Dickdarmdivertikel sind kleine taschenartige Ausstülpungen in der Wand des Dickdarms, die mit dem Alter zunehmen. Unter den Europäern finden sich Divertikel vorwiegend im S-Darm (Sigmoid), bei ostasiatischen Völkern über den gesamten Dickdarm verteilt.

Entstehung


Durchtrittsstelle eines Blutgefäßes durch die Darmwand: dort entsteht ein kleines Divertikel.

Typischerweise entsteht eine solche Ausstülpung als klein „Delle“, die endoskopisch typischerweise an dort zu erkennen ist, wo ein Blutgefäß durch die Muskelschicht der Darmwand unter die Schleimhaut tritt. Diese Muskellücke erweitert sich allmählich und hält dem Druck im Inneren des Dickdarms nicht mehr stand. Die Ausstülpung besitzt daher keine Muskulatur in ihrer Wandung, so dass sie ihren Inhalt nicht ohne weiteres ins Darmlumen entleeren kann. So behalten große Divertikel ihren Inhalt lange und dicken ihn ein. Es entstehen Kotsteine. Gelangen sie ins Darmlumen, so erscheinen sie im Stuhl als harte „Küttelchen“.

Diagnostik

An dieser Durchtrittsstelle eines Blutgefäßes hat sich bereits ein kleines Divertikel gebildet.

Der Nachweis von Divertikeln geschieht endoskopisch und durch bildgebende Verfahren.

Bei einer hoch entzündlichen Darmwand sollten endoskopische oder röntgenologische Verfahren, bei denen der Darm durch Gase oder Kontrastmittel aufgedehnt wird, wegen Perforationsgefahr vermieden werden.

Komplikationen

Häufig bleiben Dickdarmdivertikel lebenslang komplikationslos. Zu den möglichen Komplikationen gehören:

Divertikulitis: In einigen Fällen entwickelt sich um einen Stuhlpfropf in einem Divertikel herum eine Entzündung, die zu vorübergehenden Beschwerden führt. Flaut solch eine Entzündung nicht wieder ab, löst sie Untersuchungen aus, die schließlich die Diagnose einer „Divertikulitis“ ergibt. Ihre Therapie besteht in Antibiotika.

Koloskopie: Kotstein in einem (noch) nicht entzündeten Divertikel.

Divertikelperforation: Große Divertikel sind gegen die Leibeshöhle mit einem nur dünnen Häutchen, dem Peritoneum, abgegrenzt, das platzen kann: es kommt zur Divertikelruptur. Schwelt schon eine längere Zeit zuvor eine Entzündung, so kann der Körper die gefährdete Stelle des Darms  durch Netz oder andere Darmschlingen abdecken. Die Perforation verläuft dann gedeckt („gedeckte Perforation“). Gelingt dem Körper dies nicht, was besonders dann vorkommt, wenn es zuvor keine Entzündung gibt, verläuft die Perforation unabgedeckt („offene Perforation“). Der Divertikelinhalt verbreitet sich in der Leibeshöhle und führt zu einer lokalen oder ausgedehnteren Peritonitis. In jedem Fall entstehen heftige Bauchschmerzen. Kleine gedeckte Perforationen lassen sich durch Antibiotika heilen, größere und offene erfordern eine Operation.

Sickerblutung aus einem Divertikel

Retriperitonealemphysem: Divertikel des Dickdarms können spontan im Rahmen einer Divertikulitis oder im Rahmen einer starken Luftinsufflation bei einer Koloskopie perforieren und zu einem Weichteilemphysem führen, das sich ins Retroperitoneum (Raum hinter der Leibeshöhle) erstreckt. (1)Int J Surg Case Rep. 2013;4(6):531-3. DOI: 10.1016/j.ijscr.2013.01.031. Epub 2013 Mar 14. PMID: … Continue reading

Divertikelblutung: Divertikel bilden sich dort, wo Blutgefäße durch die Darmwand dringen. Eine Entzündung dort (lokale Divertikulitis) kann ein solches Gefäß arrodieren und eine mehr oder weniger starke Blutung auslösen.

Divertikulose

Wenn sich im Dickdarm nicht nur vereinzelte Divertikel, sondern eine Vielzahl von ihnen bildet, entsteht eine Divertikulose. Dazu siehe hier.


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Verweise

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