Kardioversion

Artikel aktualisiert am 15. April 2019

Kardioversion (umgangssprachlich: Defibrillation) bedeutet Überführung eines völlig unregelmäßigen, d. h. absolut arrhythmischen Herzrhythmus in einen regelmäßigen, durch den Sinusknoten des Herzens bestimmten Rhythmus.


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Indikation

Als Indikation für eine Kardioversion gilt meist eine „symptomatische“ absolute Arrhythmie. Ziele sind eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit, eine Beherrschung unangenehmer Empfindungen und eine Senkung des Schlaganfallrisikos.

Voraussetzungen

  • Voraussetzungen für eine Kardioversion sind meist konservative Versuche der Behandlung einer zugrunde liegenden Krankheit, so z. B. einer Hyperthyreose oder einer Myokarditis. Deren Therapieerfolg wird meist abgewartet.
  • Der Vorhofdurchmesser sollte nicht mehr als 5,5 cm betragen.
  • Das Vorhofflimmern sollte nicht länger als 48 Stunden bestehen; anschließend steigt das Risiko einer Gerinnselbildung im linken Vorhofohr und damit das eines Schlaganfalls.
  • Besteht das Vorhofflimmern länger, so sollte ein Gerinnsel im linken Vorhof durch ein „Schluckecho“ (Echokardiographie durch die Speiseröhre) ausgeschlossen werden. Wenn diese Untersuchung abgelehnt wird oder wenn ein Vorhofthrombus diagnostiziert wird, so sollte vor einer geplanten Kardioversion eine Antikoagulation eingeleitet und anschließend 3 bis 4 Wochen zugewartet werden.

Durchführung

Eine Rhythmisierung des Herzens lässt sich medikamentös oder durch eine Elektrotherapie (Elektrokonversion) erreichen.

  • Medikamente, die häufig eingesetzt werden, sind Propafenon, Ajmalin, Amiodaron und Chinidin (siehe unter Antiarrhythmika). Alle haben ein erhöhtes Nebenwirkungspotential, das bei einem Rhythmisierungsversuch berücksichtigt werden muss. Die Erfolgsraten liegen im Bereich von etwa 40 bis 95%.
  • Eine elektrische Kardioversion erfolgt durch einen Stromstoß (z. B. von 200 Joule), der durch 2 auf den Brustkorb aufgesetzte Elektroden abgegeben wird, und der die völlig unregelmäßigen Aktionen der einzelnen Regionen der Herzmuskulatur synchronisiert.

Um die Gefahr eines Kammerflimmerns zu vermeiden, wird der Elektroschock EKG-getriggert in Abhängigkeit von der R-Zacke abgegeben.

Eine geplante Kardioversion erfolgt in einer tiefen Sedierung („Schlafspritze“ z. B. mit Propofol). Sie ist bei guten Vorbedingungen in über 90% der Fälle erfolgreich und führt zur Defibrillation (Entfernung der fibrillierenden Aktion der Vorhöfe). Im Sprachgebrauch wird daher bereits die Kardioversion als „Defibrillation“ und das dafür benutzte Gerät als „Defibrillator“ (kurz: Defi) bezeichnet.

Nachbehandlung

Nach erfolgreicher Kardioversion muss Vorsorge für eine dauerhafte Beibehaltung des Sinusrhythmus getroffen werden. Je nach Ursache des Vorhofflimmerns sind die Maßnahmen etwas unterschiedlich, so dass die Medikation individuell eingestellt wird.

Alternativen

Wenn eine Kardioversion nicht zu einem anhaltenden Sinusrhythmus führt, das Herz im wesentlichen gesund ist, und der Patient unter der Arrhythmie leidet (symptomatische absolute Arrhythmie), kann eine Pulmonalvenenisolation erwogen werden.

Leidet der Patient nicht unter der Arrhythmie, oder ist das Herz deutlich vorgeschädigt, so kommt eine Beibehaltung der Arrhythmie unter dauerhafter Antikoagulation (zur Schlaganfallprophylaxe) und Frequenzkontrolle (z. B. mit einem Betablocker) in Betracht. Diese Alternative ist meist risikoärmer als weitere Versuche einer Rhythmisierung.

Verweise

Patienteninfos

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).