Insulinanaloga
Insulinanaloga sind Abkömmlinge des Humaninsulins, die eine besonders lange oder kurze Wirkdauer haben und gut verträglich sind. Sie wurden gentechnisch für spezielle Indikationen entwickelt und dienen beispielsweise als Sportlerinsulin oder als Langzeitinsulin. (1)PLoS One. 2018 Mar 29;13(3):e0195010. doi: 10.1371/journal.pone.0195010.
Insulintherapie einfach erklärt siehe hier.
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Das Wichtigste
Kurzgefasst |
Insulinanaloga sind technisch hergestellte Medikamente zur Therapie der Zuckerkrankheit. Sie sind entwickelt worden, um sie besser verträglich und für bestimmte Aufgaben geeigneter als Humaninsulin zu machen. So wurden besonders kurz und rasch wirksame Mahlzeiteninsuline, auch als „Sportlerinsuline“ bekannt, sowie auch besonders lang und gleichmäßig wirksame Insuline entwickelt. Insuline tragen alle ein erhöhtes Risiko für Unterzuckerungen und auf Dauer eines Gewichtsanstiegs. Es werden neue Abkömmlinge entwickelt, die ein geringeres Hypoglykämierisiko bergen und die nur 1x pro Woche verabreicht zu werden brauchen. |
Humaninsuline
Insuline werden subkutan (s.c.) oder intravenös (i.v.) appliziert, perspektivisch auch nasal oder als Aerosol inhalativ).
Normales kurz wirksames Humaninsulin (Altinsulin) bildet nach Injektion subkutan im neutralen Milieu Hexamere, die anschließend langsam dissoziieren und damit etwas verzögert wirken. Wirkungseintritt ist etwa nach 20-30 Minuten; die Wirkspitze wird nach 2 Stunden erreicht; die Wirkdauer beträgt bis zu 8-12 Stunden. Durch Zusatzstoffe, die seine Freisetzung verzögern, werden Langzeitinsuline mit verschieden langer Wirkung hergestellt, die mit Altinsulin gemischt zu Präparaten werden, die für die verschiedenen Anforderungen des Zuckerstoffwechsels bereitstehen.
→ Zu Insulin siehe hier.
Insulinanaloga
In einer Zusammenfassung wird geurteilt, dass Insulinanaloga in ihrer Wirksamkeit dem Humaninsulin entsprechen; das gilt auch für ihren Einsatz in der Schwangerschaft. Erstaunlicherweise sollen sie bezüglich einer Hypoglykämie sicherer sein. (2)Expert Opin Drug Saf. 2016 Jul;15(7):963-73. doi: 10.1080/14740338.2016.1182153.
- Das Analog Lispro-Insulin (Humalog) ist ein rekombinantes, gentechnische hergestelltes Insulin (E. coli). Lysin und Prolin in der ß-Kette wurden vertauscht. Es dissoziiert rascher als das Normalinsulin, wird daher rascher resorbiert und entfaltet seine Wirkung schon kurz nach der Applikation (schon nach 15 Minuten). Die Wirkdauer beträgt 4-5 Stunden. Lispro-Insulin eignet sich daher als Mahlzeiteninsulin oder Sportlerinsulin für eine komplementäre Insulintherapie bei Typ-1- und jüngeren Typ-2-Diabetikern. Insulin-Lispro ist strukturell mit dem Insulin-like Growth-factor I (IGF I) verwandt und kann daher an dessen Rezeptoren binden. Daher ist zu bedenken, dass auch mikrovaskuläre und karzinogene Effekte ausgelöst werden könnten. Solche Komplikationen sind bisher nicht bekannt geworden.
- Insulin glargin (Lantus®) ist ein rekombinantes Langzeitinsulin, das bis zu 24 Stunden wirksam ist. Veränderungen in der Aminosäurezusammensetzung sorgen für ein verändertes Löslichkeitsverhalten mit Präzipitation am Injektionsort. Folge ist eine langsame und gleichmäßige Freisetzung. Die Ergebnisse großer Anwendungsbeobachtung zeigen bei Patienten mit Sekundärversagen einer oral medikamentösen oder unbefriedigender Insulintherapie eine Verbesserung der Nüchtern- und postprandialen Glukosewerte bei guter Verträglichkeit und nur 109 Hypoglykämien bei 10258 Patienten. (3)Dtsch Ärztebl 2003;100: 100A 3022-3027 Bei Umstellung von NPH-Insulin auf Insulin glargin sollte anfangs die Dosis auf 80% reduziert und anschließend eine Dosisadaptation vorgenommen werden. Auch für Insulin glargin (wie für jedes Insulinanalogon, das an IGF-Rezeptoren binden kann) müssen Langzeitbeobachtungen ergeben, ob Komplikationen wie mikrovaskuläre (z.B. retinalen) Proliferationen zu gewärtigen sind.
- Insulinanaloga und Krebsrisiko: Glargin bindet stärker an den IGF-1-Rezeptor als normales Insulin, was zu einer erhöhten Proliferationsrate bestimmter Zelltypen führen kann. Es ist abzuwarten, ob ein erhöhtes Krebsrisiko zu befürchten ist. (4)Horm Metab Res. 2008 Jun;40(6):369-74 (5)Endokrynol Pol. 2009 Jan-Feb;60(1):34-9 (6)Diabetes Metab Res Rev. 2007 Nov;23(8):593-9 (7)J Diabetes Res. 2018 Feb 12;2018:2052101. doi: 10.1155/2018/2052101. Beim experimentellen Östrogen-abhängigen Brustkrebs bei Ratten wurde ein Einfluss gefunden. (8)Endocr Connect. 2018 May;7(5):739-748. doi: 10.1530/EC-17-0358. In einem anderen Tiermodell wurde kein Einfluss auf das Brustkrebswachstum nachgewiesen. (9)Diabetologia. 2016 Sep;59(9):2018-25. doi: 10.1007/s00125-016-4000-x.
- Insulin detemir (Levemir®) besitzt ähnliche Eigenschaften. (10)Nutr Metab Cardiovasc Dis. 2016 Dec;26(12):1112-1119. doi: 10.1016/j.numecd.2016.08.002. Für beide Insuline ist ein Langzeitnutzen über den von humanem Verzögerungsinsulin nicht eindeutig nachgewiesen.
- Insulin icodec ist ein neu entwickeltes Langzeitinsulin, welches nur 1x pro Woche verabreicht zu werden braucht. Es weist eine Glukose senkende Fähigkeit und eine ähnlich gutes Risikoprofil auf wie Insulin glargin. Breitere Erfahrungen fehlen noch. (11)N Engl J Med. 2020 Nov 26;383(22):2107-2116. DOI: 10.1056/NEJMoa2022474
→ Siehe auch unter Insuline.
Verweise
Patienteninfos
Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).
Literatur
↑1 | PLoS One. 2018 Mar 29;13(3):e0195010. doi: 10.1371/journal.pone.0195010. |
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↑2 | Expert Opin Drug Saf. 2016 Jul;15(7):963-73. doi: 10.1080/14740338.2016.1182153. |
↑3 | Dtsch Ärztebl 2003;100: 100A 3022-3027 |
↑4 | Horm Metab Res. 2008 Jun;40(6):369-74 |
↑5 | Endokrynol Pol. 2009 Jan-Feb;60(1):34-9 |
↑6 | Diabetes Metab Res Rev. 2007 Nov;23(8):593-9 |
↑7 | J Diabetes Res. 2018 Feb 12;2018:2052101. doi: 10.1155/2018/2052101. |
↑8 | Endocr Connect. 2018 May;7(5):739-748. doi: 10.1530/EC-17-0358. |
↑9 | Diabetologia. 2016 Sep;59(9):2018-25. doi: 10.1007/s00125-016-4000-x. |
↑10 | Nutr Metab Cardiovasc Dis. 2016 Dec;26(12):1112-1119. doi: 10.1016/j.numecd.2016.08.002. |
↑11 | N Engl J Med. 2020 Nov 26;383(22):2107-2116. DOI: 10.1056/NEJMoa2022474 |