Vitamin B12

Artikel aktualisiert am 2. August 2017

Vitamin B12 ist ein lebenswichtiger Stoff, der mit der Nahrung aufgenommen werden muss, und der bei dem Aufbau von Erbsubstanz (wichtig bei allen Zellteilungsprozessen) und beim  Abbau einiger Fettsäuren und Aminosäuren im Körper erforderlich ist. Andere Bezeichnungen sind „Cobalamin“, „Cyanocobalamin“ und „Extrinsic Faktor“.

Es handelt sich um eine dunkelrote Substanz, die zentral in einem aromatischen Ringsystem Kobalt enthält. Es ist essentiell für die Bildung des Coenzyms B12, das der Körper nicht selbst vollständig synthetisieren kann, und gehört daher zu den Vitaminen.


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Das Wichtigste

Kurzgefasst
Vitamin B12 (Cobalamin) ist für die Bildung von DNA und den Abbau von Fettsäuren lebensnotwendig. Es kommt in Lebensmitteln tierischer Herkunft vor, so in Innereien (Leber, Niere, Blutwurst: 40-60 µg/100g) und Fleisch (um 5 µg/100g), Käse um 3 (µg/100g), nicht (oder kaum) in pflanzlichen Nahrungsmitteln. B12 wird durch Kochen zerstört.

Der Bedarf an B12 liegt bei 3 µg/Tag, bei Schwangeren um 6 µg/Tag. Ein Blutspiegel über 200 pg/ml (150 pmol/l) wird als normal betrachtet.

Zur Aufnahme von B12 in den Körper bedarf es eines vom Magen gebildeten Begleitstoffs, der als „intrinsic factor“ bekannt ist. Mit seiner Hilfe wird B12 im untersten Teil des Dünndarms resorbiert.

Ein B12-Mangel ist relativ häufig und kommt bei überwiegend vegetarischer Ernährung und bei einer Resorptionsstörung im Darm vor. Er führt zu Blutbildungsstörungen und neuropsychiatrischen Krankheiten. Dazu siehe hier.

Funktion

Cyanocobalamin wird im Körper zu Coenzym B12 umgewandelt. Dieses wird als Coenzym zweier Enzyme benötigt, der cytosolischen Methioninsynthase (MS) und der mitochondrialen Methylmalonyl-CoA-Mutase (MCM). Mangelt es an Vitamin B12, akkumulieren die Ausgangsstoffe der Reaktionen dieser Enzyme, nämlich Homocystein und Methylmalonsäure. Beide werden als Marker für eine Beurteilung des B12-Spiegels verwendet (1)Front Mol Biosci. 2016; 3: 27.   doi:  10.3389/fmolb.2016.00027.

  • Coenzym B12 ist für die Bildung von S-Adenosylmethionin (SAMe) erforderlich ist. Es wird für die DNA- und RNA-Synthese benötigt. Methionin in SAMe stammt zum Teil aus remethyliertem Homocystein. Das dazu notwendige Enzym Methionin-Synthase benötigt Vitamin B12 als Coenzym.
    • Mangelt es an Vitamin B12, können die Methylgruppen des N-Methyl-THF nicht genügend weiterverwendet werden, es sammelt sich N-Methyl-THF an auf Kosten der Konzentration von THF, das aber wiederum auch benötigt wird, um die Nucleobasen Adenin, Guanin und Thymidin zu bilden, die zur Synthese der Nukleinsäuren und damit der DNA und RNA benötigt werden. Damit sind Zellteilungsvorgänge behindert, was sich beispielsweise in der perniziösen Anämie auswirkt. (Vergleiche auch Folsäure, Folsäuremangel und Homocystein.)
  • Coenzym B12 wird zudem beim Abbau ungradzahliger Fettsäuren und der Aminosäuren Valin, Isoleucin, Threonin und Methionin benötigt, deren Abbauprodukte in den Citratzyklus eingeschleust werden.
    • Mangelt es an B12, sammeln sich Intermediate (speziell Methylmalonsäure) im zentralen Nervensystem an und verursachen toxische Schäden, so auch die funikuläre Myelose. Auch eine Demenz wird mit einem B12-Mangel in Verbindung gebracht.

Weiteres zum Vitamin-B12-Mangel

Vorkommen

Vitamin B12 ist bakteriellen Ursprungs und gelangt über kontaminierte Nahrung in den tierischen und menschlichen Körper. Dort wird es in einer Vorratshaltung in der Leber gespeichert; der endogene Speicher reicht im Allgemeinen 1-2 Jahre lang. Tierische Nahrungsmittel sind für den Menschen die Hauptquelle an Vitamin B12.

Einige Beispiele (Mengenangaben in µg/100 g): Käse 3, Rindfleisch 5, Sauerkraut 7, Leber oder Niere 40-60, Leber- oder  Blutwurst zwischen 10 und 40.

Konzentration im Blut

Die untere Normgrenze des Vitamin-B12-Spiegels im Blut wird vielfach bei 150 pmol/l (200 pg/ml) angesetzt. Um einen B12-Mangel festzustellen, reicht die Messung des B12-Werts im Blut nicht aus. Er wird deutlich empfindlicher durch erhöhte Werte an Methylmalonsäure, Homocystein und Holotranscobalamin angezeigt (siehe hier (2)Nutr Res. 2016 Feb;36(2):109-16. doi: 10.1016/j.nutres.2015.10.003. Epub 2015 Oct 21..

Aufnahme in den Körper

Vitamin B12 kann vom Darm nur resorbiert werden, wenn ein Resorptionshelfer aus dem Magen, der dort im Fundus gebildet wird, vorhanden ist. Dieser wird als „Intrinsic Faktor“ bezeichnet, ganz entsprechend Vitamin B12 als „Extrinsic Faktor“. Resorptionsort ist ausschließlich das terminale Ileum, der letzte Teil des Dünndarms.

Die empfohlene Aufnahme sollte 2,4 µg/Tag (bei Schwangeren 6 µg/Tag) betragen. Eine orale Substitution ist bei erhaltener Resorptionsfähigkeit möglich. Eine Überdosierung führt, soweit bekannt, nicht zu Krankheitssymptomen.

Tägliche Zufuhr

Ältere Menschen über 50 Jahre haben tendenziell einen niedrigeren B12-Spiegel, möglicherweise aufgrund  einer schlechterer Resorption. Für sie wird eine tägliche Zufuhr von 2,4 μg empfohlen. Neuere Untersuchungen legen nahe, dass dies unzureichend sei. Eine Untersuchung zeigte, dass Menschen, die 6–25 μg B12/d zu sich nahmen (über Ergänzungsmittel oder angereicherte Nahrungsmittel) etwa 50% weniger wahrscheinlich einen B12-Mangel aufwiesen (3)Public Health Nutr. 2010 Jan;13(1):25-31. doi: 10.1017/S1368980009990279. Epub 2009 Jun 11..

Vitamin-B12-Mangel

Ein Vitamin-B12-Mangel ist häufiger, als früher angenommen: in einer Studie bei über 65-Jährigen wurde er in 15% gefunden! (4)J Am Geriatr Soc 1992;40:1197-204

Bei einer normalen Ernährung mit einer durchschnittlichen Vitamin-B12-Aufnahme von 3,8 ug/Tag (empfohlen in GBR: 1,5 ug/Tag), also eine B12-Menge, die scheinbar ausreichend ist, hatten in einer Studie an 299 Frauen (19-39J) zu 12,4% einen zu geringen Vitamin-B12-Spiegel (unter 150 pmol/L). Daher wurde für Frauen im gebärfähigen Alter eine routinemäßige Substitution mit 5-7 ug/Tag Vitamin B12 vorgeschlagen (5)BMJ Open. 2016 Aug 12;6(8):e011247. doi: 10.1136/bmjopen-2016-011247.

Ursachen eines B12-Mangels sind entweder eine unzureichende Aufnahme mit der Nahrung oder eine eingeschränkte Aufnahme im Dünndarm. Speziell bei Vegetariern und Veganern (6)Nutrients. 2016 Dec; 8(12): 767. Published online 2016 Nov 29. doi:  10.3390/nu8120767 und unter Krankheitsbedingungen kann es zu schwerem Vitamin-B12-Mangel kommen (siehe hier).


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Verweise

Literatur

Literatur
1Front Mol Biosci. 2016; 3: 27.   doi:  10.3389/fmolb.2016.00027
2Nutr Res. 2016 Feb;36(2):109-16. doi: 10.1016/j.nutres.2015.10.003. Epub 2015 Oct 21.
3Public Health Nutr. 2010 Jan;13(1):25-31. doi: 10.1017/S1368980009990279. Epub 2009 Jun 11.
4J Am Geriatr Soc 1992;40:1197-204
5BMJ Open. 2016 Aug 12;6(8):e011247. doi: 10.1136/bmjopen-2016-011247
6Nutrients. 2016 Dec; 8(12): 767. Published online 2016 Nov 29. doi:  10.3390/nu8120767