Diagnostik der Colitis ulcerosa

Von Fachärzten geschrieben und wissenschaftlich überprüft.

Die Diagnostik der Colitis ulcerosa berücksichtigt folgende Aspekte:

  • die Lokalisation und Ausdehnung der Darmentzündung und
  • die Erkennung extraintestinaler Manifestationen.

Wenn sich die Entzündung nicht auf den Dickdarm beschränkt und andere Organe des Körpers mitbeteiligt sind, kann die Diagnostik umfangreich sein. Die Symptome extraintestinaler Manifestationen können in frühen Stadien untypisch, in ausgeprägten Fällen jedoch bereits diagnoseweisend sein.

  • Blutige Durchfälle bei jungen Menschen ohne Reiseanamnese müssen an eine Colitis ulcerosa denken lassen.
  • Eine Diarrhö, die länger als 3 Wochen dauert, sollte endoskopisch abgeklärt werden, eine blutige Diarrhö mit negativem Keimbefund in der Stuhlkultur dagegen sofort.
  • Eine direkte Besichtigung der Darmschleimhaut durch eine Endoskopie mit der Möglichkeit der Entnahme von Gewebeproben ist der diagnostische Goldstandard.
  • Die Ausdehnung der Colitis kann durch die Koloskopie, aber auch durch radiologische Methoden bestimmt werden.
  • Die Darmsonographie ist eine rasch durchführbare Methode, um über Ausdehnung und Entzündungsgrad einer Darmentzündung Auskunft zu erhalten.Sie eignet sich besonders zur Verlaufskontrolle.
  • Die Floridität der Entzündung spiegelt sich in den Entzündungsparametern des Bluts. Calprotectin im Stuhl hat sich als guter Kontrollparameter für die Floridität der Darmentzündung herausgestellt. (1) 2017 Oct 23;17(1):110. doi: 10.1186/s12876-017-0669-7.

→ Zu den einzelnen Untersuchungsverfahren siehe unten.
→ Zum Krankheitsbild der Colitis ulcerosa siehe hier.


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Laborwerte

Entzündungsparameter: Die Entzündungsparameter sind je nach Floridität mehr oder weniger erhöht. Gängig ist die Bestimmung von BSG, CRP, Fibrinogen, alpha2-Globulinen in der Elektrophorese), Leukozyten, Thrombozyten. Calprotectin im Stuhl ist ein sensitiver Marker für Floridität.

Anämiediagnostik: Durch den ständigen Blutverlust bei schon geringer Entzündung kann es zu einer ausgeprägten Anämie mit niedrigen Ferritin-, Eisen– und Hb-Werten kommen.

Elektrolyte: Bei Diarrhö kann es zu starkem Kaliumverlust mit der Folge einer Hypokaliämie kommen.

Leberwerte: Bei Leberbeteiligung im Sinne einer PSC kommt es zu einer Erhöhung der Cholestaseenzyme und (meist geringer) der Transaminasen. Die ANCA können erhöht sein (s.u.).

Antikörper-Diagnostik

pANCA sind bei der Colitis ulcerosa (C. u.) in ca, 65% positiv, beim Morbus Crohn in etwa 10-20%. Sie sind bei der C. u. gegen verschiedene Zielantigene gerichtet: gefunden wurden ein „bactericidal permeability increasing protein“, Cathepsin, Elastase u.a.m.

ASCA (Antikörper gegen Hefe, Saccharomyces cerevisiae) finden sich beim Morbus Crohn häufig, seltener bei der Colitis ulcerosa.

Antikörper gegen Tropomyosin (Isoformen hTM1 und hTM5) werden bei der C.u., nicht dagegen beim M. Crohn gefunden. Die Antikörper gegen Tropomyosin Sie weisen eine Kreuzreaktivität gegen bestimmte Bakterienproteine auf (Streptokokken-M-Protein).

Endoskopie

Eine untere Endoskopie ist zur Diagnostik der Colitis ulcerosa unumgänglich. Bei hochflorider Kolitis wird lediglich eine Rektoskopie oder Rektosigmoideoskopie zur Entnahme von Gewebeproben durchgeführt. Eine vollständige Koloskopie wird jedoch in der Regel angestrebt, sobald die Floridität ausreichend zurückgegangen ist, um die Ausdehnung des Befalls und damit auch die Art der Therapie zu bestimmen. In sehr akuten Stadien wird jedoch die Darmsonographie zu Hilfe genommen; sie kann in geübter Hand ebenfalls Auskunft zur Ausdehnung des Befalls im Kolon geben.

Das endoskopische Bild im akuten Stadium ist häufig bereits so typisch, dass die Diagnose prima vista gestellt werden kann: es imponiert eine hochrote, geschwollene Schleimhaut mit spontaner Blutung oder Kontaktsanguination. Es können je nach Intensität der Entzündung punktförmige Mukosablutungen, konfluierende Blutungen und oberflächliche meist mit Blut oder Fibrin bedeckte Ulzera gefunden werden. Die Entzündung imponiert flächenhaft und kontinuierlich ohne zwischengelagerte gesunde Inseln. Chronische Veränderungen zeigen sich durch einen Verlust der Haustrierung, Pseudopolypenbildungen, eine Verkürzung des Kolonrohrs und eine atrophisch und blass scheinende Schleimhaut.

Sonographie

Die Übersichtssonographie des Abdomens wird zur Beurteilung der Organe, speziell der Leber (bei Assoziation der Colitis ulcerosa mit einer PSC) durchgeführt (mehr zur Sonographie der Leber siehe hier). Es wird nach vergrößerten Lymphknoten, die regional im Bereich befallener Darmabschnitte erkennbar sein können, und nach Abszessen gesucht.

Darmsonographie

Die Darmsonographie dient der Beurteilung der Darmwand speziell im Bereich des Kolonrahmens und des terminalen Ileums. Sie kann zu Diagnostik der Ausdehnung des Befalls sowie zur Verlaufskontrolle unter Therapie verwendet werden. Beurteilt wird die Darmwanddicke und die Durchblutung, die in entzündeten Arealen deutlich erhöht ist.

Röntgenuntersuchungen

Kolon-Kontrasteinlauf

Bariumhaltige Kontrasteinläufe sind im floriden Stadium kontraindiziert. Luftinsufflationen sind wegen der Überblähungsgefahr zu vermeiden. Wenn das floride Stadium überwunden ist, kann die Untersuchung zur Diagnostik der Ausdehnung, der Chronizität und zur Krebsdiagnostik durchgeführt werden (cave Luftinsufflation).

Röntgen, Abdomenübersicht

Eine Röntgen-Übersichtsaufnahme des Abdomens ist routinemäßig nicht erforderlich. Ist das Abdomen jedoch schmerzhaft angespannt, und liegt der Verdacht auf freie Luft vor, so ist eine Übersichtsaufnahme (entweder im Stehen: Nachweis freier Luft unter dem Zwerchfell, oder in Linksseitenlage) indiziert. Freie Luft kann im Rahmen eines toxischen Megakolons durch Darmperforation auftreten.

Computertomographie

Die Computertomographie zeigt den Darm wie auch gleichzeitig die inneren Organe des Bauchraums in Querschnittsbildern. Eine spezielle Bedeutung für die Dickdarmbeurteilung hat die CT-Kolonographie gewonnen.

CT-Kolonographie

Die Untersuchung des Dickdarms mithilfe einer CT-Untersuchung, bei der Kontrastmittel und zur Darstellung der Schleimhautoberfläche im Doppelkontrast zudem auch Gas bzw. Luft insuffliert wird, ergibt eine sehr diffenenzierte Auskunft über Veränderungen sowohl der Schleimhaut wie der Darmwanddicke. Allerdings ist die Untersuchung bei hochfloriden Prozessen kontraindiziert (siehe hier).

Verweise

Patienteninfos


Literatur

Literatur
1 2017 Oct 23;17(1):110. doi: 10.1186/s12876-017-0669-7.