Das Chikungunya-Fieber ist eine Viruskrankheit, die sich sporadisch in den Tropen und Subtropen ausbreitet und meist selbst-limitierend verläuft.  Sie geht mit Fieber und heftigen Gelenkschmerzen einher. Im Rahmen der Klimaerwärmung muss auch in den Mittelmeerländern Europas mit einer Ausbreitung gerechnet werden. (1)Viruses. 2022 May 5;14(5):969. DOI: 10.3390/v14050969


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Erreger


Erreger des Chikungunya-Fiebers ist ein RNA-Virus (CHIKV) des Genus Alphavirus aus der Familie der Togaviridae. Übertragen wird das Virus durch Aedes-Mücken (Tigermücken).

Epidemiologie

Das Virus wurde 1953 erstmals isoliert. Entdeckt wurde es anlässlich eines epidemischen Dengue-ähnlichen Fiebers an der Grenze zwischen Tansania und Mozambique. (2) J Hyg (Lond). 1956 Jun;54(2):177-91 „Chikungunya“ bedeutet in der dort gesprochenen Stammessprache „das, was sich verbiegt“, was auf die gebeugte Haltung durch die arthritischen Beschwerden hinweist.

Seither gab es verschiedene Ausbrüche des Chikungunya-Fiebers mit epidemischer Ausbreitung in allen tropischen Gebieten der Welt, vor allem in Afrika, dem indischen Subkontinent inklusive der Inselgruppen der Philippinen, Malaysias und Indonesiens. (3)J Infect Dev Ctries. 2009 Dec 15;3(10):744-52 (4)Curr Opin Infect Dis. 2010 Oct;23(5):438-44 Auch in Italien wurde 2007 wurde eine lokale Infektionswelle – wahrscheinlich ausgehend von einem infizierten Reisenden aus Indien – ausgelöst, befördert durch eine hohe Dichte an asiatischen Tigermücken (Aedes albopictus). Im Ort seiner Verwandten, die er besuchte, kam es zu einem Ausbruch bei 205 Personen. (5) Lancet. 2007 Dec 1;370(9602):1840-6 (6)J Infect Dev Ctries. 2009 Dec 15;3(10):744-52 Während eines Ausbruchs auf La Reunion im Indischen Ozean mit mehr als 244000 Infizierten kam es zu 123 schweren Verläufen. Auf 203 Todesscheinen wurde Chikungunya-Fieber mit vermerkt. (7)Am J Trop Med Hyg. 2007 Oct;77(4):727-31

Typisch für das Chikungunya-Fieber waren bisher einzelne Ausbrüche, die durch längere Ruhephasen unterbrochen waren. In Indien ist nach einer Ruhezeit von 32 Jahren fast jeder Landesteil endemisch betroffen. In zirkulierenden Virusstämmen wurden mehrere Mutationen identifiziert. (8)Front Microbiol. 2021 Jun 24;12:695173. DOI: 10.3389/fmicb.2021.695173

Symptomatik und Verlauf

Das Chikungunya-Fieber beginnt plötzlich mit

  • akutem Krankheitsgefühl,
  • hohem Fieber,
  • heftigen Gelenkschmerzen (Arthralgien), praktisch immer beteiligt und gelegentlich lang anhaltend,
  • makulopapulöse Hautrötung: erscheint etwa 3 Tage nach Krankheitsbeginn.

Die meisten Infektionen heilen innerhalb einer Woche von selbst; die Arthralgien verschwinden nach im Mittel 6 Tagen. (9)Am J Trop Med Hyg. 2014 Mar;90(3):410-7 Eine hohe Virämie sowie das frühe Erscheinen neutralisierender IgG3-Antikörper deuten auf eine hohe Chance einer Selbstlimitierung, eine geringe Virämie sowie eine verzögerte und geringere Antikörperbildung dagegen auf einen prolongierten Verlauf. (10)J Infect Dis. 2012 Apr 1;205(7):1147-54 In einigen Fällen kommt es zu einem deutlich verlängerten Verlauf mit anhaltenden Arthralgien. (11)Travel Med Infect Dis. 2021 Nov-Dec;44:102168. DOI: 10.1016/j.tmaid.2021.102168

Genetische Unterschiede: Die Erkrankung verläuft aufgrund genetischer Bedingungen der Infizierten sehr unterschiedlich. Eine Rolle für die Ausprägung der arhritischen Reaktionen spielen der Genotyp des CRP, Anti-CCP-Antikörper, IL-2R- und von COMP (cartilage oligomeric matrix protein). (12)Virus Res. 2022 Nov 7;323:198998. doi: 10.1016/j.virusres.2022.198998

Differenzialdiagnosen

Das klinische Bild ähnelt dem verschiedener Falvivirus-Infektionen und anderer viraler Tropenkrankheiten, wie dem Dengue-Fieber. Auch Malaria, Leptospritose und Röteln können differenzialdiagnostisch in Frage kommen.

Diagnostik

Die als Reaktion auf eine CHIKV-Infektion gebildeten IgM- und IgG-Antikörper sind ein guter Hinweis auf das Chikungunya-Fieber, wenngleich sie nicht sehr spezifisch sind. Am empfindlichsten und spezifischsten ist der Nachweis der Virus-RNA durch RT-PCR. (13)Clin Vaccine Immunol. 2015 Mar;22(3):291-7

Therapie

Eine ursächliche Behandlung wie auch eine vorbeugende Impfung stehen nicht zur Verfügung. (14)Viruses. 2022 May 5;14(5):969. DOI: 10.3390/v14050969 Die Behandlung erfolgt rein symptomatisch mit Analgetika, Antipyretika und NSAR. Bei schlechtem Ansprechen kann Chloroquin eine Therapieoption darstellen. (15)S Afr Med J. 1984 Aug 11;66(6):217-8 (16)Res Rep Trop Med. 2022 Dec 16;13:55-66. DOI: 10.2147/RRTM.S370046

Verweise

 

 

Literatur[+]