaniose) aus. Nach einer Behandlung einer viszeralen Leishmaniose kann sich eine dermale Post-Kala-Azar-Leishmaniose (PKDL) entwickeln. (1)Curr. Trop. Med. Rep. 2021;8:121–132

Ausbreitung


Die Parasitose ist im Wesentlichen eine Krankheit armer Bevölkerungsschichten in vielen Entwicklungsländern der Tropen und Subtropen. Etwa 90 % neuer Infektionen treten in nur sechs Ländern auf: Bangladesch, Brasilien, Äthiopien, Indien und Nepal, Südsudan und Sudan. Die Bemühungen, die Endemien unter Kontrolle zu bringen, beinhalten den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Unter dem Einsatz von DDT verschwand die Erkrankung, kam aber nach Unterbrechung der Insektizid-Sprühaktionen wieder. Auch entwickeln sich Resistenzen. Pyrethroid-, Organophosphat- und Carbamat-Insektizide sind weiterhin wirksam. Der Einsatz von Repellents (Allethrin, Prallethrin) hemmt die Ausbreitung ebenfalls. (2)Trop Med Int Health. 2021 Jul;26(7):823-828. DOI: 10.1111/tmi.13576.   (3)Indian J Med Res. 2006 Mar;123(3):467-72

Symptome und Befunde

Das Protozoon vermehrt sich intrazellulär. Multiple Symptome und Befunde können auftreten. Zu ihnen gehören

Die Symptomatik kann diejenige von Malaria, Typhus oder Tuberkulose imitieren.

Ohne rechtzeitige Behandlung ist die Erkrankung fast immer tödlich. Daher muss eine Verzögerung bei der Diagnose und Behandlung vermieden werden. Dies aber ist in den armen Bevölkerungsschichten der Entwicklungsländer schwierig. Eine länger andauernde Erkrankung erhöht das Risiko einer weiteren Verbreitung durch Übertragung der Infektion auf andere Menschen.

Diagnostik

Oft steht eine massive Gewichtsabnahme im Vordergrund. Eine Panzytopenie (Mangel aller zellulärer Bestandteile) im Blutbild deutet auf einen Knochenmarkbefall hin. Es können Zeichen einer intestinalen Malabsorption gefunden werden (mit Hypalbuminämie, niedrigen Serumlipoproteinen, niedrigem Vitamin D etc). (4)Clin Microbiol Infect. 2020 Oct;26(10):1345-1346. DOI: 10.1016/j.cmi.2020.05.003

Folgende Untersuchungen führen zur Diagnose:

  • Erregernachweis in Histologie oder Zytologie (Leber, Milz, Knochenmark): Die Protozoen können extra- und in Makrophagen intrazellulär gefunden werden.
  • Serologische Untersuchungen (Informationen über Tropeninstitute), auch PCR.
  • Diagnostischer Schnelltest rK-39-Assay (positiv)

Therapie

Je nach Leishmanien-Typ kann eine der folgenden Behandlungen erfolgreich sein:

  • Amphotericin-B-Präparate (liposomales Amphotericin B)
  • Antimon-Präparate (Resistenzentwicklung möglich)
  • Fluconazol oder Itraconazol

Als Folge einer Behandlung kann eine Post-Kala-Azar dermale Leishmaniose (PKDL) auftreten.

Immuntherapie der Leishmaniasis

Bei der Leishmaniasis von Tieren sind Impfungen erfolgreich (LeishTec®, Leishmune® und LetiFend®) (5)Int. J. Parasitol. 2020;50:171–176. Ein weiterer Impfstoff, der im Tierexperiment Antikörper gegen multiple Epitope der Erreger hervorruft, scheint ein aussichtsreicher Kandidat für einen Impfstoff für den Menschen zu sein. (6)Vaccines (Basel). 2023 Aug 19;11(8):1384. DOI: 10.3390/vaccines11081384

Post-Kala-Azar-dermale Leishmaniose (PKDL)

Nach Behandlung der viszeralen Leishmaniose entwickelt sich relativ häufig (in bis zu 15% der Fälle) im Abstand von bis zu 2 – 3 Jahren eine Hautmanifestation, die „Post-kala-azar dermal leishmaniasis“ (PKDL). Die PKDL macht sich bemerkbar durch einen asymptomatischen Hautausschlag. Er beginnt meist im Gesicht und besteht aus Flecken, Papeln oder Knötchen. Klinisch ist die Diagnose schwer zu stellen, sodass sie bevorzugt auf einem Parasitennachweis beruht. Das Ansprechen auf die Behandlung ist wegen der Dauer der Ausschläge ebenfalls schwer zu beurteilen. (7)Front Cell Infect Microbiol. 2019 Jul 31;9:228. DOI: 10.3389/fcimb.2019.00228  Die Behandlung ist langwierig und gelang in einem besonders ausgeprägten Fall nach 4 Monaten intravenöser Gabe von Natriumstibogluconat (20 mg/kg/Tag). (8)QJM. 2022 Jan 5;114(11):824-825. DOI: 10.1093/qjmed/hcab236.


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Verweise

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