Mifamurtid ist ein Medikament zur unterstützenden Behandlung des Osteosarkoms. Wegen der Seltenheit dieses Knochentumors wurde es ohne große kontrollierte und doppelt verblindete Studien als Orphan-Arzneimittel 2009 durch die Europäische Kommission zur zugelassen. Als solches hat es (wegen der Seltenheit der Erkrankung) bisher nicht die ansonsten erforderlichen strengen Studien mit hohen Studienzahlen durchlaufen. Die Effektivität des Medikaments ist umstritten. (1)JBI Database System Rev Implement Rep. 2017 Aug;15(8):2113-2152. doi: 10.11124/JBISRIR-2016-003105.

Substanz


Mifamurtid (Muramyltripeptid) ist ein Derivat von Muramyldipeptid, einem Zellwandbestandteit von Bakterien.

Eigenschaften

Mifamurtid wirkt als Immunstimulans: es stimuliert Makrophagen und Monozyten. Zudem weist es Tumor abtötende Eigenschaften auf. Glukokortikoide vermindern seine Wirkung.

Mifamurtid wird zur besseren Wirksamkeit in Liposomen eingekapselt infundiert.

Mifamurtid-Infusionen werden insgesamt recht gut vertragen. Die Serumkonzentration nimmt nach der Infusion rasch ab. Nebenwirkungen betreffen vor allem Kopfschmerzen, Müdigkeit, Übelkeit und leichtes Fieber. (2)Br J Clin Pharmacol. 2014 Jun;77(6):986-97 (3)Pediatr Blood Cancer. 2014 Feb;61(2):238-44

Indikation

Indikation von liposomalem Mifamurtid ist laut Zulassung die Behandlung hochmaligner, nicht metastasierter Osteosarkome im kindlichen und jugendlichen Alter (2 – 30 Jahre). Die Substanz soll nicht zusammen mit Cyclosporin und hoch dosierten NSAR appliziert werden. (4)Mifamurtid-Zulassung

Studien

  • In einer Studie an 662 Patienten mit Osteosarkom ohne Metastasen, die einer geplant kurativen chirurgischen Resektion unterzogen worden waren, wurde der Zusatz von Muramyltripeptid (MTP) zur postoperativen Chemotherapie (Cisplatin, Doxorubicin und Methotrexat) getestet. MTP erhöhte das Gesamtüberleben nach 6 Jahren von 70 auf 78%; demgegenüber führte ein Zusatz von Ifosfamid zu keiner Steigerung des Überlebens. (5)J Clin Oncol. 2008 Feb 1;26(4):633-8
  • Eine Studie an älteren Kindern zeigte eine Erhöhung der Lebensqualität (quality-adjusted life years, QALY) um über 16% und der erwartbaren Lebenszeit (life years gained, LYG) gegenüber einer alleinigen Chemotherapie (6)Tumour Biol. 2014 Sep;35(9):8771-9
  • In einer Studie wurde festgestellt, dass Patienten mit initial metastatischer Ausbreitung des Osteosarkoms unter zusätzlicher Medikation von Mifamurtid mit 39,9% ein ähnliches 2-Jahresüberleben hatten wie die Gesamtkohorte (205 Patienten, davon 146 mit progredienter Erkrankung) mit 45,9%. (7)Pediatr Blood Cancer. 2014 Feb;61(2):238-44

Eine Übersicht über die Wirkung und die Nebenwirkungen von Mifamurtid kommt 2017 zum Schluss, dass die Effektivität als Zusattz zur Standardtherapie des high-grade-Osteosarkoms nicht sehr ausgeprägt ist. (8)JBI Database System Rev Implement Rep. 2017 Aug;15(8):2113-2152. doi: 10.11124/JBISRIR-2016-003105. Die Entwicklungen gehen in eine andere Richtung: Lange nicht-kodierende RNA TUSC7 unterdrücken das Osteosarkom durch durch Angriff an miR-211, was neue Therapieoptionen eröffnet. (9)Biosci Rep . 2019 Nov 29;39(11):BSR20190291.doi: 10.1042/BSR20190291.

Verweise

 


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Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 

 

 

Literatur[+]