Blutsenkungsgeschwindigkeit
Die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG, auch Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit, BKS, oft nur kurz „Senkung“) ist ein Übersichtsparameter, der unspezifisch ist und besagt, dass etwas im Körper nicht in Ordnung ist. Die BSG wird bestimmt, indem ungerinnbar gemachtes Blut in ein Senkungsröhrchen von 20 cm Höhe gefüllt wird und für 1 Stunde stehen gelassen wird. In dieser Zeit senken sich die Zellbestandteile (im Wesentlichen die roten Blutkörperchen) allmählich ab.
Eine fehlende BSG-Erhöhung schließt eine ernsthafte Krankheit nicht aus. Umgekehrt jedoch ist jede unerklärte BSG-Erhöhung eine Indikation für eine Diagnostik.
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Referenzwert
Die BSG liegt normalerweise im Bereich von 4 – 10 mm/Stunde.
Erhöhte Werte
Ein Anstieg der BSG ist abhängig von der Produktion von „Akute-Phase-Proteinen“ und reagiert in Tageszeiträumen. Zur kürzerfristigen Kontrolle sind CRP, Procalcitonin und Interleukin-6 (siehe hier) besser geeignet. Die BSG reagiert mit einer Erhöhung auch durch Anstieg der Gamma-Globuline.
Eine Erhöhung der BSG kommt vor bei
- Infektionen (besonders stark erhöht bei einer Sepsis),
- Tumorkrankheiten, speziell beim Hodgkin-Lymphom, bei Non-Hodgkin-Lymphomen (inklusive Plasmozytom und Morbus Waldenström) und bei Tumoren mit starken Allgemeinreaktionen,
- Autoimmunkrankheiten (Krankheiten, bei denen sich der Körper über sein Immunsystem selbst angreift).
Eine „Sturzsenkung“ ist eine äußerst rasche Senkung der Zellsäule im Senkungsröhrchen (über 80 – 90 mm in der ersten Stunde); sie kommt vor bei bösartigen Tumoren, insbesondere bei malignen Lymphomen mit Paraproteinen (multiples Myelom, Morbus Waldenström), und Autoimmunkrankheiten.
Erniedrigte Werte
Eine ungewöhnlich niedrige BSG (unter 5 mm) gibt es z. B. bei einer Gelbsucht mit Hyperbilirubinämie (erhöhte Bilirubinwerte im Blut) oder einer Hypogammaglobulinämie (erniedrigte Gamma-Globulin-Werte im Blut; die Gamma-Globuline können in einer Elektrophorese bestimmt werden).
Weitere Aussagemöglichkeiten

Das BSG-Steigröhrchen ermöglicht die Beobachtung folgender Zeichen, die auf spezielle Krankheiten oder pathophysiologische Umstände hindeuten können:
- Gelbes Serum (ikterisches Serum): Ikterus bei Gallestau (Cholestase) oder Blutzerfall (Hämolyse)
- Gelblich-milchiges Serum (lipämisches Serum): Hinweis auf Fetttröpfchen im Blut (Chylomikronämie)
- Schleiersenkung: unscharfe Grenze zwischen Säule der roten Blutkörperchen und Serum als Zeichen einer massiv vermehrten Blutnachbildung (Retikulozytenkrise, z. B. bei einer Hämolyse).
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Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).