Akute Pseudoobstruktion
Die akute Pseudoobstruktion des Dickdarms (Ogilvie-Syndrom) ist eine Unterbrechung der Darmbewegungen wie bei einem mechanischen Darmverschluss. Folge ist eine erhebliche, schmerzhafte Aufdehnung des Darmlumens.
Entstehung
Es handelt sich beim Ogilvie-Syndrom um eine funktionelle Störung des enterischen Nervensystems, die zu einem „adynamischen Dickdarm“ führt und eine massive Dilatation und ggf. eine Perforation zur Folge hat. (1)Medicine (Baltimore). 2018 Jul;97(27):e11187. DOI: 10.1097/MD.0000000000011187
Viele Ursachen können zu einer Abnahme der Motilität des Dickdarms führen. Dazu gehören
- Stoffwechselentgleisungen (Diabetes: Pseudoperitonitis diabetica),
- spinale Tramata (spinaler Schock),
- retroperitoneale Traumata (Verletzung hinter dem Bauchraum),
- Medikamente (z. B. psychiatrische Medikationen).
Charakteristisch ist ein Ungleichgewicht des autonomen Nervensystems (Vagus – Sympathicus) mit erniedrigtem parasympathischen und / oder erhöhtem sympathischen Tonus mit der Folge einer Atonie (Bewegungsverlust) des Kolons.
Diagnostik
Ausschluss einer Obstruktion und eines spät manifesten Morbus Hirschsprung durch endoskopische, radiologische, manometrische und histologische Methoden.
Röntgenologisch: massive Erweiterung der Kolondurchmesser ohne Zeichen eines Dünndarmileus.
Klinik
Plötzlich oder rasch auftretende starke Schmerzen durch Kolondehnung durch Stuhl- und Gasansammlung in Folge einer Abnahme der Motilität. Die Symptomatik kann sich zur Ileussymptomatik steigern.
Therapie
Eine kausale Therapie steht i.d.R. nicht zur Verfügung. Zunächst kommen konservative Maßnahmen mit z. B. intravenöser Applikation von Neostigmin in Betracht. Eine akute Darmentlastung durch endoskopische Absaugung der gefangenen Darmgase kann zu einer entscheidenden Entspannung und Lösung der massiven Bauchschmerzen führen. Ggf. hilft die Einlage eines hohen Darmrohrs oder die Entlastung durch eine Operation. In einem geeigneten Fall wurde durch eine Spinalanästhesie eine Verbesserung erzielt. (2)J Clin Anesth. 2005; 17: 122-3
Differentialdiagnosen
Bei der akuten Pseudobstruktion liegt selbst kein mechanisches Hindernis für die Fortbewegung des Darminhalts vor. Da aber die Symptomatik identisch ist, sind die viel häufiger auftretenden echten mechanischen Darmverschlüsse die Hauptursachen, die diagnostisch ins Auge gefasst werden müssen. Es kommen jedoch auch weitere, seltenere Differenzieldiagnosen hinzu.
- Ileus (z. B. durch Briden, Invagination, Tumor, Morbus Crohn, Darminfektion)
- Toxisches Megakolon
- Chronische Pseudoobstruktion des Kolons
- Morbus Hirschsprung
- Desmose
- Akute Porphyrie
Die verschiedenen Diagnosen lassen sich meist durch Laborwerte (Entzündungsparameter?), Stuhlbakteriologie, bildgebende Verfahren (z. B. MR-Sellink, CT-Kolonographie) und Endoskopie mit Histologiegewinnung klären.
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Verweise
Literatur
↑1 | Medicine (Baltimore). 2018 Jul;97(27):e11187. DOI: 10.1097/MD.0000000000011187 |
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↑2 | J Clin Anesth. 2005; 17: 122-3 |