Lymphozytäre Kolitis

Artikel aktualisiert am 27. Dezember 2018

Die lymphozytäre Kolitis ist eine Sonderform einer Dickdarmentzündung (Kolitis), die nicht durch eine akute bakterielle oder virale Infektion zu erklären ist. Sie wurde erst 1980 durch Read zum ersten Mal beschrieben. [1]  Typisch ist eine Infiltration der Schleimhaut (Mukosa inklusive des Epithels) des Dickdarms mit Lymphozyten. (1) 2017 Nov;13(11):671-677.


Häufigkeit

Die lymphozytäre Kolitis galt bisher als deutlich seltener als die Kollagenkolitis: bis 1995 waren nur 60 Fälle veröffentlicht worden. Inzwischen wurde festgestellt, daß sie etwa 3x häufiger vorkommt. Frauen sind fast 3x häufiger betroffen als Männer. Die mittlere jährliche Inzidenzrate soll 1,2 auf 100.000 Einwohner betragen. [2]

In einer Zusammenstellung (2) 2004 Apr;53(4):536-41. betrug das

  • Verhältnis von Frauen zu Männern 2,4: 1; das
  • Erkrankungsalter lag bei 59 (48-70) Jahren.

Entstehung

Ursache und Entstehung sind weitgehend unbekannt. Durch einen Auslöser kommt es in der Dickdarmschleimhaut zu einer Ansammlung von Lymphozyten (über 10%), die sich als überwiegend CD8-Suppressorzellen erweisen. Autoimmune Mechanismen werden vermutet.

Ausgelöst wird die Erkrankung möglicherweise durch einen gastrointestinalen Infekt.

Die wässrige Diarrhö kommt wahrscheinlich durch eine mangelhafte NaCl- und Wasserresorption im Kolon zustande.

Klinik

Laut einer Zusammenstellung fanden sich folgende Charakteristika:

  • Durchfall trat in 96%,
  • Bauchschmerzen in 47% und
  • Gewichtsverlust in 41% auf.

Der Verlauf war

  • bei 30% chronisch intermittierend,
  • bei 7% chronisch stetig. (3) 2004 Apr;53(4):536-41.

Zwischen einer lymphozytären und einer kollagenen Kolitis gibt es Überschneidungen. Die lymphozytären Kolitis kann aus einer Kollagenkolitis entstehen und umgekehrt. Häufig sind Autoimmunkrankheiten assoziiert (chronische Polyarthritis, Schilddrüsenerkrankung, Sprue); in 25% sind ANA-Titer positiv.

Diagnostik

Auslöser für eine genauere Untersuchung  ist i.d.R. die Angabe von chronischen Durchfällen über 3-4 Wochen hinaus. Insbesondere das nächtliche Aufwachen durch Drang zum Stuhlgang ist alarmierend; denn dann ist die Ursache nicht psychogen oder funktionell zu vermuten sondern organisch. Die Diagnose wird durch eine Koloskopie mit Stufenbiopsien gestellt. Ist der Sichtbefund bei der Darmspiegelung unauffällig, wird eine mikroskopische Kolitis wahrscheinlich, und es sollten dann unbedingt Stufenbiopsien entnommen werden. In der mikroskopischen Untersuchung findet man bei einer lymphozytären Kolitis über 10% Lymphozyten in der Schleimhaut. (4). 2017 Nov; 13(11): 671–677.

Verlauf

Der Spontanverlauf ist gut. Es kommt innerhalb von 1-3 Jahren eist zur einer Normalisierung.

Therapie

Die Behandlung besteht in erster Linie im Absetzen von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR). Heilungsfördernd wirken Mesalazin, Prednisolon und Budesonid, manchmal auch Metronidazol oder Anti-TNF-alpha-Medikamente. (5). 2017 Nov; 13(11): 671–677.

Verweise

Literatur

  • Zins BJ et al. Amer J Gastroenterol 1995; 90: 1394-1400;
  • Schwab d et al. Dtsch med Wschr 1998; 123: 1285-1291;
  • Mühlhöfer A et al. Dtsch med Wschr 1999; 124: 435-440
  1. ? Read NW et al. Gastroenterology 1980; 78: 264-271
  2. ? Fernandez-Banares F. et al. Am. J. Gastroenterol. 1999; 94: 418-423

Literatur

Literatur
1 2017 Nov;13(11):671-677.
2 2004 Apr;53(4):536-41.
3 2004 Apr;53(4):536-41.
4. 2017 Nov; 13(11): 671–677.
5. 2017 Nov; 13(11): 671–677.