Die Thromboseprophylaxe nach Arthroskopie soll der Vorbeugung einer Gerinnselbildung mit Verstopfung der Blutbahn (Thrombose und Lungenembolie) nach einer Kniegelenksspiegelung mit einem invasiven Kniegelenkseigriff dienen. Sie wird oft routinemäßig für wenige Tage mit Hilfe eines niedermolekularen Heparins durchgeführt. Ob sie allerdings immer erforderlich ist, wird widersprüchlich diskutiert (1)N Engl J Med 2017; 376:580-583February 9, 2017DOI: 10.1056/NEJMclde1615661.


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Studienergebnis zur Wirksamkeit einer Thromboseprophylaxe


In die Diskussion neu einzubeziehen ist der Befund einer Studie (2)N Engl J Med 2017; 376:515-525February 9, 2017DOI: 10.1056/NEJMoa1613303, dass niedermolekulares Heparin über 8 Tage nach einer Knie-Arthroskopie oder während der gesamten Zeit einer Immobilisierung

  • nicht effektiver bezüglich einer Verhinderung einer Thrombose oder Embolie war als keine Prophylaxe (5 von 731 Patienten =  0.7% vs. 3  von 720 patients = 0.4%) und
  • nicht mehr Blutungskomplikationen hervorrief (je 1 Patient = 0,1%).

Entscheidung im Einzelfall

Ob Risikofaktoren wie Alter, Übergewicht und Rauchen, das Risiko einer Thromboembolie tatsächlich steigern, ist laut dieser Studie nicht sicher.

In einer im NEJM 2017 veröffentlichten Diskussion zu dem Thema (3)N Engl J Med 2017; 376:580-583February 9, 2017DOI: 10.1056/NEJMclde1615661 wird argumentiert, dass zwar die Inzidenz einer symptomatischen venösen Thromboembolie nach arthroskopischer Meniskusoperation mit 0,34% ohne Thromboseprophylaxe (im Gegensatz zu einem operativen Kniegelenksersatz mit 4,3%) tatsächlich nur gering ist. Das allgemeine Thrombembolierisiko steigt jedoch bekanntermaßen durch

  • Übergewicht,
  • Alter (über 45J),
  • Rauchen sowie möglicherweise auch eine frühere Raucheranamnese
  • eigene Thromboseneigung (Thrombophilie: Vorgeschichte einer Thrombose oder Embolie) und
  • ein thromboembolisches Ereignis in der engeren Blutsverwandtschaft.

Der Einfluss dieser Faktoren auf das Thrombembolierisiko nach Arthroskopie ist laut der NEJM-Studie (4)(N Engl J Med 2017; 376:515-525February 9, 2017DOI: 10.1056/NEJMoa1613303 nur sehr gering (s. o.) und wäre erst durch weitere Studien zu klären.

Daher wird die Auffassung vertreten, dass im Fall zusätzlicher Faktoren dieser Art eine positive Empfehlung zur Thromboseprophylaxe, wie auch ein Verzicht auf sie, vertreten werden kann, zumal das Blutungsrisiko unter der Prophylaxe nicht erhöht gefunden wurde. Nach derzeitigem Kenntnisstand wird der jeweilige Patient entsprechend seiner Risikobereitschaft sowohl bezüglich Thromboembolie als auch Blutungskomplikation in den meisten Fällen den Ausschlag geben müssen.

Verweise

Literatur[+]