Polyglobulie bedeutet Erhöhung der Zahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) im Blut. Wenn sie zusammen mit einer Erhöhung der Zahl der Leukozyten und Thrombozyten einhergeht, wird dies als Polyzythämie bezeichnet, die bezüglich einer Polycythaemia vera abzuklären ist, die durch krankhafte Überaktivität des Knochenmarks zustande kommt.

Rote Blutkörperchen (Erythrozyten)

Ursachen


Erhöhung der Erythrozytenbildung (Blutbildung) im Knochenmark über das Maß des natürlichen Erythrozytenabbaus im peripheren Blut hinaus.

  • Adaptive Polyglobulie: Eine wesentliche Stimulation der Erythrozytenbildung erfolgt adaptiv über das in den Nieren gebildete Erythropoetin (EPO), wenn im Körpergewebe Sauerstoffbedarf vorliegt. Dies ist in sauerstoffarmer Luft der Fall (daher „Höhentraining“ für Ausdauersportler), aber auch bei Krankheiten:
  • Nicht adaptive Polyglobulie: Sie entsteht bei pathologischer Erythropoetin-Produktion im Rahmen eines Nierenzellkarzinoms als Paraneoplasie oder durch EPO-Doping.
  • Eisenüberladung des Körpers im Rahmen einer Hämochromatose: Sie kann mit einer Polyglobulie einhergehen.
  • Hämangioblastom: gefäßbildender Tumor des Gehirns mit Polyglobuliebildung über hämatopoetische Faktoren (1)Hered Cancer Clin Pract. 2018 Sep 11;16:15. DOI: 10.1186/s13053-018-0097-x.
  • Exsikkose (Wassermangel) führt zu einer relativen Eindickung des Bluts mit Erhöhung der Erythrozytenzahl pro Volumen.

Bei einer krankhaft vermehrten Blutbildung mit Vermehrung aller drei Zellreihen (Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten) liegt eine Polycythämie vor. Die Polycythaemia vera ist eine „myeloproliferative Erkrankung“, die (selten) in eine Leukämie übergehen kann. (2)Leukemia. 2021 Dec;35(12):3339-3351. doi: 10.1038/s41375-021-01401-3.

Folgen

Eine Polyglobulie geht mit einer Verschlechterung der Fließeigenschaften des Bluts einher. Es besteht ein erhöhtes Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln (Thromboseneigung), Schlaganfall, Herzinfarkt und Lungenembolie.


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Behandlung

Der Nachweis einer Polyglobulie sollte eine ursächliche Abklärung veranlassen. Die Behandlung erfolgt je nach Ursache.

Da die Polyglobulie mit einem erhöhten Risiko für Thrombosen und Lungenembolien verbunden ist, muss für eine Normalisierung des Hämatokrits gesorgt werden. Speziell bei der nicht durch eine Exsikkose bedingten Form muss eine Prophylaxe durch Antikoagulation und Aderlässe erwogen werden. Eine Aderlass-Therapie kann bei einem Hämatokrit von über 50 infrage kommen.

Verweise

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Literatur[+]