Die EBV-Hepatitis ist eine infektiös-entzündliche Mitbeteiligung der Leber bei der infektiösen Mononukleose (Pfeiffersches Drüsenfieber). Sie wird durch das Ebstein-Barr-Virus (EBV) ausgelöst.

Erreger


Erreger ist das Epstein-Barr-Virus (EBV); es ist ein DNA-Virus und gehört zur Gruppe der Herpesviren. Ursprünglich wurde es in Burkitt-Lymphomen entdeckt.

Infektionsweg

Eine EBV-Infektion kommt durch Austausch von Körperflüssigkeiten bei engem Kontakt (Kusskrankheit, „kissing disease“), extrem selten durch Transfusionen zustande.

Inkubationszeit

Es dauert etwa 5 bis 7 Wochen bis Fieber beginnt und eine Transaminasenerhöhung auffällt.

Auftreten

Eine EBV-Infektion tritt vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 25 Jahren auf. Die Mehrzahl der Infektionen verläuft inapparent oder leicht, ein kleiner Teil langwierig und bezieht die Leber mit ein. Es kann sich eine Gelbsucht entwickeln.

Krankheitsdauer

Bei leichtem Verlauf ist die Erhöhung der Transaminasen nach einige Tagen rückläufig. Die Rückbildung insbesondere des Ikterus kann aber auch einige Wochen oder gar Monate dauern. Eine Leber- und Milzvergrößerung ist manchmal noch nach vielen Monaten nachweisbar, wenn die Leberwerte längst wieder normal geworden sind.

Klinik

Eine frische EBV-Infektion mit Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen; es folgen Fieber bis 40°C, Kopfschmerzen, Rachenangina, Gaumenenanthem, zervikale und submandibuläre Lymphknotenschwellungen. (Siehe auch unter Pfeiffersches Drüsenfieber). Später kommt es bei schwererem Verlauf zu generalisierten Lymphknotenvergrößerungen, Diarrhö und einem Erscheinungsbild wie beim „akutem Bauch“; es können Petechien auftreten.

Eine Schwellung von Leber und Milz (Hepatosplenomegalie) kann auftreten, die diskret, aber auch ausgeprägt sein und über viele Monate anhalten kann. Dabei entwickelt sich häufig ein Ikterus.

Häufig entsteht bei einer EBV-Infektion auf Ampicillin oder Amoxicillin, ein Arzneimittelexanthem!

Diagnostik

Ausgangspunkt der Diagnostik sind die typischen Symptome von Rachenentzündung, Fieber, Lymphknotenvergrößerungen, besonders auffällig am Hals und Kieferwinkel und eine Milzvergrößerung. Die Diagnose wird durch einen positiven Antikörpertest im Serum gestellt. Die Laborwerte sind für eine Virusinfektion und eine Leberentzündung typisch, sonst aber unspezifisch. Der Zusammenhang mit jugendlichem Alter lässt gleich an die Diagnose denken.

Labor

Relative Lymphozytose 12 bis18 Tage nach Beginn der Erkrankung, atypische Lymphozyten (> 20 %); Erhöhung der Leberwerte, insbesondere der Transaminasen (GPT höher als GOT) und oft auch des Bilirubins.

Sonographie

Die Ultraschalluntersuchung des Bauchraums ergibt den Befund einer entzündlichen (flüssigkeitsreichen) Hepatosplenomegalie.

Differentialdiagnose

Infektiöse Hepatitis

Eine Virushepatitis anderer Genese ist durch die Hepatitisserologie abzugrenzen.

Weitere

Es kommen Infektionen mit Cytomegalie– oder Adenoviren, Masern, Herpesviren oder Toxoplasmose in Betracht. Die Diagnostik umfasst Blutkulturen bzw. Antikörpernachweise im Serum.

Therapie

Die Therapie der EBV-Hepatitis ist symptomatisch, in schweren Fällen kommen Kortikosteroide in Betracht. Eine ursächliche Therapie steht nicht zur Verfügung.

Verlauf

In den meisten Fällen verläuft die infektiöse Mononukleose nach etwa 2 Wochen selbstlimitierend. Manchmal dauert die Besserung über einen Monat. Selten wird ein über Monate gehender oder sogar chronischer Verlauf beobachtet, bei dem die Infektion nicht durch das Immunsystem kontrolliert werden kann. Immer wieder kann es fluktuierend zu Verschlechterungen oder auch zu einem fulminanten Verlauf mit tödlichem Ausgang kommen. Eine solche Erkrankung wird als chronisch aktive EBV-Erkrankung (CAEBV) bezeichnet. Bei ihr findet sich eine verminderte Zahl EBV-spezifischer T-Zellen.  (1)Front Immunol. 2017 Dec 22;8:1867. doi: 10.3389/fimmu.2017.01867. PMID: 29375552; PMCID: PMC5770746.

Prophylaxe

Es ist noch kein Impfstoff erhältlich. Für die Vorbeugung einer EBV-Hepatitis kann nur eine Verhaltensaufklärung hilfreich sein: kein Kusskontakt mit (jungen) Menschen, die kürzlich Pfeiffersches Drüsenfieber durchgemacht haben oder die unerklärte Lymphknotenschwellungen haben.

Komplikationen

Folgende Komplikationen einer EBV-Hepatitis sin zwar selten, müssen bei der klinischen Kontrolle solch einer Erkrankung immer bedacht werden:

  • Milzruptur, wenn sich die Milz stark vergrößert,
  • Hirnhautentzündung (Meningitis) zusammen mit einer Entzündung des Gehirns (Enzephalitis),
  • Nervenentzündung (Polyneuritis),
  • Entzündung der Herzhaut (Perikarditis),
  • Mangel an Blutplättchen mit Hautblutungen (thrombozytopenische Purpura).

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Verweise

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