Campylobacter-Enteritis

Artikel aktualisiert am 5. Dezember 2020

Die Campylobacter-Enteritis ist eine Durchfallerkrankung, welche durch ein Bakterium der Campylobacter-Gruppe (Campylobacter spp.) hervorgerufen wird.


Allgemeines

Die Campylobacter-Infektionen gehören mit den Salmonellosen zu den häufigsten Ursachen für bakterielle Darmentzündungen. Es handelt sich um eine durch verunreinigte Tierprodukte erworbene Infektionskrankheit. Überträger und Reservoire sind Schweine, Schafe, Rinder und Geflügel. Auslöser sind meist die Spezies C. jejuni und C. coli. Nach mehr oder weniger heftigem Verlauf heilt die Darminfektion („selbstlimitierend“) meist von selbst aus. Bei starken Durchfällen sind medizinische Maßnahmen, wie Elektrolytausgleich und Flüssigkeitsersatz erforderlich, gelegentlich eine antibiotische Therapie, z. B. mit Makroliden.


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Die Bakterien

Die Campylobacter-Enteritis wird durch verschiedene Campylobacter-Spezies hervorgerufen. Dies sind S-förmige oder spiralige kleine Bakterien bis 5 μm Länge, die Gram-negativ und durch eine polare Geißel (Flagelle) beweglich sind. Sie haben ein kleines Genom von 1,7 Mbit, bilden keine Sporen und sind nur zu wenigen Stoffwechselprozessen befähigt. Sie können keine Kohlenhydrate vergären und keine komplexen Verbindungen abbauen. Verschiedene Virulenzfaktoren bewirken unterschiedliche Verläufe. (1)J Infect Dev Ctries. 2009 Mar 1;3(2):74-82. DOI: 10.3855/jidc.52 . PMID: 19755734.

Ein Reservoir befindet sich in Geflügel, Rindern, Schafen und Schweinen, von wo sie übertragen werden, vor allem in Entwicklungsländern, in denen ein nationales Überwachungsprogramm nicht existiert. Rohe, unpasteurisierte Milch ist über eine fäkale Kontamination eine häufige Ursache einer Übertragung und vielfach Ursache endemischer Ausbrüche. (2)Br Med J (Clin Res Ed). 1981 Apr 25;282(6273):1374-6. doi: 10.1136/bmj.282.6273.1374. PMID: … Continue reading (3)Epidemiol Infect. 2020 Jan 31;148:e13. doi: 10.1017/S0950268820000096. PMID: 32000879; PMCID: … Continue reading

Klinik

Die Campylobacter-Enteritis verläuft in verschiedenen Stadien ab.

Prodromi: Nach Aufnahme von mit Campylobacter-Bakterien verunreinigten Nahrungsmitteln kommt es oft zu ersten Symptomen, die der eigentlichen Durchfallkrankheit vorausgehen können. In solch einem „Prodromalstadium“ können Kopfschmerzen, rheumatische Muskelbeschwerden und Fieber auftreten.

Vollbild der Darminfektion: Nach weiteren 1-5 Tagen folgen profuse Durchfälle verbunden mit Bauchkrämpfen. Sie sind meist wässrig und können blutig sein. Die akute Durchfallphase dauert unbehandelt bis zu 10 Tagen. Gelegentlich entwickelt sich das Bild einer „Pseudoappendizitis“ (es ähnelt dem einer „Blinddarmentzündung“).

Paraentzündliche Komplikationen: Ohne direkte Einwirkung des Campylobacter-Bakterien können reaktive Gelenkentzündungen (Arthritiden) entstehen, ebenso ein Erythema nodosum, sehr selten eine aufsteigende Lähmung im Sinne eines Guillain-Barré-Syndroms. Diese Komplikationen sind durch eine abnorme Immunreaktion bedingt und treten erst 1-2 Wochen nach der Infektion auf.

Dauer: Der Verlauf ist in der Regel nach einer Dauer von 1-2 Wochen selbstlimitierend.

Diagnostik

Campylobacter lässt sich mikrobiologisch nachweisen; seine verschiedenen Spezies lassen sich molekularbiologisch differenzieren.

Ein Anstieg des Antikörpertiters (IgM) gegen Campylobacter beweist eine aktuelle Infektion über die Immunantwort des Wirts.

Therapie

Symptomatische Behandlung (Flüssigkeits- und Elektrolytausgleich). In schweren Fällen können Makrolidantibiotika sinnvoll sein. Insbesondere wird Erythromycin hohe Effektivität bescheinigt, ebenso Ciprofloxacin; sie sind meist die Antibiotika der ersten Wahl. (4)J Infect Dev Ctries. 2009 Mar 1;3(2):74-82. doi: 10.3855/jidc.52. PMID: 19755734. Gegen einige Antibiotika entwickeln sich rasch Resistenzen, so gegen Beta-Laktam-Antibiotika, Fluochinolone, und Tetrazycline. (5)Pril (Makedon Akad Nauk Umet Odd Med Nauki). 2019 Oct 1;40(2):73-80. doi: … Continue reading

 

Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 

 

Literatur

Literatur
1 J Infect Dev Ctries. 2009 Mar 1;3(2):74-82. DOI: 10.3855/jidc.52 . PMID: 19755734.
2 Br Med J (Clin Res Ed). 1981 Apr 25;282(6273):1374-6. doi: 10.1136/bmj.282.6273.1374. PMID: 6786504; PMCID: PMC1505000.
3 Epidemiol Infect. 2020 Jan 31;148:e13. doi: 10.1017/S0950268820000096. PMID: 32000879; PMCID: PMC7019543.
4 J Infect Dev Ctries. 2009 Mar 1;3(2):74-82. doi: 10.3855/jidc.52. PMID: 19755734.
5 Pril (Makedon Akad Nauk Umet Odd Med Nauki). 2019 Oct 1;40(2):73-80. doi: 10.2478/prilozi-2019-0017. PMID: 31605592.