Bouveret-Syndrom
Das Bouveret-Syndrom ist eine sehr seltene Magenentleerungsstörung durch einen aus den Gallenwegen stammenden großen Gallenstein, der über eine Gallengangsfistel den Dünndarm erreicht hat. Die bilioduodenale Fistel ist Folge einer chronischen Entzündung und einer Wandischämie, die zu einer Wandperforation zwischen den benachbarten Gebilden des unteren Gallengangs und des Dünndarms mit Gallensteinpassage in den Darm geführt hat. Eine Perforation und Fistelbildung kann auch in den Magen erfolgen, sehr selten ausgehend von der Gallenblase. Der impaktierte Gallenstein ist i.d.R. größer als 2,5 cm. Ältere Frauen sind am häufigsten betroffen. Das Bouveret Syndrom macht weniger als 5% der Fälle eines Dünndarmverschlusses aus. (1)Int Med Case Rep J. 2020 Nov 17;13:651-656. DOI: 10.2147/IMCRJ.S278058 (2)Int J Surg Case Rep. 2022 Apr;93:106918. DOI: 10.1016/j.ijscr.2022.106918.
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Diagnostik
Die Diagnose gründet sich auf die Anamnese mit einer Gallensteinvorgeschichte und einem kulminierenden Ereignis und bildgebende Verfahren. (3)Bouveret’s Syndrome: Literature Review. Cureus. 2018 Mar 10;10(3):e2299. DOI: … Continue reading
- Anamnese: plötzlich aufgetretenes Erbrechen, meist mit heftigen Oberbauchschmerzen verbunden.
- Sonographie: auffällig ist die erkennbare Aerobilie, eine Luftansammlung in den Gallenwegen durch die entstandene bilioduodenale Fistel.
- Gastroskopie: gefüllter Magen, okkludierter Pylorus; cave: Aspirationsgefahr, daher gehört eine Magenspiegelung nicht zu der ersten Diagnostik!
- CT zur weiteren Abklärung der Differentialdiagnosen des akuten Abdomens bzw. akuten Erbrechens.
- MRCP: Dieses bildgebende Verfahren lässt den Perforationsweg und die Lage des ektopen Gallensteins erkennen.
Riglers Triade: Durch die Untersuchungen wird die Triade aus Dünndarmverschluss, Pneumobilie und ektopem Gallenstein vervollständigt.
Therapie
Im Prinzip kommen zwei Therapieverfahren in Betracht:
- endoskopische Befreiung des Pylorus (Lithotrypsie) (4)Ann Hepatol. 2005 Apr-Jun;4(2):132-4.,
- Operation.
Eine interventionelle Endoskopie wird oft als erste Wahl empfohlen. Die Gesamterfolgsrate beträgt etwa 43 % und hängt von der Verfügbarkeit eines geeigneten Lithotrypsieverfahrens ab. Eine Operation (Gastrolithotomie oder Enterolithotomie, einzeitiger oder zweizeitiger Eingriff mit Cholezystektomie) wird individuell ausgewählt. Fistelprobleme bleiben oft postoperativ bestehen. (5)Int Med Case Rep J. 2020 Nov 17;13:651-656. DOI: 10.2147/IMCRJ.S278058
Verweise
Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).
Literatur
↑1 | Int Med Case Rep J. 2020 Nov 17;13:651-656. DOI: 10.2147/IMCRJ.S278058 |
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↑2 | Int J Surg Case Rep. 2022 Apr;93:106918. DOI: 10.1016/j.ijscr.2022.106918. |
↑3 | Bouveret’s Syndrome: Literature Review. Cureus. 2018 Mar 10;10(3):e2299. DOI: 10.7759/cureus.2299 |
↑4 | Ann Hepatol. 2005 Apr-Jun;4(2):132-4. |
↑5 | Int Med Case Rep J. 2020 Nov 17;13:651-656. DOI: 10.2147/IMCRJ.S278058 |