SIRT – TARE

Artikel aktualisiert am 23. Februar 2024

SIRT ist das Akronym für „Selective Internal Radiation Therapy“. Die Methode ist in Abwandlungen inzwischen weit verbreitet. Sie wird auch als „Transarterial radioembolization“ (TARE) bezeichnet und vorwiegend zur Behandlung einzelner Lebertumore eingesetzt.

Die superselektive Yttrium-90-Radioembolization mit Mikroshpären (Mikrokügelchen) ist eine etablierte Therapie und kann zur Behandlung einzelner Lebertumore, zum Downstaging mit Ziel einer nachfolgenden Operation (z. B. „bridging-to-transplant“) sowie zur palliativen Behandlung von nicht durch eine Operation heilbaren Lebertumoren eingesetzt werden. Bei solitären Tumoren in der Leber hat sie gute ablative Erfolge. (1)Clin Transl Oncol. 2022 May;24(5):796-808. DOI: 10.1007/s12094-021-02745-z

Neben Yttrium-90 (90Y-TARE) wird seit 2015 auch zunehmend Holmium-166 für TARE (166Ho-TARE) verwendet. Der Unterschied besteht in der Halbwertszeit der radioaktiven Verbindungen (166Ho 26,8 Stunden vs. 90Y 64,1 Stunden) und damit der Möglichkeit einer höheren Gewebedosis. (2)Biomedicines. 2023 Jun 26;11(7):1831. doi: 10.3390/biomedicines11071831.

Lebertumor


Beschreibung

SIRT ist ein strahlentherapeutisches Verfahren zur Behandlung von Lebertumoren mithilfe einer angiographischen selektiven Injektion von Yttrium-90-Mikrosphären (ß-Strahler). Dabei wird der ß-Strahler über einen durch die Leistenarterie (Femoralarterie, A. femoralis) in eine Segmentarterie der Leberarterie (A. hepatica) eingelegten Katheter zielgenau appliziert (3)J Exp Clin Cancer Res. 2007 Dec;26(4):561-70. Die Bestrahlung kann so hoch dosiert auf ein kleines Volumen beschränkt werden. Es wurde jedoch auch die gesamte Leber in die Bestrahlung einbezogen. (4)Am J Clin Oncol. 2008 Jun;31(3):271-9 Die innere Bestrahlung führt laut bildgebenden Verfahren zu einer Tumorverkleinerung. Besonders sensitiv bezüglich der Erfolgsabschätzung ist die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) mit (18)F-FDG. Die Verträglichkeit wird als gut beschrieben. Vielfach kann eine Lebensverlängerung erzielt werden.

Indikationen

Das Verfahren wurde erfolgreich angewendet bei nicht-operablen Tumoren in der Leber. Positive Erfahrung in kleinen Studien bestehen beim hepatozelluläres Karzinom und andere Lebertumoren (5)World J Gastroenterol. 2015 Jul 21;21(27):8271-83. DOI: 10.3748/wjg.v21.i27.8271 (6)Cardiovasc Intervent Radiol. 2021 Jan;44(1):21-35. DOI: 10.1007/s00270-020-02642-y sowie bei Metastasen verschiedener Tumore, deren Metastasen in der Leber häufig solitär auftreten, wie beim kolorektalen Karzinom  (7)Int J Radiat Oncol Biol Phys. 2006;66(2 Suppl):S62-73.

  • Beim nicht operablen hepatozellulären Karzinom (Leberkrebs) führt eine Y90-Radioembolisation zu einer Lebensverlängerung, die durch Sorafenib nicht weiter verbessert wird. (8)Cancers (Basel). 2020 Apr 7;12(4):897. doi: 10.3390/cancers12040897 Das gepoolte Überleben 1 und 3 Jahren nach TARE wurde zu 63% und 27% errechnet. (9)Oncotarget. 2016 Nov 1;7(44):72343-72355
  • Bei einzelnen Metastasen eines kolorektalen Karzinoms kann eine Radioembolisation mit Y90-TARE  (10)Clin Transl Oncol. 2023 Sep 25. doi: 10.1007/s12094-023-03299-y als Vorbereitung einer operativen Resektion infrage kommen.
  • Beim nicht resezierbaren intrahepatischen cholangiolären Karzinom (Gallenwegskrebs) kann in geeigneten Fällen eine Radioembolisation erwogen werden. (11)Cardiovasc Intervent Radiol. 2021 May;44(5):728-738 (12)Technol Cancer Res Treat. 2023 Jan-Dec;22:15330338231155690. DOI: 10.1177/15330338231155690
  • Absiedlungen neuroendokriner Tumoren können in geeigneten Fällen durch Radioembolisation palliativ auf diese Weise behandelt werden. (13)Digestion. 2009;79(3):137-42. DOI: 10.1159/000209849. (14)Cardiovasc Intervent Radiol. 2012 Apr;35(2):334-42

Die meisten anderen Tumoren, einschließlich Magenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Brustkrebs, Lungenkrebs, häufig auch neuroendokrine Tumore und Melanome, metastasieren meistens disseminiert und kommen für die SIRT-Methode daher kaum oder nicht infrage.


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Verweise

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Literatur

Literatur
1Clin Transl Oncol. 2022 May;24(5):796-808. DOI: 10.1007/s12094-021-02745-z
2Biomedicines. 2023 Jun 26;11(7):1831. doi: 10.3390/biomedicines11071831.
3J Exp Clin Cancer Res. 2007 Dec;26(4):561-70
4Am J Clin Oncol. 2008 Jun;31(3):271-9
5World J Gastroenterol. 2015 Jul 21;21(27):8271-83. DOI: 10.3748/wjg.v21.i27.8271
6Cardiovasc Intervent Radiol. 2021 Jan;44(1):21-35. DOI: 10.1007/s00270-020-02642-y
7Int J Radiat Oncol Biol Phys. 2006;66(2 Suppl):S62-73
8Cancers (Basel). 2020 Apr 7;12(4):897. doi: 10.3390/cancers12040897
9Oncotarget. 2016 Nov 1;7(44):72343-72355
10Clin Transl Oncol. 2023 Sep 25. doi: 10.1007/s12094-023-03299-y
11Cardiovasc Intervent Radiol. 2021 May;44(5):728-738
12Technol Cancer Res Treat. 2023 Jan-Dec;22:15330338231155690. DOI: 10.1177/15330338231155690
13Digestion. 2009;79(3):137-42. DOI: 10.1159/000209849.
14Cardiovasc Intervent Radiol. 2012 Apr;35(2):334-42