Hypothyreose

Artikel aktualisiert am 3. Juli 2017

Hypothyreose bedeutet Unterfunktion der Schilddrüse.


Ursachen

Eine Reihe von Ursachen führen zur Entstehung einer Schilddrüsenunterfunktion. Die wichtigsten sind:

  • Immunthyreoiditis Hashimoto in der chronischen Phase,
  • starker Jodmangel,
  • Z.n. Thyreoidektomie oder Radiojodtherapie,
  • angeborene Fehlbildung (Aplasie, Dysplasie, Hypoplasie),
  • iatrogen medikamentös (übermäßige Thyreostatika-Dosierung),
  • Hypophyseninsuffizienz,
  • selektive Resistenz der HVL-Zellen gegen Trijodthyronin (Versagen der negativen Rückkopplung).

Diagnostik

Die Diagostik hat zu klären,

  • ob eine Schilddrüsenunterfunktion vorliegt, und zudem,
  • welche Ursache ihr zugrunde liegt (s. o.).

Während die Schilddrüsenhormone Trijothyronin (T3) und Thyroxin (T4) in jedem Fall mehr oder weniger erniedrigt sind, lassen sich eine „periphere“ und eine „zentrale“ Unterfunktion durch die Bestimmung des Thyreoidea-stimulierenden Hormons (TSH) differenzieren.

  • Periphere (primäre) Hypothyreose: TSH erhöht, fT3 und fT4 erniedrigt
  • Zentrale (hypophysäre) Hypothyreose: TSH und periphere Hormone erniedrigt

Häufig führt eine Hypothyreose zu weitreichenden Veränderungen von Stoffwechselparametern. So finden sich vor allem eine Fettstoffwechselstörung mit Hypercholesterinämie und Leberverfettung. Diese Veränderungen nachzuweisen sind ebenfalls Aufgabe der Diagnostik.

Eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion kann nach der Geburt rasch manifest werden und bleibende Entwicklungsstörungen des Gehirns zur Folge haben; sie muss umgehend diagnostiziert werden.

Klinik und Symptomatik

Symptome (einzeln oder kombiniert): Hypothermie, Bradykardie, Adynamie, Verlangsamung, Antriebsarmut, Müdigkeit, hohes Cholesterin.

Bei ausgeprägter, lange bestehender Hypothyreose entsteht das Bild eines Myxödems mit teigiger Schwellung des Bindegewebes durch Einlagerungen von Mukopolysacchariden. Solche Einlagerungen können beim Herzen zu einer Kontraktionsschwäche und damit zu einer therapierefraktären Herzinsuffizienz führen.

Prognose

Sie ist bei suffizienter Therapie gut. Bei lange bestehender Hypercholesterinämie können jedoch Folgeschäden wie eine koronare Herzkrankheit die Prognose einschränken.

Therapie

Die Behandlung erfolgt durch Substitution von Schilddrüsenhormonen (bis etwa 100 – 150 Mikrogramm L-Thyroxin/die, einschleichend). Die Kontrolle erfolgt durch Überprüfung der klinischen Symptome und der anamnestischen Beschwerden sowie über die Schilddrüsenparameter.

Liegt eine Autoimmunthyreoiditis (erhöhte Antikörper gegen Thyroperoxidase, TPO-Ab, bzw. Thyreoglobulin (TG-Ab) ) zugrunde, so besteht derzeit keine praktikable Möglichkeit, über ihre Behandlung eine Besserung der Hypothyreose zu erreichen.

Hypothyreose in der Schwangerschaft

Schwangerschaftskomplikationen bei Hypothyreose: Eine offene Hypothyreose, die reaktiv zu erhöhten TSH-Werten von > 10 mIU/L, geich ob sie mit einer Erniedrigung von freiem Thyroxin (fT4) assoziiert ist oder nicht, und auch bereits eine subklinische Hypothyreose (Serum-TSH > 2.5 bis 10 mIU/L) mit noch normalem fT4 (Definitionen der ATA (American Thyroid Association) (1)Obstet Gynecol Surv. 2014 Jun;69(6):346-58. doi: 10.1097/OGX.0000000000000075.) führen zu vermehrten Schwangerschaftskomplikationen, wie einer erhöhten Rate an Präeklampsie, Schwangerschaftsdiabetes und vorzeitiger Geburt (2)J Clin Endocrinol Metab. 2013 Jul;98(7):2725-33. doi: 10.1210/jc.2012-4233 (3)J Thyroid Res. 2017;2017:4601365. doi: 10.1155/2017/4601365.. Ziel der Hormonsubstitutionstherapie ist eine Normalisierung des TSH möglichst frühzeitig in der Schwangerschaft.

Hormonbehandlung – Vor- und Nachteile: Eine Hormonbehandlung führte in einer US-amerikanischen Studie an über 5000 schwangeren Frauen mit subklinischer Hypothyreose im Vergleich zu einer Kontrollgruppe zu einer geringeren Zahl von Aborten (Schwangerschaftsverlust) (OR 0,62) aber einer höheren Zahl von vorzeitigen Geburten (OR 1,60) und Präeklampsie (OR 1,61). Wenn die Frauen durch die Hormonsubstitution in einen TSH-Bereich von 4.1-10 mIU/L  gebracht wurden, so war die Reduktion des Schwangerschaftsverlusts mit eine OR von 0,45 besonders ausgeprägt,  wohingegen TSH-Werte unter Therapie im Bereich von 2.5-4.0 mIU/L nicht zu einer Reduktion der Schwangerschaftsabbrüche (OR 0,91) führte. Wegen gegensätzlicher Effekte auf den Schwangerschaftsverlauf ist nach Auffassung der Autoren eine Optimierung der Hormonsubstitution durch weitere Studien erforderlich (4)BMJ. 2017 Jan 25;356:i6865. doi: 10.1136/bmj.i6865..

Hypothyreose in der Schwangerschaft oft vorübergehend: Eine subklinische Hypothyreose, die während einer Schwangerschaft erkannt wird, ist nicht immer dauerhaft. In einer Nachverfolgungsstudie wurde bei 12,4% der erfassten 523 Schwangeren leicht erhöhte TSH-Werte (TSH >3 mIU/L) gefunden, von denen 75,4% eine normale Schilddrüsenfunktion auffwiesen (normale fT3- und fT4-Werte). Nach der Geburt behielten 1/4 erhöhte TSH-Werte und nicht alle waren therapiewürdig, 3/4 normalisierten sich. Die Autoren folgern, dass die Schilddrüsenwerte nach der Geburt nachverfolgt werden sollten; eine Weiterführung einer hormonellen Subsitutionstherapie sollte nicht automatisch erfolgen (5)J Clin Endocrinol Metab. 2013 Dec;98(12):E1941-5. doi: 10.1210/jc.2013-2768.


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Verweise

Literatur

Literatur
1Obstet Gynecol Surv. 2014 Jun;69(6):346-58. doi: 10.1097/OGX.0000000000000075.
2J Clin Endocrinol Metab. 2013 Jul;98(7):2725-33. doi: 10.1210/jc.2012-4233
3J Thyroid Res. 2017;2017:4601365. doi: 10.1155/2017/4601365.
4BMJ. 2017 Jan 25;356:i6865. doi: 10.1136/bmj.i6865.
5J Clin Endocrinol Metab. 2013 Dec;98(12):E1941-5. doi: 10.1210/jc.2013-2768